Sehr gut besucht war der Info-Abend „Windenergie in Stühlingen“ im Gemeindesaal Bettmaringen. Nach Vorstellung und Infomarkt mit sieben Experten gab es zwar noch offene Fragen bedingt durch den frühen Info-Termin, aber keine Diskussionen oder Kritik.
- Transparenz von Beginn an: Bereits vor zehn Jahren im Jahr 2012 plante die Firma Enerkraft aus Erlenbach Windräder zwischen Bettmaringen und Mauchen. Diese wurden nicht realisiert wegen Artenschutzbedenken und eines Konflikts mit der Flugsicherung für den Flughafen Zürich. Aufgrund dieses Konfliktes ist die Stadtverwaltung bestrebt, bereits im Vorfeld mit offenen Karten zu spielen und die Bürger frühzeitig mit ins Boot zu nehmen.

- Gleich sieben Experten standen zur Verfügung: Dr. Christoph Ewen vom Forum Energiedialog moderierte, Frank Mosthaf von der Firma Enerkraft stellte das Vorhaben vor. Ansprechpartner für die rechtlichen Bedingungen eines Windparks waren Jörg Gantzer vom Landratsamt Waldshut, Dr. Sebastian Wilske vom Regionalverband Hochrhein-Bodensee und Rechtsanwalt Peter Meisenbacher von Sterr-Kölln & Partner. Zu Windenergie und Naturschutz beantworteten Luca Bonifer und Hauke Schneider vom Nabu die Fragen der Bürger.
- Die rechtlichen Hürden: Die Anwesenden raunten bei der Information, dass der Landschaftsschutz anders als noch 2012 keine Rolle mehr spiele, ebenso wie bei dem offenen Thema der Deckelung: 2 Prozent sollen in Baden-Württemberg für Flächen mit erneuerbaren Energien gesichert werden. Im Vergleich geben die Industriegebiete weniger als 1,8 Prozent Fläche, es können also wesentlich mehr als vier Windenergieanlagen gebaut werden. Rotordurchmesser und Nabenhöhe betragen jeweils 163 Meter, gerechnet wird mit 45 dba nächtlicher Lärmbelastung. Enerkraft hat einen Vorbescheid beantragt, anschließend beginnt das komplexe Verfahren, ein Zeitplan sei noch offen.

- Fragen der Bürger: Bettmaringens Ortsvorsteher David Geng und Mauchens Ortsvorsteher Frank Hotz hatten zehn Fragen vorbereitet, anschließend bestand bei den Bürgern kein Bedarf mehr für weitere Fragen. Die Fragen betrafen das Kriterium Windhäufigkeit und den zu erwartenden Lärmpegel tagsüber und nachts. Bei wem liegt die Beweispflicht, wenn es mehr als 30 Stunden Schatten im Jahr und mehr Lärm als 45 Dezibel im Wohngebiet gibt durch den Windpark? Wie wird die Befeuerung, das rote Blinken beim Anflug von Kleinflugzeugen, im Wohngebiet wahrgenommen? Die Themen Emissionswerte, Schutz der Bewohner vor Lärm und Schattenwurf sowie Infraschall, die Bitte nach einer Visualisierung der geplanten vier Windräder sowie der Wunsch nach einer Deckelung der Windräder-Anzahl schlossen sich an. Außerdem wollte David Geng wissen, in welcher Form und zu welcher Zeit sich die Einwohner in das Projekt einbringen können.
- Meinung der Ortsverwaltungen: Die beiden Ortsvorsteher David Geng (Bettmaringen) und Frank Hotz (Mauchen) gaben ihr Statement: „Führen Sie bitte ein offenes, ehrliches und transparentes Verfahren, das ökologisch Sinn macht, nehmen Sie die Argumente von Einwohner wahr“, bat Bettmaringens Ortsvorsteher David Geng die Projektverfasser. „Genehmigen Sie das, was Sinn macht, denken Sie auch an die Menschen, die hier wohnen, deckeln Sie die Fläche für vier Windräder und nicht 20“, bat er die Genehmigungsbehörde. „Nutzt die Gelegenheit zur Information, um euch ein Meinungsbild zu machen, bringt euch ein, es wird zum Thema unterschiedliche Meinungen geben, damit es nicht eine zerrissene Gemeinschaft gibt“, bat er die Einwohner.
- Meinung der Bürger: Gemeinderat und Landwirt Rüdiger Mayer bevorzugt die Windkraft vor der Bebauung durch Photovoltaik-Anlagen. Der Bürger Daniel Meister aus Bettmaringen vermisst die Wasserkraft zum Thema, die Speicherung der Energie bei Windkraftanlagen hält er für problematisch und rein optisch findet er Windenergieanlagen nicht ansprechend.
- Wissen statt Stammtischgespräche: Bürgermeister Joachim Burger war es ein Anliegen, dass die Bürger in Stühlingen genügend Möglichkeiten bekommen, sich zu informieren. Gerade auch angesichts des Protestes der Bürgerinitiative gegen die Phosphor-Rückgewinnungsanlage bei Schwaningen und Wangen im August bat er die Anwesenden, sich das Wissen bei Fachleuten anstatt bei Stammtischgesprächen zu holen. Zusätzlich zu den öffentlichen Gemeinderatssitzungen mit Bürgerfragestunde soll ein neues Angebot für Bürger starten mit einer monatlichen Bürgersprechstunde am Donnerstagabend.
