„Wir hätten gern ein Schiff“ – dieser Wunsch des Theatervereins Zeitschleuse ist am Samstag in Erfüllung gegangen. Das von der Bernauer Firma „Holzbau Bruno Kaiser“ gesponserte und nachgebaute Auswandererschiff wurde im Klostergarten seiner Bestimmung übergeben: Der katholische Pfarrer Thomas Schwarz und die evangelische Pfarrerin Ruth Reinhard (Seelsorgeeinheit Oberes Schlüchttal) segneten das Schiff und das Theaterprojekt. Helmut Böhler und Herbert Duttlinger vom Holzbau-Team hämmerten ein Namensschild an seine Außenseite und Corinna Vogt, Vorsitzende und Regisseurin des Theatervereins Zeitschleuse, schmetterte unter den Augen von fast 400 Menschen die Schaumweinflasche an die Schiffsplanke.
Mit der „Rouenaise“ hat der Theaterverein die ebenso perfekte wie imposante Kulisse für die Aufführung des Stücks „Zwischen den Welten“ im nächsten Jahr. Grundlage ist das Buch „Die Amerikafahrt“ von Heinrich Ernst Kromer, das als Neuauflage wieder erhältlich ist. Holzbau Kaiser hat das vordere Drittel eines Schoners, mit denen Mitte des 19. Jahrhunderts auch aus unserer Gegend Menschen nach Amerika auswanderten, authentisch nachgebaut. Dabei aber modernste Technik von heute angewandt.

Das Schiff ist nach Aussage von Herbert Duttlinger am Computer entwickelt worden und größtenteils nach einem 3D-Modell von computergesteuerten CNC-Maschinen gebaut worden. Der Schiffsrumpf hat 60 Prozent der Originalgröße, ist 16 Meter lang, sechs Meter breit und der Mast mit den Segeln 17 Meter hoch. Die Schauspieler werden auf der „Rouenaise“ nicht nur in luftiger Höhe spielen, sondern auch in Schräglage. Der Schiffsbug ragt nach oben, um hohen Wellengang zu simulieren. „Es hat eine Riesenfreude gemacht, das Schiff zu entwickeln und zu bauen, aber es war auch eine riesige Herausforderung“, so Duttlinger.
Regisseurin Corinna Vogt nannte den Schiffsbau eine Geschichte, die nicht verstandesmäßig erklärt werden könne. „Es geht bei ihr um Herz und Seele, darum dass ganz viele Menschen mitmachen und sich einbringen“, sagte sie. Eine kleine gespielte Szene aus „Zwischen den Welten“ zum Abschluss der Schiffstaufe dürfte die Vorfreude und Neugierde auf die kommenden Aufführungen kräftig erhöht haben. Musikalisch begleitet wurde die Schiffstaufe von den Freudekids, der Jugendgruppe der Zeitschleuse und deren Projektchor.
Danach wurde mit der Bonndorfer Band Most weiter gefeiert. Die Berauer Landfrauen und die katholische Frauengemeinschaft Riedern-Hürrlingen bewirteten.