Ann-Kathrin Bielang

Und was machst du in den Ferien so? Sechs Wochen Sommerferien, das klingt nach Urlaub und Entspannung am See oder im Schwimmbad, aber für viele Schüler gehört der Ferienjob mittlerweile ebenso dazu, wie das entspannte Nichtstun. Aber wie kommt man eigentlich an so eine Arbeit und welche Angebote gibt es 2018 im Kreis Waldshut?

Ferienjobs vor allem im Einzelhandel und im Service

Viele Unternehmen in Waldshut-Tiengen haben über den Sommer Personalbedarf und besetzen ihre freien Stellen mit Ferienaushilfen. „Erfahrungsgemäß werden gerade im Einzelhandel und im Service gerne Ferienjobber eingesetzt“, sagt Melanie Payer, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit in Lörrach, die für die Landkreise Lörrach und Waldshut-Tiengen zuständig ist. Eine offizielle Statistik über Ferienaushilfen gebe es bei der Agentur für Arbeit jedoch nicht. Beliebt seien Ferienjobs immer dann, wenn die Tätigkeit leicht anzulernen ist, von Hilfsarbeiten beim Hecke schneiden bis zur Arbeit an einer Fertigungsmaschine.

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Wer darf welchen Ferienjob machen?

Das Jugendschutzgesetz verbietet Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 14 Jahren grundsätzlich das Arbeiten. Ausnahme: Mit Zustimmung der Eltern dürfen Kinder ab 13 Jahren bis zu zwei Stunden, in der Landwirtschaft drei Stunden am Tag leichte Tätigkeiten ausüben, wie zum Beispiel Gartenarbeiten oder Zeitungen austragen. Erst ab 15 Jahren gibt es weniger Einschränkungen für Ferienaushilfen. Aber auch hier gilt, dass nicht alles erlaubt ist. Schulpflichtige Ferienjobber unter 18 Jahren dürfen nicht länger als vier Wochen im Jahr in den Ferien arbeiten. Die Sommerferien sollen in erster Linie der Erholung vom Schulalltag dienen, so der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) auf seiner Internetseite zum Thema Ferienjobs.

Wie kommt man an einen Ferienjob?

Viele Unternehmen bewerben ihre freien Stellen in Aushängen oder bieten auf ihren Webseiten eigene Bewerbungsformulare für Ferienaushilfen. Für manche Ferienjobs ist eine Anfrage per Mail oder Telefon notwendig, auf die oft ein persönliches Gespräch folgt. Wenn Eltern und Bekannte in einem Unternehmen arbeiten, spielen auch Kontakte und eine interne Vermittlung der Ferienjobs eine wichtige Rolle, sagt Melanie Payer von der Agentur für Arbeit.

Antonietta Romano (17) ist nach ihrem Hauptschulabschluss bei der Feinwerktechnik Hago als Ferienaushilfe, hier an einer Bohrmaschine, ...
Antonietta Romano (17) ist nach ihrem Hauptschulabschluss bei der Feinwerktechnik Hago als Ferienaushilfe, hier an einer Bohrmaschine, angestellt. Nach dem Sommer beginnt sie eine Ausbildung als Fachkraft für Metalltechnik in der Fachrichtung Zerspanung. | Bild: Ann-Kathrin Bielang

Warum ist ein Ferienjob sinnvoll?

Das erste eigene Gehalt spielt für die Ferienaushilfen eine entscheidende Rolle, sagt Melanie Payer. Doch auch über das Aufbessern des Taschengeldes hinaus kann ein Ferienjob Anreiz haben: „Es ist eine gute Vorbereitung auf den Berufsalltag“, sagt Melanie Payer. In der Regel sei für einen Ferienjob eine Bewerbung nötig, manchmal ergänzt durch ein persönliches Gespräch mit den Arbeitgebern. Mit der Unterzeichnung des Arbeitsvertrages warten dann geregelte Arbeitszeiten und ein festgesetztes Gehalt auf die Schüler.

Jeder fängt mal als Ferienjobber an: Vier Politiker berichten über ihre Ferienjobs

Ferienjobs waren schon immer beliebt. Vier Politiker aus Waldshut-Tiengen erzählen von ihrem ersten eigenen Gehalt aus der Ferienzeit.

  • OB Philipp Frank war bereits als 14-Jähriger für eine Kunststofffabrik tätig. Eigentlich, um sich Geld für einen E-Bass zu verdienen: „Ich wollte der neue Paul McCartney werden“. Diese Erfahrung hat ihn geprägt, wie er sagt: „Ich habe seither einen Heidenrespekt vor Menschen, die täglich schwere körperliche Arbeit verrichten.“ Das Bassspielen hat er danach übrigens aufgegeben und sich aufgrund einer persönlichen Begegnung während des Ferienjobs für den Radsport entschieden, der bis heute seine große Leidenschaft ist: „Ferienjobs können also sehr prägen, in mehrfacher Hinsicht.“
  • Landrat Martin Kistler hat als Schüler den „Clemens-Boten“, das Pfarrgemeindeblatt von Dogern, ausgetragen. Anstrengender ist ihm sein Ferienjob als Student bei der Papierfabrik in Albbruck in Erinnerung: „Es war eine harte Arbeit, vor allem die 12-Stunden-Schichten am Wochenende.“ Körperlich anstrengend war auch die Mitarbeit im Gemeindewald von Bernau, wo Grenzen von Waldgrundstücken frei gesägt werden mussten: „Am Abend spürte ich, was ich tagsüber getan habe. Auch wenn es anstrengend war, die Arbeit im Wald war herrlich.“ Ausgegeben habe er das Geld meistens für Bücher und sein Studium.
  • Der CDU-Bundestagsabgeordnete Felix Schreiner hat in seiner Schülerzeit in der elterlichen Buchhandlung ausgeholfen: „Ich habe bereits als Schüler die ersten Bücher empfohlen und verkauft, aber auch Geschenke eingepackt.“ Außerdem war Schreiner als freier Mitarbeiter für die Zeitungen SÜDKURIER und Alb-Bote tätig, für die er Berichte unter anderem über Vereinsversammlungen geschrieben hat. Das in der Ferienzeit verdiente Geld hat er mit 19 Jahren in sein erstes Auto investiert: „Einen Opel Corsa B ohne Servolenkung.“
  • Die SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter hat in den Sommerferien als Aushilfskraft in der Entbindungsstation des Spitals Waldshut ihr Taschengeld aufgebessert. Die meiste Zeit war sie als Ferienaushilfe jedoch angestellt bei Lederwaren Wegeler in der Kaiserstraße in Waldshut. „Dort verkaufte ich von der Handtasche über Geldbeutel und Koffer auch Gürtel, die ich bei Bedarf auch kürzen konnte. Von meinem Lohn leistete ich mir meinen Führerschein und gönnte mir die eine oder andere Kugel Eis.“