Der Gesundheitsverbund des Landkreises Konstanz (GLKN) gibt zum 31. Juli den Betrieb des Loretto Krankenhauses in Stühlingen auf. Was bedeutet die Schließung des Krankenhaus Stühlingen für die Bürger in der Region? Wir haben bei Menschen aus Stühlingen, Eggingen und Wutöschingen nachgefragt.
Sabine Buntru, Weizen
Sabine Buntru (Friseurmeisterin, 33 Jahre) aus Weizen war mit ihren Kindern schon öfter im Krankenhaus Stühlingen. „Einfach schnell zum Kleben bei Verletzungen, auch ich persönlich war ein paar Mal dort, es ist richtig familiär“, sagt sie.
Die großen Krankenhäuser seien ihrer Erfahrung nach schnell überlastet: „Vor Kurzem war ich in Villingen, das war eine Katastrophe. Da war ich um 11 Uhr in der Notaufnahme und bin erst abends nach 20 Uhr wieder rausgekommen, ohne zu essen, ohne zu trinken. Und in Stühlingen kommst du sofort dran. Die Politiker sollen sich mal ein wenig anstrengen und im Dorf unterstützen, nicht nur die Städter.“
Rosi Rudigier, Wutöschingen
Rosi Rudigier (Bankkauffrau, 54 Jahre) aus Wutöschingen hat als MS-Patientin (Multiple Sklerose) Erfahrung mit Krankenhäusern gemacht, ist aber von der Schließung des Krankenhaus in Stühlingen nicht betroffen, wie sie sagt: „In Singen bist du in 50 Minuten und kannst auch abends noch schnell besucht werden, nach Freiburg fährst du knapp zwei Stunden. Das Krankenhaus Waldshut habe ich eher ambulant gebraucht, das ist heillos überlastet. Wenn es mir schlecht geht, kann ich nicht vier Stunden dort hinsitzen.
Und immer den Krankenwagen rufen zu müssen, damit man schneller drankommt, das ist für mich nicht die optimale Geschichte. Eigentlich wäre Singen früher nie meine erste Anlaufstelle gewesen, aber die Kombi wegen MS (Multiple Sklerose) und EMSA (Zentrum für Neurologie/Psychiatrie/Neuroradiologie) passt für mich optimal.“
Lucia van Kreuningen, Kreisvorsitzende des VdK Waldshut
Dass das Krankenhaus Stühlingen geschlossen wird, sei für Lucia van Kreuningen (Industriekauffrau in Rente, 70 Jahre) aus Eggingen zu erwarten gewesen. „Es ist ausgeblutet, es sind immense Kosten nur am Gebäude, an der Versorgung, an der Infrastruktur. Das ist Fakt, das muss jeder einsehen“.
Dennoch, so die Kreisvorsitzende des Vdk Waldshut, sei es schade, dass nicht schon früher investiert worden sei, um das Krankenhaus Stühlingen für die Bevölkerung zu erhalten.

„Ich kritisiere die damalige Kreisverwaltung des Landratsamtes, da hätte man schon früher darüber nachdenken sollen und nicht einfach für einen Apfel und ein Ei an Konstanz weitergeben sollen. Man hätte sich bereits 2004 überlegen sollen, was in 20 Jahren kommt. Ich sehe das als Privatmensch und Kreisvorsitzende des VdK so.“
Matthias Eichkorn, Blumegg
„Für uns im ländlichen Raum ist das schon schön, wenn man in nur fünf oder zehn Minuten da ist“, sagt Matthias Eichkorn (Arbeitsvorbereitung, 48 Jahre) aus Blumegg. Seine Mutter war im Krankenhaus Stühlingen zu Behandlung.
„Für die älteren Leute geht das dann nicht mehr, selbst nach Singen zu fahren um ihre Angehörigen zu besuchen, das sind 50 Minuten Fahrzeit.“ Er bedauert es, wenn die kleinen Krankenhäuser schließen müssen. „Ich habe so das Gefühl, dass es in den großen Krankenhäusern nur noch eine anonyme Massenabfertigung ist, da geht viel Persönlichkeit in der Betreuung verloren.“
Silvia Ebi, Eggingen
Silvia Ebi (Management-Assistentin, 50 Jahre) aus Eggingen sagt: „Mich stört, dass im MVZ (Medizinisches Versorgungszentrum) am Stühlinger Krankenhaus mit der Schließung die Nachfolgerinnen der Gynäkologiepraxis verprellt werden. Nach langer Suche habe ich eine meiner Töchter nun endlich in Singen bei einer Gynäkologin untergebracht.
Die ärztliche Versorgung im Landkreis bezeichnet die 50-Jährige „als nicht besonders gut“. Die Eggingerin hinterfragt auch die Erreichbarkeit des künftigen Zentralkrankenhauses in Albbruck: „Wie kommt man überhaupt mit dem ÖPNV nach Albbruck? Wie kommen Jugendliche generell mit dem ÖPNV zum Fach-Arzt, wenn sie bis nach Singen müssen?“
Renate und Heinz Herrmann, Mauchen
„Wir waren schon oft froh, vom Notarzt her, dass das Krankenhaus Stühlingen so nahe liegt“, sagen Renate und Heinz Herrmann (Rentner, 79 und 74 Jahre) aus Mauchen. Für ältere Leute sei es schwer, nach Waldshut zu fahren und später nach Albbruck ins Krankenhaus, sagen die beiden.
Hinzu käme das Parkplatz-Problem. „Es ist eine Unverschämtheit, dass man auf dem Land so benachteiligt wird. Für alles hat man Geld, für die eigenen Leute aber nicht. Die Politik hat kein Verständnis für das Landvolk, die kennen das ja gar nicht. Und die Leute werden immer älter.“
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