Schopfheim „Es war ja zu erwarten“, sagt Bürgermeister Dirk Harscher, „dass sich da Gruppen finden, die dagegen sind. Deshalb ist es jetzt wichtig, dass wir uns äußern.“ Der Grundsatzbeschluss des Gemeinderats vom Juli, das Schopfheimer Freibad in ein Bad mit natürlicher Wasseraufbereitung – etwas verkürzt als Naturbad bezeichnet – umzubauen, hat innerhalb kurzer Zeit eine massive Diskussion in der Stadt und im Umland ausgelöst. In Leserbriefen sind sich in den vergangenen Wochen Befürworter und Gegner des Naturbads gegenseitig angegangen. Dabei geriet auch immer wieder das Rathaus in die Kritik. Das gipfelte zuletzt in der Gründung einer Bürgerinitiative namens „Interessensgemeinschaft Sport- und Familienbad“, die notfalls per Bürgerentscheid gegen die Naturbad-Pläne ankämpfen möchte.

In der Gründungsversammlung in der vergangenen Woche hatten die BI-Mitglieder – zu deren Galionsfiguren die in früheren Zeiten lokalpolitisch aktiven Fritz Lenz (Unabhängige) und Hans-Ulrich Rammelt (Linke) zählen – erneut mit Argumenten gegen das geplante Naturbad hantiert. Dem versucht man im Rathaus nun energisch entgegenzutreten. Bürgermeister Harscher und Thomas Schmitz, der Technische Beigeordnete der Stadt, haben eigens deshalb zum Pressegespräch geladen. Denn einerseits stehe die Stadt weiterhin voll hinter der Idee eines Naturbads, andererseits möchte man einen aufwendigen und obendrein teuren Bürgerentscheid – wenn möglich – umgehen. Dazu soll nochmals die Werbetrommel für die von der Stadt und einem großen Teil des Gemeinderats mitgetragene Naturbad-Umwandlung gerührt werden.

„Ich bin überzeugt davon, dass das Naturbad funktioniert“, sagt Harscher, „ich bin selbst Schopfheimer, ich möchte hier leben, bis es mich irgendwann mal nicht mehr gibt. Und ich möchte nicht in die Geschichte eingehen als derjenige, der ein nicht funktionierendes Bad gebaut hat.“ Harscher und Schmitz sehen eine Menge Missverständnisse in den Kritikpunkten der Naturbad-Gegner. Da wäre zunächst einmal die vorgebrachte Sorge, die Hygiene im Bad könne durch die natürliche Badewasseraufbereitung nicht gewährleistet sein. Das, so Schmitz, sei in modernen Naturbädern längst kein Problem mehr. Ebenso sei ein künftiges Naturbad keineswegs kälter als das aktuelle mit konventioneller Technik.

„Und dann“, sagt Schmitz, „ist es für viele eine Gefühlssache. Manche glauben ja, sie müssten durch einen Schilfgürtel ins Wasser und dann mit den Schlangen schwimmen.“ Das sei eine falsche Auffassung eines Naturbads. „Im Grunde“, sagt Harscher, „ändert sich gar nicht viel. Es ist nur die Art der Wasseraufbereitung.“ Die Umwandlung bedeute nicht, dass im Oberfeld künftig ein Froschteich auf Badegäste wartet. „Es bleibt ein Sport- und Familienbad“, sagt der Rathauschef, „ganz, wie es die BI eigentlich fordert.“ Auch das Schwimmerbecken – dies war eine weitere Sorge der Kritiker – bleibe in vollem Umfang erhalten und könne auch weiterhin für Wettkämpfe genutzt werden. Dies hätten unter anderem die Triathleten der Langenauer Turnerschaft bestätigt, die zu den Hauptnutzern der Schwimmbahnen zählen. Pluspunkt: Die Sprungtürme, an denen sich Schwimmer und Springer bisweilen in die Quere kamen, werden in einem künftigen Naturbad in den Nichtschwimmerbereich verlegt.

Harscher und Schmitz nennen eine Reihe von Beispielen, in denen konventionelle zu Naturbädern umgebaut wurden. In der Nachbarschaft sind es Murg und Riehen. „Es gibt in Deutschland mittlerweile mehr als 200 Naturbäder“, sagt der Bürgermeister im Pressegespräch. Richtige Negativbeispiele seien nicht darunter. Man habe in Stadtverwaltung und Gemeinderat pragmatisch entschieden, „wie viel Schwimmbad wir für sieben Millionen Euro bekommen können“, so Harscher. Es waren vor allem die Kosten, die den Gemeinderat überzeugt haben, den Weg zum Naturbad einzuschlagen. In dieser Variante kann laut der Studie, die dem Beschluss zugrunde lag, die Wasserfläche von 1500 Quadratmetern nicht nur erhalten, sondern auch noch vergrößert werden. Obendrein seien Investitionen ins Lehrschwimmbecken in der Halle möglich. Würde die Stadt ein konventionelles Bad bevorzugen, müsste man deutliche Abstriche machen – oder die Kosten würden die Zehn-Millionen-Marke überschreiten.

„Wir können das Bad gemeinsam weiterentwickeln, nicht gegeneinander“, sagt der Beigeordnete, „wir sind ja erst am Anfang. Es gibt ja noch keine Planung. Die entsteht erst jetzt.“ Auch Harscher betont, dass man seitens der Stadt gesprächsbereit bleibe. Allerdings: „Es hat bereits ein Gespräch zwischen uns und der Bürgerinitiative stattgefunden. Wir haben im Gemeinderat eine ganz klare Beschlusslage. Ich fürchte, wir kommen da nicht auf einen Nenner.“ Falls es zu einem Bürgerentscheid kommen sollte, so der Bürgermeister, „nehmen wir es sportlich.“