Schopfheim – „Wir sind fassungslos.“ Die Tierphysiotherapeutin Petra Seidl aus Schopfheim und ihre Kollegin, die Tierärztin Andrea Luge aus Frankreich, fühlen sich vom Malteser Hilfsdienst „an die Wand gestellt“. „Uns geht es darum, einen Weg zu finden, wie wir unsere ausgebildeten Hunde weiterhin zum Einsatz bringen können“, sagt Seidl. Der stellvertretende Malteser-Diözesangeschäftsführer Bernhard Bürkle, der auch für Schopfheim zuständig ist, sieht die Situation anders: „Wir haben Regeln, die vom Innenministerium vorgegeben sind, und an die sich die Frauen nicht gehalten haben.“

Was ist passiert? Seidl und Luge stellen den Maltesern seit mehr als sechs Jahren ihre Rettungshunde in einer der beiden Staffeln „Rettungshunde Wiesental“ zur Verfügung. Die Mantrailer sind dafür ausgebildet, Vermisste aufzuspüren. Diese Tiere unterscheiden sich von anderen Spürhunden dadurch, dass sie verschiedene menschliche Gerüche auseinanderhalten können und sich nicht durch andere Gerüche ablenken lassen.

Ihre eigene Ausbildung und die ihrer Hunde hat die beiden Hundeführerinnen viel Geld und Zeit gekostet. Andrea Luge ist dafür sogar in die USA gereist. 10.000¦Euro habe ihre privat finanzierte Ausbildung zur Hundetrainerin gekostet, berichtet sie. Petra Seidl hat nach eigenen Angaben für ihre eigene Ausbildung und die ihres Hundes in München knapp 8000¦Euro hingeblättert. Für ihren Einsatz erhalten sie als Ehrenamtliche kein Geld. Die Malteser stellen Kleidung und zahlen Auslagen. Umso enttäuschter sind sie nun, dass man sie „kaltgestellt“ habe, wie sie sagen. Vor etwa 20¦Jahren, sagt Andrea Luge, habe sie mit dem Hundetraining begonnen. Sie wollte ihren Hund angemessen beschäftigen und auslasten, aber gleichzeitig einen sozialen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Beim Deutschen Roten Kreuz in Lörrach konnte sie damals einsteigen. Seit 2012 ist sie in Schopfheim aktiv. Anfangs gab es hier eine Staffel, die sich jedoch aufgrund persönlicher Differenzen aufgeteilt habe. In einer der beiden waren Luge und Seidl bis zum Sommer 2024 aktiv. Im Juli erfuhren die Hundeführerinnen, dass ihre Staffel aufgelöst wird. Für sie bedeutet das, dass sie nicht mehr für die Suche nach Vermissten angefordert werden. Denn Voraussetzung ist, dass ihre Staffel einem der drei großen Verbände – dem DRK, den Maltesern oder dem Bundesverband Rettungshunde – angehört. Keiner dieser Verbände will die Staffel jedoch aufnehmen.

Begründet hat die Diözesanleitung in Freiburg ihre Entscheidung damit, dass die Frauen nicht über eine Ausbildung als Gruppenleiterin verfügen. Eine Vorschrift des Innenministeriums, von der die Frauen wussten. Trotzdem sind sie entsetzt, dass ihre ausgebildeten Hunde nicht mehr eingesetzt werden. „Im Landkreis Lörrach werden die Mantrailer nun aus Säckingen, Freiburg und Villingen-Schwenningen alarmiert, weil man die eigenen Mantrailer an die Wand gestellt hat“, so Seidl. „Ich habe sechs Jahre lang ohne Gruppenleiterausbildung sehr gute Arbeit geleistet“, beschwert sie sich. „Aber ich hatte keine Zeit, eine der seltenen Ausbildungen zu besuchen, da ich zu den angebotenen Daten berufliche Termine hatte. Termine, mit denen ich mein Geld verdiene.“ Auch das Versprechen, einen komprimierten Wochenkurs anzubieten, wurde nie eingelöst.

Reaktion auf die Vorwürfe

Luge äußert den Verdacht, die Mantrailer seien den Maltesern nicht wichtig, weil man mit ihrem Einsatz im Gegensatz zum Sanitätsdienst kein Geld verdienen könne. Gegen diesen Vorwurf wehrt sich Rolf Schmidt, zuständig für die bundesweite Rettungshundearbeit der Malteser. Auch Bernhard Bürkle weist die Anschuldigung zurück: „Wenn wir das nicht wollten, würden wir es nicht anbieten“, sagt er. Der einzige Grund, weshalb man die Rettungshundestaffel der Frauen aufgelöst habe, sei die fehlende Gruppenleiterausbildung. Man habe Seidl bereits Mitte Juli mitgeteilt, dass der Lehrgang bis Ende 2023 absolviert sein müsse. Einen Wochenkurs biete man nicht an, weil die Mehrzahl der Ehrenamtlichen unter der Woche keine Zeit hätte. Bürkle betont, dass der Hilfsdienst an Regeln gebunden sei. Seine Organisation könne nicht die Verantwortung dafür übernehmen, wenn nicht vorschriftsmäßig ausgebildete Staffeln eingesetzt würden. Komme es bei der Suche nach Vermissten zu Personenschäden, werde der Ablauf genau unter die Lupe genommen. Verstöße gegen die Vorschriften könne man sich nicht leisten. Bürkle würdigt das Engagement Seidls und Luges. Aber die Bestimmungen müssten eingehalten werden. Wie viel Geld die Einzelnen für Ausbildung ausgäben, sei nicht Sache der Malteser. Die Arbeit mit den Hunden könne man auch als Hobby betrachten, für das die einen mehr, die anderen weniger Geld ausgäben. Üblich sei es, dass sich die Staffeln selbst um eine Hundeausbilderin bemühten, deren Kosten der Verband übernähme. Er betont, dass die Frauen sofort wieder eingesetzt würden, sobald sie die fehlende Ausbildung nachweisen können.