Schopfheim – Seit einem Monat ist sie bereits im Amt und schon eifrig damit beschäftigt, am Netzwerk aus Handel, Unternehmen, Gewerbe und Stadt zu stricken. Margot Fritz will als Wirtschaftsförderin dafür sorgen, dass Schopfheim seiner Funktion als Mittelzentrum und Einkaufsstandort für ein Einzugsgebiet von rund 60.000¦Einwohnern gerecht wird.
Viel Zeit, um ihr neues Arbeitsfeld und die Region kennenzulernen, musste die 54-Jährige allerdings nicht verschwenden: Margot Fritz ist in Hausen aufgewachsen, hat am Theodor-Heuss-Gymnasium ihr Abitur gemacht und wohnt seit drei Jahren wieder in Schopfheim. Nach dem Studium der Raum- und Umweltplanung an der Technischen Universität in Kaiserslautern sammelte sie 23¦Jahre lang in verschiedenen Stellungen in großen Unternehmen umfangreiche Erfahrungen, unter anderem in Standortanalysen im Einzelhandel. In Ettlingen, Hamburg und zuletzt in Lörrach, erstellte sie Standort-Gutachten, kümmerte sich um Marktforschung und ging der Frage nach, wie sich Kunden verhalten und was Kommunen benötigen, um diese Kunden und Arbeitsplätze zu halten. Dass dies in der derzeitigen wirtschaftlichen Situation in Deutschland eine große Herausforderung ist, bestätigte in dieser Woche bei der offiziellen Vorstellung der neuen Wirtschaftsförderin auch Bürgermeister Dirk Harscher. Die Rahmenbedingungen, so Harscher, seien im Moment „suboptimal“.
Margot Fritz habe sich gegen ein starkes Bewerberfeld im Gemeinderat durchsetzen können. „Sie passt für uns genau“, sagte der Bürgermeister im Blick auf die umfangreichen Erfahrungen von Fritz, die zu 70¦Prozent für die Wirtschaftsförderung der Stadt dem Rathauschef direkt unterstellt ist. 30¦Prozent ihrer Arbeitszeit widmet sie als Geschäftsführerin dem Gewerbeverein „Schopfheim aktiv“. In beiden Funktionen will sie, so Margot Fritz, „die Marke Schopfheim stärken“. Sie will sich aber nicht nur um den Handel, sondern auch um das Gewerbe, die Industriebetriebe und die Arbeitsplätze in der Stadt kümmern, auf drohende Leerstände rechtzeitig reagieren und Gewerbe und Industrie bei Problemen oder Erweiterungsabsichten unterstützen. Teamwork sei gefragt, sagt die Wirtschaftsförderin, ebenso wie ein ständiger Informationsfluss zwischen allen Beteiligten. Man müsse agieren, statt nur zu reagieren. Dass dafür Bedarf besteht, zeigten zahlreiche Anfragen, die bei ihr eingegangen sind, wie auch das rege Interesse an dem erstmals angebotenen Unternehmer-Frühstück im Ratssaal.
Dabei kümmert sie sich nicht nur um die Sorgen, die die Stadt unter anderem durch den Wegfall von über 300 Arbeitsplätzen durch den Abzug der Firma Würth plagen. Auch in der Innenstadt gilt ihr Engagement der Frage, wie die Stadt trotz zahlreicher bevorstehender Baustellen bestmöglich für den Handel geöffnet werden kann. In der Diskussion um die Verkehrsbelastung in der Hauptstraße habe man, wie Harscher bestätigt, vom Gemeinderat den Auftrag, die Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung noch einmal zu überdenken. Dabei gelte es, die Waage zu finden, zwischen einer fußgängerfreundlichen Einkaufsmeile und der Erreichbarkeit der Stadt mit dem Auto.
Bei der Frage, wo man einkaufen soll, sei auch die Bevölkerung gefragt, meint der Rathauschef: „Der Handel braucht die breite Unterstützung.“ Es sei „zu kurz gedacht“, bekräftigt Fritz, alle Autos aus der Innenstadt zu verbannen. Schopfheim habe schließlich ein Einzugsgebiet von rund 60.000¦Einwohnern und viele, gerade auch aus den Ortsteilen, seien auf das Auto angewiesen, um zum Einkaufen in die Stadt zu kommen. 8,9¦Prozent der Beschäftigten seien im Einzelhandel tätig. Wenn dieser nicht mehr funktioniere, seien 600¦Arbeitsplätze gefährdet. Um die verschiedenen Meinungen auszutauschen, sucht sie jedoch auch das Gespräch mit der Bürgerinitiative, die eine autofreie Innenstadt fordert. „Es gibt verschiedene Blickwinkel“, sagt Margot Fritz, „ich suche den Austausch.“