Schopfheim Da sich abzeichnete, dass die Frage, ob herkömmliche Sanierung des Schwimmbads oder die Umwandlung in ein Naturbad viele Menschen in der Stadt beschäftigen wird, wurde die Sitzung des Gemeinderats vom Rathaus in die Stadthalle verlegt. So groß wie der Andrang, so groß war auch die Reihe der Männer und Frauen, die sich bei der Fragerunde zu Wort melden wollten. Nach 15 Bürgern stoppte Bürgermeister Dirk Harscher die Fragerunde.

  • Fragen und Sorgen: So vielfältig wie die Fragen waren auch die Sorgen um Schopfheims Freibad. Immer wieder wurde der Vorwurf geäußert, dass die Bürger nicht rechtzeitig in die grundsätzlichen Überlegungen einbezogen wurden. Die Wasserqualität in einem Naturbad sorgte ebenso für Bedenken wie die Wassertemperatur. Die Frühschwimmer befürchteten, dass sie nicht mehr am Morgen ihre Runden drehen können, weil das Bad gereinigt werden muss. Ein Familienvater sorgte sich um den Schwimmunterricht für die Kinder, und die beiden Gutachten, die dem Gemeinderat vorlagen, wurden als zu einseitig zugunsten des Naturbads gesehen. „Meint der Rat, hier ausreichende Informationen zu haben, um eine wohlüberlegte Entscheidung zwischen den beiden Varianten zu treffen?“, fragte Jürgen Hinrichs. Die stellvertretende DLRG-Vorsitzende Samira Glombitza bemängelte, dass die Lebensretter nicht in die Vorüberlegungen eingebunden wurde. Viel Beifall erhielt Ulrich Rammelt auf seine Frage, warum die Information der Bürger erst kurz vor der Entscheidung erfolgte. Er forderte, den Beschluss zu vertagen und mit allen Nutzern des Bades ein gemeinsames Projekt zu entwickeln. Eine Bürgerin befürchtete, dass 23¦Grad Wassertemperatur für ältere Schwimmer zu kalt sein könnten und erinnerte den Bürgermeister an ein altes Wahlversprechen, vor einer Grundsatzentscheidung erst die Bürger zu informieren. Auch sie forderte eine Vertagung. Susanne Teipel bezeichnete die geschätzten Kosten eines Naturbads als Sommermärchen. Jürgen Lärche sorgte sich um die Wasserqualität, wenn an heißen Sommertagen viele Menschen eingecremt ins Naturwasser gingen.
  • Die Sicht der Stadt: Bürgermeister Harscher betonte, dass das Schwimmbad für ihn eine Herzensangelegenheit sei. Andererseits sei es eine Freiwilligkeitsleistung und aufgrund der angespannten finanziellen Situation der Stadt sei es nicht möglich, alles auf einem hohen Niveau zu halten. Daher habe man den Planern eine Summe vorgegeben, die noch möglich ist. Für sieben Millionen Euro schlug das Freiburger Büro Fritz eine Sanierung des Beckens mit einer Edelstahlwanne vor. Damit die neue Wasseraufbereitungstechnik nicht den Kostenrahmen sprengt, müssten die Wasserfläche von 1500 auf 1000¦Quadratmeter und drei Schwimmer-Bahnen von 50 auf 25¦Meter verkleinert werden. Die Sanierung des Beckens für Kleinkinder und des Schwimmbadgebäudes sind noch nicht enthalten. Bei der Umwandlung des Bades in eine Anlage mit natürlicher Wasseraufbereitung wäre das gesamte Sanierungspaket für die vorgegebenen sieben Millionen erhältlich.
  • Debatte um Vertagung: Da ihm noch Angaben zur Förderfähigkeit der Sanierung fehlen, und er alternative Planungen und Transparenz vermisst, war für CDU-Sprecher Thomas Kuri ein Beschluss verfrüht. Er forderte eine Beteiligung der Bürger vor einer Entscheidung und beantragte, den Tagesordnungspunkt abzusetzen. „Wenn wir verschieben, wird sich alles verzögern“, mahnte Harscher, „die Technik wird nicht besser“. Der CDU-Antrag wurde bei fünf Befürwortern abgelehnt.
  • Planer und Berater: Die Fragen beantworteten unter anderem der langjährige Bäderchef der Stadt Gaggenau, Manfred Schnaible, der als Berater hinzugezogen wurde, und Naturbad-Planer Hardy Gutmann aus Höchenschwand. Bei allem, meinte der technische Beigeordnete, Thomas Schmitz, werde sich „die Faktenlage der finanziellen Situation der Stadt nicht weg beteiligen lassen“. Er erinnerte daran, dass bereits seit einer Analyse im Jahr 2017 klar ist, dass im Bad ein erheblicher Sanierungsbedarf besteht. Im Blick auf die Kosten habe man keine Wahlmöglichkeit. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass man über zwei Studien diskutiere und nicht über fertige Planungen. Dabei gehe es auch um die Grundsatzfrage, ob man es in Kauf nimmt, dass ein gechlortes Bad deutlich kleiner ist als die bisherige Anlage. „Die Technik ist am Ende. Es ist reines Glück, dass das Bad noch nicht geschlossen wurde“, stellte auch Naturbad-Planer Gutmann fest und versuchte mit dem Hinweis auf seine mehr als 20-jährige Erfahrung in der Planung und im Bau von Schwimmbädern mit natürlicher Wasseraufbereitung, die vielen Zweifel zu zerstreuen. Dabei räumte er unter anderem auch ein, dass ein Naturbad“zwar nur die Hälfte koste, aber in der Pflege aufwendiger sei als ein technisches Bad.
  • Debatte im Rat: Als in der Diskussion Michael Böhler (CDU) fragte, warum das Bad nicht in früheren Jahren bereits Stück für Stück saniert wurde, platzte Harscher der Kragen. Die Stadt habe mit Schulen, Kindergärten, der Straßenunterhaltung und anderem viele Pflichtaufgaben. Harscher: „Man kann nicht nur das Schwimmbad im Blick haben.“ Hildegard Pfeifer-Zäh ist überzeugt vom Naturbad und nimmt an, dass dies „eine Attraktion für die Zukunft“ sein werde. Simon Merschhemke (Grüne) meinte, die Stadt sei zu groß für nur 1000 Quadratmeter Wasserfläche, daher gebe es für ihn keine Alternative zum Naturbad. Auch Rudolf Wasmer (Freie Wähler) will „kein Chlor und keine Chemie“ und sprach sich für das Naturbad aus. Er vertraue den Fachleuten. Karlheinz Markstahler (Freie Wähler) vermisste Empfehlungen des Gesundheitsamtes zum Naturbad. „Wir wollen auf keinen Fall, dass das Bad geschlossen wird, weil die Technik versagt“, betonte Kai Horschig (Freie Wähler). Dass es keine Alternative gibt, bekräftigte Harscher: „Wir müssen jetzt irgendetwas machen.“
  • Abstimmung: Bei fünf Gegenstimmen aus der CDU-Fraktion beschloss der Gemeinderat, die Gesamtsanierung des Bades anzugehen. Dafür sollen sieben Millionen Euro, verteilt auf die Jahre 2026 bis 2028 eingeplant werden. Die Stadt muss nun Förderungen durch Bund und Land prüfen und beantragen. Gleichzeitig muss die Planung als Naturbad ausgeschrieben und auch die Öffentlichkeit beteiligt werden.