Im Jahr 1993 starteten die neuen und zugkräftig veränderten Domfestspiele. Es gibt zwar keine schriftliche, verpflichtende Satzung zu Inhalt und Ablauf der Freilichtspiele vor dem Dom in St. Blasien, aber doch zumindest den mündlich überlieferten Ansatz, die Spiele alle fünf Jahre stattfinden zu lassen. Wollte man dabei bleiben, müssten erste Weichenstellungen möglichst schon in diesem Herbst vorgenommen werden. Eine Entscheidung steht noch aus.
Zweimal bereits in der verhältnismäßig kurzen Lebenszeit des Theaters am Dom wurde vom gewünschten fünfjährigen Rhythmus abgewichen. Könnten die Einschränkungen durch das herrschende Coronavirus zum dritten Mal eine zeitliche Abweichung auslösen? Soweit sind die Überlegungen wohl noch nicht gediehen.
Den Start der neuzeitlichen Festspiele beförderte 1993 der 200. Todestag des alles und alle beherrschenden Fürstabts Martin Gerbert. Schon vier Jahre später bot sich der 100. Jahrestag der Erhebung St. Blasiens zur Stadt für ein weiteres Spiel vor der Domkulisse an. Die Verkürzung der „Wartezeit“ wurde zudem dadurch ermöglicht, dass ein Nachfolgestück für 1993 von Ehrenbürger und Stadthistoriker Bernhard Steinert vorlag. Von 1997 bis 2002 und dann zu 2007 wurde jeweils der vorgesehene fünfjährige Abstand zur Kraftschöpfung der Mitwirkenden, der Ideen und auch der Finanzen eingehalten.
Konzept und Wahl des Themas
Verschiedene Gründe, darunter vorherrschend der Wechsel im Amt des Bürgermeisters und somit Theaterintendanten, verlängerten die Anschlussfrist für das nächste Schauspiel am Dom auf sechs Jahre, also bis 2013. Wieder fünf Jahre konnten eingehalten werden bis zum bislang letzten Domfestspiel 2018.
Festspieljahr 2023
Blieben die idealen fünf Jahre Richtschnur, wäre das nächste Festspieljahr 2023. Ein Vorlauf von drei Jahren für Gesamtkonzept, Themenwahl, Personalfragen, Einsatz der Stadtverwaltung und des Bauhofs und Absprache mit der Pfarrei – um nur die allerwichtigsten Ab klärungen zu nennen – ist nicht überzogen. Also dürften in diesem Herbst entscheidende Würfel fallen.
Nach den Aufführungen von 2018 war vielfach von Mitwirkenden und Zuschauern zu hören, ein deutlicher Themenwechsel, der die klösterlichen, fürstäbtlichen und mönchischen Schwerpunkte beiseite lasse, sei angezeigt. Die nachklösterlichen zwei Jahrhunderte der Stadt St. Blasien, aus denen übrigens schon einige Motive und Handlungsstränge in den vergangenen Stücken aufgenommen wurden, sind allerdings bedeutend kürzer als das benediktinische Jahrtausend.
Die Bewältigung der neuen Themenwahl gleicht nahezu der Quadratur des Kreises, zumal vom Grundmuster, das von Regisseur Wolfgang Endres erfolgreich durchgehalten wurde, nicht ohne Not abgewichen werden sollte: Musik-, Schau- und Massenszenen, Tänze, Augenschmaus und Humor sind unverzichtbar vor der mächtigen Säulenkulisse des Doms. Knapp 2000 Theatergäste wollen für einen langen Abend bei Laune gehalten werden.
Das „Macher-Trio“ (in alphabetischer Reihenfolge Wolfgang Endres, Hanskarl Link und Johann Meier) war neben zugkräftigen Stücken und einem Heer von einsatzfreudigen Aktiven auf und hinter der Bühne Garant des Erfolgs. Ihre Position ist noch nicht abschließend geklärt. Für den Fall der Fälle lassen sich Nachfolger(innen) nicht aus dem Zauberzylinder ziehen.