Mit den zwei K – Kreativität und Kommunikation – wollen die beiden Citymanagerinnen Carina Kirves und Monika Studinger Leben in die Innenstädte von Waldshut-Tiengen bringen. „Wir kommen aus der Region und brennen für die Region“, sagen die beiden unisono. Nach etwa sechs Monaten im Amt kann das Duo auch bereits erste Erfolge vorweisen. Und die Arbeit dürfte Kirves und Studinger so schnell nicht ausgehen.

Aus der Wirtschaft in die Verwaltung

Seit November 2025 teilen sich die 60-Jährige und die 31-Jährige die Stelle des Citymanagements. „Wir haben uns gesucht und gefunden und ergänzen uns. Carina bildet den Blickwinkel der jungen Familien ab, ich der älteren Generation“, erklärt Monika Studinger im Gespräch mit unserer Zeitung. Dieses Jobsharing (Teilen einer Stelle) sei ein Novum und bringe die Stärken von zwei unterschiedlichen Menschen zusammen. Sie sind keine studierten Citymanagerinnen, räumen beide ein, können aber auf einen reichen Erfahrungsschatz aus der Wirtschaft und in der Zusammenarbeit mit Kommunen zurückgreifen.

Der Schritt in eine Stadtverwaltung sei für beide auch ein Wagnis gewesen – doch es habe sich für beide auch persönlich bezahlt gemacht, wie sie im Gemeinderat betonten: „Wir erleben viel Rückhalt, große Offenheit und haben es mit einer großen Themenvielfalt zu tun.“

Leben in die Städte bringen

„Unser Job ist alles, was Leben in die Städte bringt“, sagt Studinger. Diese Aufgabe umfasst eine große Bandbreite. Um einen Überblick zu erhalten, was gewollt sei, und auch um Bürger, Gewerbetreibende, Vereine und alle Akteure des örtlichen Geschehens von Beginn an ins Boot zu holen, seien die Zukunftswerkstätten ins Leben gerufen.

Diese gab es in Waldshut, Tiengen und gemeinsam mit einer Schülergruppe des Hochrhein-Gymnasiums. Aus Sicht der Citymanagerinnen seien es Veranstaltungen von großer Bedeutung gewesen: „Das war eine Art ‚Wünsch-dir-was‘ aus dem viele Ideen und erste Vorhaben entstanden sind“, so Studinger.

Das Thema Wirtschaftsförderung prägte derweil die ersten Monate des Citymanagements. Die nach außen hin drängendste Aufgabe ist dabei der Umgang mit den Leerständen in den Innenstädten. Dafür wurden in den vergangenen Monaten viele Gespräche mit Immobilienbesitzern und den Gewerbevereinen geführt, es gab eine Plakatkampagne gestartet, die bereits erste Früchte trägt, und viele kleine Aktionen, die ein „niederschwelliges Rauschen“ erzeugt hätten, schildert Monika Studinger.

Etliche weitere Maßnahmen und Veranstaltungen seien in Vorbereitung oder bereits umgesetzt. Mit Pop-up-Stores, die Gelegenheit bieten, Geschäftsideen auf Zeit auszuprobieren, soll beispielsweise dem Nachwuchs der Weg ins Geschäftsleben erleichtert werden. Dank Sponsoren, dem Entgegenkommen von Vermietern und dem Einsatz eigener Mitteln sei es möglich, leerstehende Ladenflächen für die Dauer eines Versuchs zu attraktiven Konditionen zur Verfügung zu stellen, schildert Studinger. Dazu gebe es Workshops und weitere Aktionen. Einige Leerstände hätten sogar bereits beendet werden können.

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Eigenheiten der Innenstädte herausarbeiten

Der Schwerpunkt von Carina Kirves ist das Marketing und die Vermarktung der Stadt nach Außen. Es gehe darum, die sehr individuellen Gegebenheiten bestmöglich zu nutzen. Waldshut punktet als klassische Innenstadt, hier gehe es darum, die Kaiserstraße mit den parallel liegenden Straßen zu verbinden. Tiengen versprühe mit seinen Gassen und seiner Historie einen wunderbaren Altstadtcharme.

Aktuell gebe es daher parallel zwei inhaltliche Schwerpunkte: „Wir entwickeln eine Vision für die Zukunft der Tiengener Innenstadt, die die Potenziale und den Charme in einem Markenkern vereint“, so Kirves. Mit Blick auf Waldshut soll derweil die Rheinpromenade stärker an die Innenstadt angebunden werden. Eine Projektgruppe und sehr konkrete Ideen – etwa gastronomische Angebote zu schaffen – gebe es bereits.

Darüber hinaus soll Waldshut-Tiengen natürlich auch in der digitalen Welt stärker wahrgenommen werden. „Es gibt schon so viel Gutes in der Stadt, was man oft gar nicht weiß“, so Kirves.

In engem Kontakt mit der örtlichen Wirtschaft

Die beiden sind außerdem Ansprechpartner für das Gewerbe und bilden die Schnittstelle zur Stadtverwaltung. Sie unterstützen auch bei der Akquise von Fördermitteln und vertreten Waldshut-Tiengen in überregionalen Netzwerken. „Ich bin zuversichtlich, dass wir mit den Gewerbevereinen zusammen viel erreichen“, sagt Kirves.

Über ihre ersten Monate ziehen die beiden ein zufriedenes Fazit: „Wir werden überall offen empfangen, und wir brennen für das, was wir tun“, schwärmt Studinger. Es sei auch deutlich feststellbar, dass die Bereitschaft zur Mitarbeit mit steigender Bekanntheit der Citymanagerinnen immer mehr zunehme.

Und mit den Netzwerken wachsen auch die Themen: „Uns begegnen neben Wirtschaftsthemen auch viele soziale Dinge. Vor allem geht es um den Wunsch nach Begegnung“, so Studinger.

Wer sind die Citymanagerinnen?

Gemeinderat will stärker einbezogen werden

Auch seitens des Gemeinderats fiel die Resonanz auf den ersten Tätigkeitsbericht der beiden Citymanagerinnen überaus zufrieden aus: „Wir sind froh, dass wir sie haben. Der Austausch klappt gut, die Chemie stimmt. So kann es weitergehen“, brachte Jörg Holzbach (FW) die Sicht der Gewerbetreibenden auf den Punkt. Auch Nathalie Rindt (CDU) lobte die „tolle Arbeit“ des Citymanagements.

Derweil gab es durchaus kritische Nachfragen und Wünsche. Antonia Kiefer (Grüne) befürchtete etwa eine Art Konkurrenz zum Gemeinderat, wenn es um wichtige Entwicklungen geht: „Es muss eine enge Zusammenarbeit gewährleistet sein“, forderte sie. Auch Harald Würtenberger (FW) mahnte eine enge Einbeziehung des Gemeinderats an – gerade bei solch wegweisenden Vorhaben wie der Rheinpromenade.

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