Nicolai Ernesto Kapitz

Die Vorschläge, die im neuen Managementplan für das Natura-2000-Gebiet am Belchen niedergeschrieben sind, sorgen vielerorts für Ärger. Im Kleinen Wiesental hat vor allem die Empfehlung für Entsetzen gesorgt, am Nonnenmattweiher ein Bade- und Angelverbot zu verhängen. Besonders ärgert sich darüber Werner Schwald, Neuenwegs Ex-Bürgermeister, Gemeinderat, Weidewart und Pächter der Fischerhütte am Weiher. Er fühlt sich völlig übergangen und fürchtet, dass der Managementplan umgesetzt wird, ohne dass die Gemeinde sich wehren kann.

Das Regierungspräsidium sah sich am Dienstag dann doch zu einer Stellungnahme gezwungen. Nachdem die Inhalte des Managementplans in verschiedenen Gemeinderatssitzungen rund um den Belchen bereits regelrecht zerrupft worden waren, klang die Behörde beschwichtigend: Es seien keine Verbote oder Gebote, die der Entwurf beinhalte, sondern lediglich Vorschläge und Empfehlungen, die noch eng mit der Gemeinde abgestimmt werden müssen.

Werner Schwald übt harsche Kritik am Entwurf des Managementplans für den Belchen.
Werner Schwald übt harsche Kritik am Entwurf des Managementplans für den Belchen. | Bild: Nicolai Kapitz

Einer zieht bei solchen Wortmeldungen skeptisch die Augenbrauen nach oben: Werner Schwald, bis 2009 war er 16 Jahre lang Bürgermeister des damals eigenständigen Neuenweg, er ist seit 40 Jahren Weidewart und seit 20 Jahren Pächter der Fischerhütte, der kleinen Gaststätte in der Nähe des Nonnenmattweihers. „Wir wissen ja, wie schnell solche Pläne zu Verordnungen und dann rechtskräftig werden“, sagt der 65-Jährige. „Da können wir als Gemeinde vielleicht noch eine Stellungnahme abgeben, aber das interessiert hinterher in Freiburg niemanden.“ Werner Schwald ist auch Kleinwiesentäler Gemeinderat und als solcher hat er sich auch an dem Aufschrei in diesem Gremium beteiligt, als in der Sitzung Anfang April bekannt wurde, dass der Managementplan Belchen für den unter strengem Naturschutz stehenden Nonnenmattweiher ein Bade- und Angelverbot fordert.

Zu hoch sei der Besucherdruck, heißt es in dem Schriftstück des Regierungspräsidiums. Die vielen Besucher müssten besser gelenkt werden und die Badegäste sorgten für Verunreinigungen des Wassers, vor allem durch Sonnenmilch. Dadurch sei das empfindliche Ökosystem Nonnenmattweiher gefährdet. Viele Gemeinderäte hatten mehr als deutlich gemacht, dass sie bei den Gedankenspielen um ein Bade- und Angelverbot nicht mitgehen – und Werner Schwald ist wahrscheinlich derjenige darunter, der die Stimmung der Räte und vieler Bewohner im Tal am besten auf den Punkt bringen kann: Naturschutz muss sein, der Nonnenmattweiher ist das bekannteste Naturdenkmal der Gemeinde – aber als solches ist er eben auch ein Besuchermagnet. Und Touristen vergraulen – das ist nicht im Sinne des Kleinen Wiesentals und natürlich auch nicht im Sinne Schwalds als Hüttenwirt. Naturschutz müsse in Einklang mit den Interessen der vielen Besucher gebracht werden – „Verbote bringen da gar nichts“, sagt der Fischerhütten-Pächter.

Zweifel an den Grundlagen

Der Weiher-Kenner zweifelt an, dass der Management-Plan auf fundierten Werten basiert, die direkt am See erhoben wurden. „Wir haben jedenfalls keine schlechte Wasserqualität, was die Güte als Badegewässer angeht“, sagt Schwald. Andere belastbare Messungen gebe es nicht. „Und was an weiteren Punkten in dem Plan steht, trifft nicht zu.“ Im Management-Plan ist zum Beispiel davon die Rede, das Betreten der streng geschützten schwimmenden Torf-Insel im Weiher zu verhindern. Es ist die Rede von durch Badende verursachten Wellenschlag, der die Insel und darauf befindliche Pflanzen gefährdet. „Ich bin fast täglich hier, ich weiß, wie hier der Hase läuft.“ Besucher auf der Insel? Habe er seit Jahren nicht mehr gesehen. Bedrohung der Natur durch Angler? „Ich verkaufe nicht einmal 100 Angelkarten im Jahr.“ Belastung durch Sonnenmilch? Spiele keine große Rolle und Teile des sichtbaren Ölfilms stamme aus Pflanzen. Wellenschlag durch Badende? Da muss Werner Schwald sogar lachen. „Das ist an den Haaren herbeigezogen.“

Dabei ist Schwald durchaus selbst im Naturschutz rund um den See engagiert: Mit der Jugendfeuerwehr organisiert der Alt-Bürgermeister zum Beispiel Müllsammelaktionen. Und als Weidewart kümmert er sich um die Landschaft rund um das Gewässer. „Wir wären ja blöd, wenn wir diesen Weiher nicht genauso erhalten wollen würden, wie er jetzt ist“, erklärt der Fischerhütten-Wirt. Aber die in Freiburg entworfene Verordnung sei überhaupt nicht auf die Bedürfnisse am See abgestimmt. „So etwas kann man wunderbar am Schreibtisch entwerfen, aber es war niemand bei mir und hat sich über die Lage vor Ort informiert“, sagt Werner Schwald. Und schließlich sei er als Weidewart mit seinen Kollegen derjenige, der eventuelle Ver- oder Gebote umsetzen muss. „Ein Ranger oder eine Behörde in Freiburg kann das doch gar nicht kontrollieren, die sind nicht jeden Tag da.“ Bade- und Angelverbot seien allein schon deshalb kaum umsetzbar.

Zwar beobachte er tatsächlich mehr Publikum als früher. „Dass man die Besucherströme besser in den Griff kriegen muss, sehen wir ja ein“, sagt der 65-Jährige. Das müsse aber eher mit Blick auf den an heißen Sommertagen vor allem an Wochenenden und in den Ferien völlig überfüllten Parkplatz und den Autoverkehr passieren und nicht über Verbote direkt am Weiher – „zumal die Badesaison gerade einmal vier Monate lang ist. Den Rest des Jahres sind Wanderer hier, sonst keiner.“ Und von den Besuchern auf der Liegewiese beobachte er regelmäßig „höchstens ein Viertel“, das tatsächlich baden geht. Am Sonntag endet die Frist, in der Bürger zum Entwurf des Managementplans Stellung beziehen können. Werner Schwald hat bereits eine Stellungnahme verfasst – es ist keine wohlwollende. Er hofft, dass die weiteren Schritte mit der Gemeinde abgestimmt werden und das Kleine Wiesental nicht von einem Bade- und Angelverbot am Nonnenmattweiher überrumpelt werden.