Dorothée Kuhlmann

Stürme, Trockenheit, Hitze und dazu Borkenkäfer machen seit nunmehr drei Jahren den Wäldern schwer zu schaffen. Nach den Stürmen des Winters setzten Borkenkäfer den Fichtenbeständen massiv zu. „Das ist besonders für viele Privatwaldbesitzer schlimm, die zum Teil große Teile ihres Waldes verloren haben“, berichtete Förster Friedrich Hugel im Gespräch.

Friedrich Hugel
Friedrich Hugel | Bild: Dorothée Kuhlmann

Planen für die Zukunft

Die Borkenkäfer sind jetzt in der Winterruhe. Nun gilt es möglichst viele befallene Bäume zu identifizieren und einzuschlagen, damit im nächsten Frühjahr weniger Käfer ausschwärmen. Für die Zukunft planen – das ist jetzt die wichtige Aufgabe von Friedrich Hugel bei der Beratung der Privatwaldbesitzer und für den Gemeindewald.

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„In Grafenhausen sieht es auf Grund der Höhenlage im Gemeindewald noch relativ gut aus“, berichtet Friedrich Hugel. Hier setzt der Förster hauptsächlich auf Naturverjüngung. Maximal 20 Prozent der freien Flächen sollen wieder bestockt werden. Dabei wird die Fichte nicht mehr die Rolle wie in der Vergangenheit spielen. Im nächsten Jahr wird es in Grafenhausen wieder eine Forsteinrichtung (Forstliche Betriebsplanung) geben.

Das Ziel: Mischwald

Derzeit sieht der geltende Plan noch einen Bestand von 57 Prozent Fichte vor. „Die Diskussion geht aber in Richtung von maximal 50 Prozent“, meint Friedrich Hugel. In Höhenlagen je nach Standort unter 500 bis 800 Metern wird die Fichte als Bestandsbildner nicht mehr konkurrenzfähig sein, so die Ansicht in Fachkreisen.

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Der Wald der Zukunft soll ein Mischwald sein. „Bei Bestockungen setzen wir dabei auf forstlich schon bekannte Arten“, erklärt Friedrich Hugel. Weißtanne und Douglasie haben sich als trockenresistenter als die Fichte erwiesen. Bei den Laubbaumarten rückt neben der heimischen Buche, Bergahorn und Eichen die amerikanische Roteiche in den Blick.

Die Art kam bereits Ende des 17. Jahrhunderts nach Europa. Neben der Pflanzung als attraktiver Parkbaum wird die Roteiche auch forstlich genutzt. „Es ist eine recht robuste Art, die wüchsiger als die heimische Traubeneiche ist und gutes Holz liefert“, so Friedrich Hugel.

Sägewerke kommen nicht nach

Damit der junge Wald aber eine Chance hat sich zu entwickeln, gilt es möglichst viel Substanz zu erhalten. Dabei spielt auch der Umgang mit eingeschlagenem Holz eine wichtige Rolle. Wegen der großen Holzmengen waren die Nasslager im Frühsommer bereits voll. Die Sägewerke kamen nicht nach, das anfallende Holz zu verarbeiten. Trockenlagerplätze müssen einen Abstand von rund einem Kilometer zum Wald haben, damit ausfliegende Borkenkäfer keine weiteren Fichten befallen können.

Überstehen Borkenkäfer Holzhäckseln?

„Das ist bei uns landschaftsbedingt aber praktisch nicht machbar“, so Friedrich Hugel. Als letzte Lösung wurden dann einige Holzpolder mit entsprechenden Insektiziden gespritzt. Im Staatsforst wurde Holz zum Schutz des Waldes und zur momentanen Entlastung des Holzmarktes gehäckselt. „Der Einsatz von Spritzmitteln wird natürlich soweit wie möglich vermieden“, erklärt ein Mitarbeiter der Abteilung für Forstentomologie und Waldschutz der Uni Freiburg.

In Zusammenarbeit mit der Baden-Württembergischen Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg wurden Freilandversuche mit dem gehäckselten Käferholz durchgeführt. „Wir wollen sehen, inwieweit die Borkenkäfer das Häckseln und Lagern des gehäckselten Käferholzes in Haufen überstehen“, so der Mitarbeiter.

Freilandversuche der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg im Waldgebiet zwischen Hürrlingen und Seewangen sollen zeigen, ...
Freilandversuche der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg im Waldgebiet zwischen Hürrlingen und Seewangen sollen zeigen, inwieweit Borkenkäfer in gehäckseltem Holz überleben. | Bild: Dorothée Kuhlmann

Die Ergebnisse des Versuchsaufbaus werden derzeit ausgewertet. Über den Winter bleiben auch einige Häckselhaufen unter Beobachtung, um zu sehen, ob Borkenkäfer in den Häckselhaufen überwintern können.

Erfolg erst nach Jahrzehnten sichtbar

Bestehenden Wald soweit möglich und sinnvoll erhalten, damit junger Wald besser nachwachsen kann. „Und dann schauen, was die Natur am jeweiligen Standort bringt“, so das favorisierte Vorgehen von Friedrich Hugel, Forst und Naturschutz. Wie die jetzige Strategie aufgeht, wird sich allerdings erst in einigen Jahrzehnten zeigen.