Mancher im Seniorenalter kann sich noch an Zeiten erinnern, in denen die gute alte Dampflok Schüler und Berufstätige täglich zuverlässig von Weizen bis nach Waldshut brachte. Später wurde das "Dampfross" von Dieselloks abgelöst. Doch die Rentabilität sank stetig, der Betrieb wurde eingestellt. Inzwischen wird die Strecke von den Bahnbetrieben Blumberg wieder genutzt. Das Schienennetz gehört immer noch der Deutschen Bahn. Auf Initiative der Gemeinde Wutöschingen fahren inzwischen wieder Schülerzüge von Waldshut bis Eggingen und zurück. Geplant ist zukünftig auch ein Halt am Schulzentrum in Stühlingen.
- Mehr als 100 Jahre Bahngeschichte: Für Eisenbahnfans ist die Wutachtalbahn bis heute vor allem im mittleren Teil ein technisches Meisterwerk. Immerhin ist die Strecke zwischen Oberlauchringen und Immendingen fast 130 Jahre alt. Holger Löw beschreibt in der Ortschronik "Wutöschingen einst und heute" die Geschichte einer der vermutlich schönsten Bahnstrecken in Deutschland. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts planten und bauten das Großherzogtum Baden und die Nachbarn aus der Schweiz gemeinsam Eisenbahnprojekte. So entstand die Zugverbindung von Basel über Waldshut und Schaffhausen bis Konstanz.
Nach dem Sieg auf dem Schlachtfeld gegen Frankreich 1870/71 wuchs auf deutscher Seite die Angst vor einem erneuten Krieg und die Sorge, dass die neutrale Schweiz die Zugstrecke am Hochrhein für Truppentransporte auf ihrer Seite im Falle eines Krieges sperren würde. Daraus sei die Überlegung entstanden, eine Strecke im Wutachtal zu bauen, heißt es in der Ortschronik.
- Rasante Bauzeit: Die zwischen 1887 und 1890 gebaute Wutachtalbahn ist der Mittelteil einer eingleisigen Verbindung zwischen badischer Schwarzwaldbahn und Hochrheinbahn. Die heutige Sauschwänzlebahn ist ein Teilabschnitt dieser knapp 62 Kilometer langen Bahnstrecke. Sie beginnt in Blumberg-Zollhaus und endet in Weizen. 1875 wurde die Strecke von Oberlauchringen bis Stühlingen gebaut, ein Jahr später reichte die Strecke bis Weizen. Was folgte, gilt als große Leistung deutscher Ingenieurskunst.

Um von Weizen nach Blumberg zu kommen, mussten rund 25 Kilometer Gleise bei einer Steigung von 24 Prozent verlegt werden. In nur vier Jahren wurde dieser Streckenabschnitt bis nach Immendingen vollendet. Noch heute werden das Biesenbach-Viadukt (253 Meter lang) und der Epfenhofener Talübergang (264 Meter) von vielen Menschen bewundert. Bei einer Fahrt mit der Sauschwänzlebahn werden diese Viadukte ebenso befahren, wie die sechs Tunnel, die zur Überwindung der Höhendifferenz von 231 Metern bis Blumberg durch den Berg getrieben werden mussten.
- Militärische Interessen: Noch bis in die 1960er Jahre hatten Bundeswehr und Nato Interesse, die Wutachtalbahn aus strategischen Erwägungen zu erhalten. Das Magazin "Der Spiegel" schrieb 1963 zum Interesse der Militärs: "Die Bundesbahn sieht bis jetzt allerdings keinen Anlaß zu einem Abenteuer, das ihr mit Sicherheit nur ein neuerliches Defizit einbringen würde." Mangelde Rentabilität führte 1967 auch dazu, dass der Personenverkehr zwischen Zollhaus-Blumberg und Hintschingen eingestellt wurde, 1971 wurde der westliche Teil stillgelegt.
- Tourismusmagnet Sauschwänzlebahn: Heute nutzen rund 100 000 Fahrgäste jährlich von April bis Oktober die Museumsbahn Sauschwänzlebahn. Inzwischen gibt es auch Fahrten im Advent. Durch ihre Streckenlänge von 25 Kilometern ist die Sauschwänzlebahn die längste Museumsbahn Deutschlands.
Haltestation in Stühlingen
Die Bahnbetriebe Blumberg haben mit den Gemeinden Wutöschingen, Eggingen, Stühlingen und Blumberg großes Interesse daran, den Betrieb der Wutachtalbahn wieder attraktiv für die Menschen zu machen.
- Wiederbelebung: Die Bahnbetriebe Blumberg streben eine "flotte Achse" von Waldshut ins Wutachtal an, mit Zuschüssen des Landes Baden-Württemberg, wie Betriebsleiter Christian Brinkmann gegenüber dieser Zeitung erklärte. Geprüft wird, ob die Erhöhung der Zuggeschwindigkeit auf 80 Kilometer pro Stunde möglich ist. Derzeit verkehrt der Zug an Schultagen mehrmals täglich zwischen Waldshut und Eggingen. Die Strecke dient als Zubringer für die Sauschwänzlebahn.
- Weiterer Zughalt: Für den Schulstandort Stühlingen ist die Weiterführung der Zugverbindung bis zur Realschule ein wichtiger Aspekt, betonte Bürgermeister Joachim Burger. Ob und wann der Anschluss kommt, ist weiterhin offen. "Aber es ist ein wichtiges Signal, dass die Stadt 70 000 Euro für den Bahnsteig in den Haushalt eingestellt hat", sagte Christian Brinkmann von den Bahnbetrieben Blumberg, die die Wutachtalbahn beleben wollen. "Der Planentwurf liegt im Regierungspräsidium", sagte Burger. Sobald die Anbindung bis Stühlingen möglich sei, werde es in einem nächsten Schritt darum gehen, die Weiterführung nach Weizen zu betrachten.
- Schülerzug: Georg Eble, Bürgermeister von Wutöschingen, erklärte vor einiger Zeit, dass sich die Zubringerzüge zur Sauschwänzlebahn großer Beliebtheit bei Wanderern und Radfahrern erfreuen. Und er betont immer wieder, dass der Schülerzug gut angenommen werde. Der Neubau einer vernünftigen Bahnplattform "war das Startsignal für zusätzliche Zugverbindungen für den Schülerverkehr durch die Deutsche Bahn und das Landratsamt", sagt Eble.