Thomas Mutter

Im Zentrum des Bogens im Blasiusdom zur Seite des einstigen Mönchschors der Benediktiner hin überrascht die Betrachter das sogenannte hebräische Tetragramm, das in der lateinischen Umsetzung mit den vier Zeichen JHWH (Jahwe) wiedergegeben wird. Eine jugendliche und nachvollziehbar unwissende Besuchergruppe meinte einmal in dem seltsamen Zeichen über dem Chorraum „Fleischerhaken“ zu erkennen. Das war keinesfalls verächtlich gemeint, sondern schlichtweg bar jeder Kenntnis und frisch von der Leber weg gesprochen.

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Dieses Tetragramm umschreibt in der hebräischen Bibel den Eigennamen des Gottes Israels. Das Zeichen wurde nach Ergänzung mit Vokalen unzutreffend als „Jehova“ gelesen. So weit eine Lexikon-Auskunft, die auch Übersetzungen des Begriffs liefert: „Er wird der sein, der er sein wird.“ „Ich bin der, der ich bin.“ Und die kürzeste; „Er ist.“ Keine Bange: Das theologische Seminar wird jetzt nicht fortgesetzt. Das umfassende und höchst schwierige Thema muss in eine Predigt oder besser einen Theologiekurs verwiesen werden.

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Ähnlich geht es wohl mit der naheliegenden Frage, was Fürstabt Martin II., den Erbauer der grandiosen Kuppelkirche, bewogen haben mag, den Eigennamen des Gottes Israels über die Häupter der versammelten Mönche setzen zu lassen. Das ist wirklich eine eigene Geschichte und würde lange Zeitungsspalten füllen.

Eine von mehreren Kurzantworten könnte lauten: Der ungeheuer vielseitige Wissenschaftler und Theologe Martin Gerbert wollte auf die Verbindung zum Alten (oder wie man heute sagen soll Ersten) Testament, seinen Texten und Personen hinweisen.

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Die jüdische Tradition vermeidet übrigens die Aussprache des Namens „Jahwe“ und ersetzt ihn durch „Adonai“, das dann über griechische und lateinische Etappen bei Martin Luther zum deutschen, ergreifenden und weihnachtlich anmutenden „Herr“ wird. Und am 3. Advent ist die christliche Verbindung zu diesem „Herrn“ nicht mehr in entrückter Ferne.