Als 20-jährige Praktikantin verbrachte Melanie Nestvogel den Sommer 2006 in einer Wildtier-Auffangstation in Kanada. Die dort erworbenen Kenntnisse über den Umgang mit Wildtieren erweiterte sie danach bei einem Praktikum in der Klinik für Zoo-/Wildtiere in Zürich. Dass sie zu ihren praktischen Erfahrungen mehrere Semester Tiermedizin studiert hatte, kam ihr dabei zu gute. Zusätzliche Fortbildungen folgten.

„Man lernt nie aus“, so Melanie Nestvogel. Dass die junge Frau so abgeschieden leben kann, versteht man, wenn man sieht, welchen Raum die Pflege von Tieren in ihrem Leben einnimmt. 2008 nahm die 35-Jährige den ersten Jungfuchs auf, der ihr in das Tierbedarfsgeschäft, in dem sie arbeitete, gebracht wurde. So sprach sich bald herum, wohin man verletzt oder geschwächt aufgefundene Wildtiere bringen kann.
Gehege für Rehe, Füchse und Vögel
Daraus entstand die „Wildtierhilfe Hochrhein„ mit Gehegen an drei verschiedenen Orten für Rehe (Wutöschingen), Füchse (Tiengen) und Vögel (Raßbach). Das Rehgehege in der Nähe von Wutöschingen wurde inzwischen abgebaut. Genesene Tiere sind wieder in Freiheit. Für ein neues Gehege wird ein Wiesen- oder Waldgrundstück in der Nähe gesucht.

Gerne würde die Tierretterin einen Bauernhof mit genügend Platz oder Wiesenflächen kaufen oder mieten, um weite Strecken zu vermeiden. Schon drei Mal haben Unbekannte den Zaun des Fuchsgeheges in Tiengen aufgeschnitten. Sechs Füchse sind seither verschwunden, die eigentlich nicht ausgewildert werden sollten. Die Wildtierhilfe Hochrhein ist die einzige Auffangstation dieser Art in der Region. Um genesene Tiere wieder auswildern zu können, müssen sie richtig behandelt werden. Davon versteht Melanie Nestvogel eine ganze Menge. „So wenig Kontakt wie möglich, sollte der Mensch mit dem Wildtier haben“, erklärt sie. Deshalb sei es wichtig, immer erst anzurufen, bevor etwas unternommen werde.
An sieben Tagen ist die Tierretterin rund um die Uhr erreichbar, da sofortige Hilfe verletzten Tieren das Leben retten könne. Melanie Nestvogel ist mit anderen Tierrettern und ehrenamtlichen Helfern gut vernetzt. Sie gibt auch Tiere an diese weiter oder tauscht aus, wenn es sich um Tierarten handelt, die in Gruppen aufgezogen werden müssen, um Fehlprägungen zu vermeiden.

„Es ist wichtig, dass dem Findeltier zunächst kein Wasser, Milch oder Nahrung angeboten wird, da dies für das Tier tödlich enden kann.“ Neugeborene Rehkitze und Feldhasen liegen oft allein im Gras, werden aber von den Müttern wieder aufgesucht und ernährt. Nach menschlicher Berührung des Nachwuchses, werde er von der Mutter nicht mehr angenommen. „Die Tiere sind extrem empfindlich“, erklärt Nestvogel.

Auf der Wunschliste der Wildtierretterin steht auch eine Wärmebilddrohne, mit der Rehkitze im hohen Gras oder Kornfeld aufgespürt und vor dem Mähen in Sicherheit gebracht werden könnten, um sie danach wieder an Ort und Stelle zurückzulegen. Da so eine Drohne teuer ist, soll eine Crowdfunding bei der Anschaffung helfen.