Aufzuhören fällt dem Arzt Alfred Müller in Birkendorf schwer. Ein Nachfolger für die Praxis konnte nicht gefunden werden. Erst sah es ganz gut für den Fortbestand aus. Aber dann hat sich eine Kandidatin, die schon mehrere Monate bei Müller tätig war, für eine Gemeinschaftspraxis in Stühlingen entschieden. „Viele Patienten waren darüber enttäuscht“, sagt der Mediziner, der im Oktober 68 Jahre alt wird und aus Altersgründen aufhören will.
Interessenten ziehen sich zurück
Drei weitere interessierte Kollegen hätten sich die Praxis angeschaut, für sehr gut befunden und dann schließlich doch abgesagt. Der Kinder wegen will man lieber in der Stadt leben, wo alle Schulen direkt vor Ort sind. „Dabei gibt es nichts Schöneres, als hier auf dem Land zu leben“, sagt Müller mit voller Überzeugung.
Der Werdegang des Mediziners
Als gebürtiger Saarländer ist er selbst in der Stadt aufgewachsen, ging später dann im Internat des Kollegs St. Blasien zur Schule und studierte in Freiburg. Nach seiner Weiterbildung in der Chirurgie und der Assistenzarbeit bei Dr. Bödecker machte er auf dessen Rat hin im Krankenhaus Waldshut die Ausbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin. Dort lernte er auch die OP-Schwester Martina, seine spätere Ehefrau kennen. Mit ihr hat er zwei Söhne. Im Jahr 2016 ist sie verstorben.
Ein Beruf, der Freude macht
„Wir waren immer froh, dass wir uns für Birkendorf entschieden haben, und schätzten das Leben hier“, erklärt der Hausarzt. Der Beruf habe ihn erfüllt und ihm Freude gemacht. Hausbesuche bei Patienten gehörten von Anfang an mit zu seinem Wochenplan und werden auch noch bis zum Schluss absolviert. Es seien allerdings nicht mehr so viele wie früher. Aufgrund der steigenden Patientenzahlen und neuer Reglements waren Hausbesuche zeitlich nicht mehr in altem Umfang zu bewältigen.
Aufgabe nach 30 Jahren
Jetzt gibt Alfred Müller nach 30 Jahren die Arztpraxis auf. Seine Söhne Stefan und Max haben ihn davon überzeugt, sich nach 30 Jahren mehr Ruhe zu gönnen und Zeit für die Familie zu haben, erklärte er. „Ich habe hervorragende Mitarbeiterinnen, die schnell neue Stellen gefunden haben.“ Vier Arzthelferinnen waren laufend in seiner Praxis beschäftigt. Nicht nur familiäre Gründe gaben letztlich den Anstoß, aufzuhören. „Die immer komplizierter werdenden Bestimmungen von oben herab, die dem Patienten nichts bringen, haben meinen Entschluss zum Aufhören erleichtert. Das war früher schön, als die Patienten mit dem Krankenkassenschein gekommen sind“, resümiert Müller nachdenklich.
Hoffen auf reibungslosen Übergang für Patienten
Bürgermeister Tobias Gantert habe sich auch um Nachfolger bemüht. Dass das Problem auch viele andere Gemeinden betreffe, betrachte er mit Sorge. Es bleibe zu hoffen, dass die Patienten bei einem Arzt in der Nähe angenommen werden können. Die Patientenakten sind zur Abholung vorbereitet. Patienten seien schon mit Aufnahmestopps und Wartelisten konfrontiert. Für den Allgemeinmediziner Alfred Müller beginnt ein neuer Lebensabschnitt, in dem er sich Zeit für sich, Freunde und die Familie nehmen will. Eine gemeinsame Reise ist bereits gebucht.

„Die immer komplizierter werdenden Bestimmungen von oben herab, die dem Patienten nichts bringen, haben meinen Entschluss zum Aufhören erleichtert.“
Alfred Müller, Hausarzt