Wilfried Dieckmann

Wenn ein ursprünglich geplanter Kurpark zum Skulpturenpark mutiert, dann eröffnet dieser Bereich Freiräume. Freiräume, die einerseits von naturbelassenen Flächen, also ohne klassische Parkelemente wie künstlich angelegte Rosenbeete oder Lavendelrabatten, und andererseits von Kunst im öffentlichen Raum genutzt werden. Die Herausforderung für die Künstler, ob bei einem Symposium oder der geplanten Open-Air-Ausstellung „Zeit im Wandel“, sollte somit auch darin liegen, den Besuchern des Parks eine Botschaft zu vermitteln.

Die frei zugängliche Kunst soll zum Nachdenken anregen und vorherrschende Gleichgültigkeit durchbrechen. „Euch ziemt es, stets das Maul zu halten“, schrieb Heinrich Heine in „Erinnerungen aus Krähwinkels Schreckenstagen“. Eine sprachliche Form voller Ironie, die aber nicht zum Duckmäusertum, sondern eher zum Widerstand aufruft. Ein künstlerischer Effekt, der von den damaligen Initiatoren der Parkanlage in der Ortsmitte von Grafenhausen durchaus erwünscht war. Zwischenzeitlich hat sich im Skulpturenpark Grafenhausen eine Symbiose zwischen Kunst und Natur entwickelt.

Giulio V. Cerbella

Der italienische Künstler wurde 1980 in Perugia geboren, er studierte Bildhauerei am Kunstinstitut seiner Heimatstadt. Zwei seiner Werke wurden der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem kolumbianischen Präsidenten und Friedensnobelpreisträger Juan Carlos Santos aus dem Heiligen Kloster der Basilika von Assisi im Jahr 2018 geschenkt. Der Künstler nimmt seit Jahren an zahlreichen Land-Arts und Symposien in Europa teil.

„To the Light“ von Giulio Cerbella.
„To the Light“ von Giulio Cerbella.

In Grafenhausen beteiligt sich Giulio Cerbella mit der Skulptur „To the Light“. Die Arbeit sei aus einer Reflexion über Licht sowohl als Symbol als auch als Transformationsprozess entstanden. Der Philosoph Aristoteles war nach seinen Angaben der erste, der dies ausarbeitete. Ein Konzept über Licht, das scheinbare Immaterialität verachtet, sei die Grundlage der Struktur des Universums. Im wissenschaftlichen Bereich wird dieses Element identifiziert mit dem Äther: eine abklingende und flüssige Materie, die alle Körper umgibt.

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Auf stilistischer Ebene lässt sich die Skulptur von den antiken Statuen der etruskischen Menschen inspirieren, die viele Städte in Zentralitalien gegründet haben, aus denen auch der Künstler stammt. Dieser starke Bezug zu den Wurzeln wird auch durch den Umhang unterstrichen. Das Werk ist etwa 270 Zentimeter hoch.

Josef Briechle

Der Künstler ist 1939 in Tiengen geboren und gehört zu den bekanntesten zeitgenössischen Künstlern des Landkreises Waldshut. Er hat sich mit vielen Ausstellungen, Symposien und Kunstpreisen sowohl national als auch im benachbarten Ausland einen Namen gemacht. Seit 1991 arbeitet Briechle völlig freischaffend. Nach seinen Worten sei es keine leichte Entscheidung gewesen, den Schritt vom Handwerksmeister zum freischaffenden Künstler zu wagen. Es sei ein Schritt in die eigenständige Kreativität gewesen. Josef Briechle sagt: „Der bildende Künstler muss genauso professionell vorgehen, wie ein Handwerksmeister in einem mittleren Unternehmen. Er muss beweglich sein, ein Netzwerk knüpfen und sich der Öffentlichkeit stellen sowie seinen Weg der Kunst gradlinig verfolgen.“

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Seine Arbeit „Horizontal zu vertikal“, mit der er sich in Grafenhausen im Skulpturenpark beteiligt, besteht aus zwei Teilen: Einer konkreten, durchbrochenen stehenden Holzskulptur und einem waagrechten, in Zeitabschnitte strukturierten Stamm. Stehend symbolisiert vermeintliche Sicherheit, liegend steht für eine weltweit unklare Zeit.