Herr Dörflinger, Hagehole in Birkendorf ist zum Volksfest geworden. Wie kamen Sie auf die Idee?

Mit den „Black Forest Highland Games“, die ich zusammen mit Martin Probst organisiert hatte, waren wir im Jahr 2000 erfolgreich, aber dieses Dimension Events brachte die Birkendorfer Dorfgemeinschaft an ihre Grenzen. Lange hatte ich daher überlegt, was man stattdessen mit den Vereinen nachhaltiger veranstalten könnte. Beim Blick von meiner Terrasse zu den vier „Hägili“ auf der Sommerweide kam mir die Blitzidee. In Anlehnung an die großen Almabtriebe im alpenländischen Raum, könnten wir sowas mit nur vier einfältigen Bullen auf die Spitze treiben und ein Fest daraus machen. Es war ein besonderer Reiz.

Manuel Dörflinger spricht mit Mitarbeiterin Ursula Ortlieb auf der Terrasse seines Wohnhauses in Birkendorf über das Hagehole. Von dort ...
Manuel Dörflinger spricht mit Mitarbeiterin Ursula Ortlieb auf der Terrasse seines Wohnhauses in Birkendorf über das Hagehole. Von dort aus sieht er auf die Sommerweide, wo die vier Häggeli von Conni und Werner Ziller von Frühjahr bis Herbst weiden. | Bild: Matteo Dörflinger

Das Fest findet immer am Samstag vor Chilbi statt. Haben Sie mit einem derartigen Erfolg gerechnet?

Nein. Früher war Chilbi ab Samstag und begann mit Schiffschaukel und Karussell. Am Dienstag war Tanz und Musik mit vielen jungen Leuten aus der ganzen Region. Mit der Zeit hat sich Chilbi auf den Schürzlemarkt reduziert. Für mich lag daher nahe, an Chilbi etwas Adäquates zu bieten. Schon die erste Veranstaltung 2006 gelang von A bis Z. Es hat alles gepasst.

Sie sind bekannt dafür, das Festprogramm komplett fast minutiös durchzuplanen.

Das klingt etwas pedantisch, ist aber so, wie bei meiner täglichen Arbeit beim SWR. Bei jeder Radio- oder Fernsehsendung wird alles minutiös durchgeplant und so läuft es auch beim Hagehole. Jeder weiß dann, was und wann zu tun ist.

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Wie lange dauerte die erste Planungsphase?

Die Planungsphase begann ein Jahr davor. Sponsoren mussten gewonnen werden. Für diese Unterstützung sind wir sehr dankbar. Wir konnten bekannte Musikkapellen und Bands engagieren. Die Brassband Alpenblech und Papis Pumpels traten im Haus des Gastes auf und das bei freiem Eintritt. Die Leute waren begeistert.

Sie haben ein Jahr nach der Premiere den Innovationspreis „Tourio“ gewonnen. Was war das Geheimnis des großen Erfolgs?

Natürlich braucht es eine gute Idee und Planung. Aber ohne eine gutes Organisationsteam nützt dir die tollste Idee nichts. Die Birkendorfer Vereine haben großartig an einem Strang gezogen und mitgemacht. Und natürlich haben wir mit Conni und Werner Ziller ideale Bauern. Sie haben sich mit ihren Tieren voll auf das Spektakel eingelassen.

Riesenspektakel in Birkendorf: Das traditionelle Hagehole. Unser Archivbild zeigt eine Szene aus dem Jahr 2018.
Riesenspektakel in Birkendorf: Das traditionelle Hagehole. Unser Archivbild zeigt eine Szene aus dem Jahr 2018. | Bild: Ursula Ortlieb

Dann ist da noch die Gemeindewaage, die von Conni betreut wird und perfekt ins Programm passt. Die Tiere werden mit einer bestimmten Personengruppe gewogen. Das Gesamtgewicht wird geschätzt und es gibt für das genaueste Ergebnis attraktive Geldpreise. Trotz der vielen Arbeit, die im Sommer in der Landwirtschaft anfällt, war den Zillers nichts zu viel.

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Axel Schmidt und ich drehten vor dem ersten Hagehole jeden Sonntag mit den beiden 30 Filmchen für die Homepage. YouTube gab es damals noch nicht so wie heute. Täglich kam dann noch das Hagetagebuch mit Gedanken der Jungbullen zu aktuellen Themen. Dass wir gleich 2007 den deutsch-schweizer „Tourio“ für diese innovative Idee erhielten, hat uns sehr gefreut.

Welche Gedanken standen im Hage-Tagebuch?

Es waren einfach humorvolle Kommentare zum Tages- und Dorfgeschehen. Zum Beispiel das Thema Landverkauf an Schweizer Bauern. Ein Bulle überlegte, ob auch Zillers die Weide der vier Hägili an Schweizer verkaufen würden und sie dann womöglich Schwyzerdütsch lernen müssten. Oder bei der extremen Hitzewelle philosophierte ein Bulle über den Ausdruck „Bullehitz“. Es sollte unterhaltend sein und brachte lustige Kommentare der Internet-User.

Neben Ihrem Beruf in Stuttgart sich noch in der Freizeit daheim zu engagieren, ist das nicht zu viel?

So was wie das Hagehole beginnt man im jugendlichen Drang. Dann kommen die Kinder, der Hausbau, berufliche Herausforderungen und das eigene Zeitkonto wird immer knapper. Auf der anderen Seite funktioniert eine Dorfgemeinschaft auch nur, wenn man sich selbst engagiert und nicht darauf wartet, dass es andere tun. Das ist glaube ich bei Vielen in jedem funktionierenden Dorf so.

Was wird in diesem Jahr geboten. Wer spielt neben Luddi und der Munimusik?

Wir haben wieder ein buntes Musikprogramm auf zwei Bühnen. Es gibt selbstverständlich wieder Ochs am Spieß und in diesem Jahr muss das Gesamtgewicht der vier Hägili und der Damenmannschaft der SG Steina-Schlüchttal geschätzt werden.

Conni und Werner Ziller werden nur noch dieses Jahr dabei sein. Wie geht es weiter?

Alles hat seine Zeit und deshalb nutzen wir auch diesen Moment, die Festorganisation an die nächste Generation zu übergeben. Unsere „Jungen“ haben auch gute Ideen und sind motiviert, etwas Neues auf den Weg zu bringen. Ich bin mir sicher, dass sie es können und wenn sie möchten, werden wir „Alten“ sie weiter unterstützen. Ich freue mich aber auf mehr Zeit mit der Familie und unserer Band Luddi.

Gibt es Projekte mit der Alemannenrockband Luddi?

Wir feiern dieses Jahr unser 20-Jähriges. Ende des Jahres planen wir daher eine Überraschung. Aber da wird noch nichts verraten.

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