Beim heute zu betrachtenden Ehrenbürger Albert Vogel drängt sich schon wieder eine Mutmaßung auf: Hatten die verantwortlichen Entscheidungsträger nach der Berufung von mehr oder weniger „Fremden“ oder kurzfristig „Zugereisten“ (siehe die bisherigen Folgen) so etwas wie fast ein schlechtes Gewissen?
Jedenfalls wird mit dem 1841 in St. Blasien geborenen Albert Vogel ein rechtschaffener und angesehener Mann aus der Bürgerschaft anlässlich seines 80. Geburtstages (übrigens dieselbe vordergründige Erklärung wie bei seinem Vorgänger Hans Thoma) im Jahr 1921 zum Ehrenbürger auserwählt.

Aus kleinsten Anfängen richtet der Uhrmachermeister 1883 im Haus Jörg (heute Eiscafé Venezia) – mit dem niedlichen Balkönchen ein früher nachklösterlicher Bebauungszeuge aus dem 19. Jahrhundert – ein Uhrengeschäft ein, das er der Kurortentwicklung folgend durch Schmuck und Holzschnitzereien erweitert. Er wird also zum Wirtschaftsfaktor der wachsenden Gemeinde.
Als Mitbegründer der Feuerwehr 1864, als 28 Jahre lang wirkender Gemeinderat (Mitunterzeichner des Gesuchs zur Stadterhebung 1897) und als Gemeinderechner hatte er sich einen Namen gemacht, war ein Aktivposten im großherzoglichen Gemeinde- und Kurortleben. Aber diese günstige Bewertung galt und gilt für viele, die deshalb doch nicht alle als Ehrenbürger geschmückt wurden und werden.
Die überdurchschnittlich empfundene Qualität Albert Vogels als sinnstiftender Vereins- und Gemeinschaftsgeist und als beherzter Unternehmer muss den Ausschlag gegeben haben für die höchste Auszeichnung der Stadt (wie weiter oben erwähnt, seit 1897). Zum Uhrmachermeister und zur Lebensleistung des St. Blasier Urgesteins sollte noch abrundend erwähnt werden, dass er 1914 sein Geschäft an einen eindrucksvollen Herrn und Uhrmachermeister namens August Behringer verkauft, der dann 1935/36 einige Grundstücke weiter stadtauswärts ein neues Geschäfts- und Wohnhaus direkt gegenüber dem Dom errichtet. Aber das ist dann eine andere Geschichte.
Schon vier Jahre nach dem Ritterschlag zum Ehrenbürger der Domstadt stirbt der Zeit, Geld und politische Entwicklung wägende Albert Vogel einen Tag vor Heiligabend 1925 in seiner Geburtsstadt St. Blasien, in deren Chronik er nicht vergessen ist.