Schopfheim Mit einem smarten Grinsen betritt der 34-Jährige den Pétanque-Platz an der Stadthalle in Schopfheim: Matthias Laukart hat bei den Europameisterschaften im Team gegen die favorisierten Italiener und Franzosen den Titel nach Deutschland geholt. Der Erfolg kommt nicht von ungefähr. Der Fahrnauer spielt seit dem 14. Lebensjahr Pétanque und richtet seinen Tagesplan ganz danach aus. An sechs Tagen die Woche beginnt er mit einer Stunde Kraft- und Ausdauertraining, fährt dann zur Arbeit als Servicetechniker für Hightech-Fitnessgeräte und greift abends eineinhalb Stunden zur Kugel. „Hier ist keiner auf meinem Niveau, deshalb trainiere ich meistens alleine“, sagt der Sportler, der seinem Heimatverein Le Cochonnet in Schopfheim dennoch weiterhin eng verbunden ist.

Die Team-Mitglieder sind weit verstreut: Tobias Müller ist aus Oetisheim, Daniel Reichert aus Brühl und Moritz Rosig aus Düsseldorf. Bei den Europameisterschaften im spanischen Santa Susanna bei Lloret de Mar traten Dreier-Teams aus 36 Nationen an. Darunter der amtierende Weltmeister Italien und Frankreich. Zwei Pétanque-Hochburgen, die unter Profibedingungen trainieren und mit Preisgeldern ködern. „Gegen Italien war es besonders spannend“, sagt Laukart. Es stand 11:11, als das deutsche Team einen Doppelpunkt zum Sieg herausholte.

Der Fahrnauer spielt als Tireur eine zentrale Rolle, indem er eine gut platzierte gegnerische Kugel mit einem Wurf wegstößt. Bestenfalls bleibt die eigene Kugel in der Nähe des „Schweinchens“, wie die Zielkugel genannt wird, liegen. Laukart hat sich für das große Turnier neue Kugeln gegönnt: weichere Metallkugeln, die beim Stoß eher an Ort und Stelle liegen bleiben. Die Macken und Dellen zeugen von vielen erfolgreichen Treffern. 680 Gramm wiegt seine Lieblingskugel, passend zu seiner Handgröße.

Die Frage, ob Pétanque oder Boule ein Sport ist, beantwortet Laukart mit einem Schmunzeln. Es sei sogar ein Kopfsport, wenn wechselnder Untergrund in die Flug- und Rollbahn der Kugel einkalkuliert werden muss. Angeschnittene Kugeln mit Effet machen den Unterschied. Gelegen kam dem deutschen Team bei der Europameisterschaft, dass von 13 bis 16 Uhr aufgrund der großen Hitze Spielpause war. „Da gab es für uns die Gelegenheit zur Regeneration“, beschreibt Laukart, wie sie die Franzosen mit Nervenstärke, Teamgeist und Können im Finale mit 13:7 schlagen konnten.

Der Fahrnauer startet für den Pétanque-Bundesligisten aus Horb. Auf Landesebene hat er praktisch alle Meistertitel geholt – im eins gegen eins, zwei gegen zwei, drei gegen drei. Im nächsten Jahr gilt es, den Europameistertitel zwei gegen zwei zu verteidigen. Ein Wermutstropfen gibt es: Der Boule-Platz an der Stadthalle habe keine Toilette. Frühere Lösungen seien gestrichen worden. Die Anfrage für einen kleinen Schuppen für Spielmaterial sei ebenfalls abgelehnt worden. Aber er lässt sich seine gute Laune nicht verderben: „Pétanque ist Meditation.“