Juliane Kühnemund

Der Eigenbetrieb Abfallwirtschaft des Landkreises Waldshut will weiter in die Deponie in Münchingen investieren. Der Standort soll weiterentwickelt werden, dazu ist es nach Informationen aus dem Abfallwirtschaftsamt auch notwendig, die Deponie an die Ortskanalisation anzuschließen. Darüber informierte der Leiter des Abfallwirtschaftsamtes, Elmar Weißenberger, im Wutacher Gemeinderat. Dieser Kanalanschluss sei aber nur eine von etlichen weiteren Maßnahmen, die in naher Zukunft auf der Deponie geplant sind.

380.000 Kubikmeter Müll

Einst wurde das Gelände am Rande der Wutachschlucht als Kreismülldeponie genutzt. Auf dem durch Folie abgedeckten Deponieareal (DK II-Deponie) sind rund 380.000 Kubikmeter Abfälle (Hausmüll und hausmüllähnlicher Gewerbeabfall) abgelagert. Seit 2006 befindet sich die DK II-Deponie in der Stilllegungsphase, so die Informationen aus dem Amt für Abfallwirtschaft. „Die DK II-Deponie ist mit einer Kombidichtung, bestehend aus dreilagiger mineralischen Abdichtung sowie mit einer Foliendichtung ausgestattet. Damit wird verhindert, dass verunreinigtes Sickerwasser ins Grundwasser gelangen kann. Das Grundwasser im Deponieumfeld wird regelmäßig kontrolliert“, gab Kreispressereferent Michael Swientek auf Nachfrage dieser Zeitung bekannt.

Auf der Mülldeponie in Münchingen wird Abfall angeliefert.
Auf der Mülldeponie in Münchingen wird Abfall angeliefert. | Bild: Gudrun Deinzer

Das verunreinigte Sickerwasser der Deponie (circa 2500 Kubikmeter pro Jahr) werde in Leitungen und Speichertanks aufgefangen, mit Tankwagen nach Bonndorf-Wellendingen transportiert und in der kommunalen Kläranlage der Stadt Bonndorf gereinigt. Zur Minimierung von Regenwassereintritten in den Deponiekörper wurde 2007 die Deponieoberfläche mit Folie abgedeckt. Das anfallende Deponiegas (rund 20 Kubikmeter je Stunde) wird aus dem Deponiekörper abgesaugt und über eine Hochtemperaturfackel entsorgt, erläuterte Michael Swientek.

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Zukünftig sollen das Sickerwasser aus der Deponie sowie das verunreinigte Oberflächenwasser aus dem Müllumladebereich mittels einer zu errichtenden Pumpleitung in die Ortskanalisation in Münchingen gepumpt und in der kommunalen Kläranlage Blumberg gereinigt werden. Im Wirtschaftsplan 2020 des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft sind für neue Speicherbecken, Pumpen und der Pumpleitung Mittel in Höhe von 580.000 Euro bereitgestellt. Noch in diesem Jahr soll die Leitung fertiggestellt werden, gab Elmar Weißenberger weiter bekannt.

Rekultivierung und Nachsorge

Nach Abschluss der Setzungen kann die DK II-Deponie in den Jahren 2025 und 2026 oberflächenabgedichtet und rekultiviert werden. In der Nachsorgekostenberechnung der Deponie Münchingen wurden laut Weißenberger für erforderliche Maßnahmen auf der gesamten Deponie Kosten von rund 3,5 Millionen Euro in Ansatz gebracht. Die Deponie könnte nach der Rekultivierung in eine 30-jährige Nachsorgephase entlassen werden. Für den Nachsorgezeitraum werden im Haushalt des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft Rückstellungen gebildet.

Regionales Annahmezentrum

Vor Jahren wurde auf der Deponie in Münchingen ein Regionales Annahmezentrum (RAZ) eingerichtet. Der in Münchingen angelieferte Haus- und Sperrmüll sowie der hausmüllähnliche Gewerbeabfall wird in der Umladehalle abgeladen und danach mittels Sattelfahrzeugen in die Schweizerischen Verbrennungsanlagen ERZ Zürich und Turgi zur thermischen Verwertung transportiert. Der angelieferte Biomüll aus den Biotonnen wird in Transportcontainer verladen und zur Biomüllvergärungsanlage der Reterra nach Singen zur Verwertung transportiert, so die Informationen aus dem Amt für Abfallwirtschaft. Die angelieferten Wertstoffe werden in Mulden gesammelt und zu Verwertungsanlagen verbracht.

Erdaushubdeponie

Die Neueröffnung einer Erdaushubdeponie der Deponieklasse 0 erfolgte in Münchingen am 11. Oktober 2016. Die Kapazität der Erdaushubdeponie war allerdings schneller ausgereizt, als gedacht. Eine Erweiterung wurde deshalb in die Wege geleitet. Die Betriebsabschnitte (BA) I und II der Erdaushubdeponie waren Ende 2019 mit 70.000 Kubikmeter Erdaushub verfüllt. Das Gesamtfüllvolumen der Erddeponie beträgt nach den Worten von Michael Swientek rund 107.000 Kubikmeter. Bis zur Genehmigung des dritten Bauabschnitts wird der ankommende Erdaushub auf dem BA II zwischengelagert.

Zauneidechsen umgesiedelt

Wie der Leiter des Amtes für Abfallwirtschaft auf Nachfrage weiter informierte, werden vor der Freigabe der jeweiligen Ablagerungsabschnitte die Flächen ökologisch betrachtet und, falls erforderlich, Maßnahmen zum Artenschutz ergriffen. Für die auf dem Areal der DK 0-Deponie vorgefundenen Zauneidechsen seien sogenannte Eidechsen-Habitate außerhalb des Verfüllbereiches angelegt worden. Die Erdaushubdeponie Münchingen wird in rund zwei bis drei Jahren dann komplett verfüllt sein. „Dann sind an diesem Standort keine Erweiterungen mehr möglich“, sagte Elmar Weißenberger, der Leiter des Abfallwirtschaftsamtes.

Halboffene Landschaftsgestaltung

Mit der Rekultivierung der Flächen werde auf der Grundlage des Artenschutzgutachtens nach der Endverfüllung begonnen. Der Rekultivierungsplan sieht eine halboffene Landschaftsgestaltung vor, in der neben einer Bewaldung (auf einem Drittel der Fläche) circa zwei Drittel der Fläche für eine Besiedelung durch Zauneidechsen und für die momentan vorhandene artenreiche Insektenfauna zur Verfügung stehen, so der Leiter des Abfallwirtschaftsamtes. „Grundsätzlich sollen die entsprechenden Lebensräume den vormals am Standort vorhandenen Gegebenheiten entsprechen. Auf eine vollständige Aufforstung wird verzichtet“, erläuterte Elmar Weißenberger abschließend.