Im Sommer stand er im Rahmen der Dachsberger Kohlenmeilertage noch als Schauspieler auf der Bühne, hielt Lesungen ab und wurde dabei für ein vierteiliges Porträt gefilmt, nun ist der Maler und Lyriker Conrad Schierenberg im Alter von 85 Jahren einem Krebsleiden erlegen.

Es war ihm vergönnt, sehenden Auges im Kreise seiner Lieben Abschied zu nehmen und seinen Weg zu Ende zu gehen. Zutiefst in seinem Geist zu Hause, war er doch gleichzeitig unglaublich eng mit der Erde und mit dem Leben verbunden. In einem letzten Wort formulierte er: „Hab in meinem Leben das, was an Kunst mir möglich war, gegeben. Was sich mir da gebar, soll Euch gehören.“

Enge Beziehung zu Heimatort Menzenschwand

Schierenberg wuchs ohne Familie im herkömmlichen Sinne teilweise als Hütebub in Menzenschwand auf. Zeitlebens blieb die enge Beziehung zu diesem Ort bestehen, auch wenn er zuletzt doch Happingen als Zuhause bezeichnete. Als Jugendlicher entdeckte er den Drang zum Malen, ging im Jahr 1959 nach Paris, wo er im Atelier eines jüdischen Freundes in die Malerei näher eingeführt wurde.

Bereits ab 1960 lebte er als Künstler in London, hielt sich indes zeitweilig auch in Südost-Asien auf. 1972 zog ihn das Heimweh zurück in den Schwarzwald, seit 1974 lebte und arbeitete er auf dem Dachsberg. Im Jahr 1980 begann er neben der Malerei Gedichte zu verfassen, seit 1987 wurde diese Beschäftigung ganz intensiv. Über 500 Gedichte schrieb er in strenger Sonettform, die Anzahl seiner Limericks beträgt sicherlich ebenfalls über 200.

Mehrfach agierte er bei den St. Blasier Domfestspielen in wichtigen Rollen, wirkte im Projektchor und in der Schola in St. Blasien mit. In hohem Maße hat Schierenberg die Kulturlandschaft in seiner Heimat geprägt, war mehrfach im Hans Thoma-Museum in Bernau ausgestellt. Seine letzte große Ausstellung hatte er in den Schwarzenbergsälen in Tiengen im August 2021. 

Sein Ruf als Künstler reicht aber auch heute noch weit über seine Heimat hinaus. Gerade aktuell ist er an einer Ausstellung in Dortmund beteiligt, im Frühjahr wird er in Karlsruhe vertreten sein.

Malerei muss ehrlich sein

Seine charakteristische Malerhandschrift, die er in pastosen Landschaftsbildern, Porträts und Stillleben bis beinahe hin zur reinen Farbgestaltung abstrahierte, hat nie ihre Kraft und Ausdrucksstärke verloren. „Aus dem, was wir malen, schaut uns unser Selbst entgegen“, äußerte er einmal im Gespräch. Dies gelinge jedoch nur, wenn die Malerei ehrlich sei. „Kunst muss nutzlos sein, um reine Kunst sein zu dürfen“ schrieb er in seinem Buch „Liest keine Sau“.

Schöpferisch tätig zu sein war sein Lebenselixier. So unverkennbar seine Handschrift in seinen Bildern ist, so auch in seinen Texten. Weltoffen, sprachgewandt, andererseits tief verbunden mit der heimatlichen Umgebung, sprühen seine oft bewusst in ganz bodenständig deftigem Alemannisch verfassten Gedichte vor Wortwitz und Selbstironie. Seine im Dialekt verfassten ernsthaften Sonette stellen eine ganz große Besonderheit dar. Mit ihnen hat er wie kein anderer vor ihm der Mundartdichtung einen Platz in der großen Literatur zugewiesen.

Filmprojekt zeigt sein Lebenswerk

Das über 40 Jahre schon geplante Filmprojekt über seine Person und sein Leben, das ihn beim Malen oder bei einer Lesung zeigt, wurde gerade noch innerhalb dieses ersten Halbjahres verwirklicht. Es soll nach Fertigstellung auf Youtube und vielleicht in ausgewählten Kinos der Region laufen.

Als freier, kritischer und streitbarer Geist hat er nie ein Blatt vor den Mund genommen und so manchen Zeitgenossen auch irritiert, wirkte Fremden gegenüber mitunter selbstgefällig oder schroff, womit er seine Verletzlichkeit, seinen weichen Kern kaschierte. Für seine Freunde aber war er stets ein zugewandter, aufmerksamer und empathischer Zuhörer – ein mitfühlender Charakter eben.

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