Karin Steinebrunner

„Wir sagen nicht Adieu, sondern Auf Wiedersehen“, versicherten alle Redner bei der Abschiedsfeier der Festspielgemeinde St. Blasien ihrem scheidenden Mitschauspieler, Kollegsdirektor Pater Klaus Mertes, am Sonntagnachmittag auf dem Domplatz. Bürgermeister Adrian Probst ließ es sich sogar schriftlich geben bei dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt, den Mertes unterschrieb. Der selbst verabschiedete sich musikalisch mit seinem Solo aus dem Domfestspiel vor zwei Jahren „Ich selber kann und mag nicht ruhn…“.

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Bereits zu Beginn der kleinen Feier, zu der etliche Festspiel-Weggefährten erschienen waren, sang Mertes kraftvoll und sicher bei der zweiten Darbietung des Quintetts der von Michael Neymeyer angeführten „Kollegien-Harmonists“ mit. Nach deren symbolträchtigem „Abschied vom Walde“ nämlich verriet Neymeyer, Mertes sei gerade erst im vergangenen Jahr zweimal für einen Sangeskollegen eingesprungen. Er bat ihn, auch diesmal auf seinen Wink hin spontan auf die Domtreppen zu kommen und mitzusingen bei der launigen Paraphrase von Schuberts „Forelle“ aus der Feder von Franz Schöggl.

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Wolfgang Endres machte sich in Form von „Denken und Danken“ seine „Ge(h)-danken“ zum Abschied, indem er die beiden Begriffe Kopf und Herz zuordnete. Dass ansteckende Lachen, das Pater Mertes den Domfestspielen immer als roten Faden beigegeben hatte, charakterisierte er in Anlehnung an die Begriffsfindung „Ernstheiterkeit“ des Theologen Karl Rahner als deren ideales Zusammenspiel.

Mitreißend habe Mertes die Antrittsrede von Fürstabt Martin Gerbert geradezu verkörpert und sie dabei jeden Abend der aktuellen Stimmung entsprechend abgewandelt. Quasi augenzwinkernd verabschiedete er sich mit der sentimentalen Einspielung von Freddy Quinns „Schön war die Zeit“ und einer kleinen Steinkuppel als Abschiedsgeschenk, in der sich eine Uhr verbirgt.

Danach ließ das Abschiedsprogramm Mertes mit der Einspielung des von den Mönchen oft gesungenen „Nunc dimittis“ in Frieden ziehen, Johann Meier übergab ihm ein Programmheft, ein Rollenbuch sowie einen Bildband und prophezeite, ihn wieder zu rufen, wenn es an der Zeit sei.

Landrat Martin Kistler war die Rolle zugefallen, das Wortspiel vom „erbaulichen“ Teamgeist näher zu beleuchten. Bereits Erwin Teufel habe im Grußwort zum Domfestspiel „Land am Dom“ 1997 vom eindrucksvollen Gemeinschaftssinn gesprochen.

Auch für ihn selbst, so Kistler, sei das persönliche Erleben von Geschichte im Team der Domfestspielgemeinde erbaulich gewesen. Und Mertes habe nicht nur in seiner Rolle als Fürstabt St. Blasien eine Stimme gegeben, sondern der Stadt durch seine klare Diktion und Position deutschlandweit Anerkennung verschafft. Er überreichte Mertes die Medaille des Landkreises in Silber, woraufhin die Einspielung der Orgelmusik zur Domweihe erklang.

Vielfalt und Lebendigkeit des Kollegs

Bürgermeister Adrian Probst zählte Begriffe auf, die in einer Blitzumfrage zur Bedeutung des Kollegs für die Stadt gefallen waren, wie Schule, Internatsleben, Sport, Musik, aber auch Internationalität, Weltläufigkeit und Weltoffenheit.

Diese große Vielfalt und Lebendigkeit des Kollegs sei für St. Blasien nicht wegzudenken, aber auch Mertes habe diese Vielfalt und Lebendigkeit in hohem Maße verkörpert. Vor allem das Vertrauen, das er ausstrahle, sei ein Geschenk an die Menschen gewesen, er habe das bekannte Sprichwort umgedreht im Sinne von „Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser“ und durch sein anregendes und Gemeinschaft stiftendes Wirken bleibende Impulse gesetzt.

Mertes selbst bekannte, die Domfestspiele seien ein Höhepunkt seines Lebens gewesen. Tief beeindruckt habe er erlebt, wie das Theaterprojekt eine ganze Stadt zusammenwachsen ließ. Und nach den vielen beschwörenden Worten, dieser Abschied solle keinesfalls einer für immer sein, versicherte auch er „man kann wiederkommen, wenn man wirklich geht“, nämlich in der Gewissheit, eine wunderbare Zeit ohne Altlasten hinter sich zu lassen. Der darauf folgende spontane Applaus der Gäste auf dem Platz bekräftigte diese Aussage und damit die Hoffnung auf deren Erfüllung.