Peter Rosa

Zur Entlastung der Verkehrssituation zwischen Waldshut und Tiengen wird schon seit Längerem über eine zweite Rheinbrücke diskutiert. Ihre Realisierung ist nun ein kleines Stück näher gerückt, wenn auch von unverhoffter Rheinseite. Denn während das Projekt Rheinbrücke 2.0 auf deutscher Seite noch keinen Einzug in den Bundesverkehrswegeplan gehalten hat, zeigen die Schweizer Nachbarn nun Initiative. Mit Koblenz-Ost und Sisseln wurden gleich zwei neue Grenzübergänge in Form neuer Brücken vom aargauischen Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) in den kantonalen Richtplan aufgenommen.

Täglich rollen Tausende von Fahrzeugen über die Rheinbrücke zwischen Waldshut und Koblenz.
Täglich rollen Tausende von Fahrzeugen über die Rheinbrücke zwischen Waldshut und Koblenz. | Bild: Peter Rosa

Ziel ist ein Gesamtverkehrskonzept mit Baden-Württemberg. In der sogenannten Vororientierung sollen die Voruntersuchungen stattfinden, in denen der Handlungsbedarf, mögliche Standorte, die Ausprägungen und andere Faktoren geklärt werden. Der zweite von drei Schritten wäre ein Zwischenergebnis. Mit einem Festsetzungsbeschluss durch den Aargauer Großrat wären die Projekte schließlich reif für die Initiierung konkreter Tiefbau- und Umsetzungsplanungen.

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Bis dahin könnte aber noch eine ganze Menge Wasser den Rhein hinabfließen. Denn beide Projekte müssen mit sämtlichen betroffenen Gemeinden abgestimmt werden. Als nächstes, voraussichtlich bereits in der ersten Hälfte des kommenden Jahres, wolle man die Arbeit mit der deutschen Seite aufnehmen, um geeignete Standorte unter Einbezug aller Anspruchsgruppen, wie dem Landkreis Waldshut, dem Kanton Aargau und den auf beiden Seiten der Grenze betroffenen Gemeinden zu finden.

Der erste Schritt solle eine konstituierende Sitzung aller Beteiligten von beiden Seiten der Grenze sein. Aufbauend darauf, wolle man die Verkehrsprognosen bis 2040 von beiden Seiten vergleichen. Dies berichtete Carlo Degelo, Leiter der Sektion Verkehrsplanung, Abteilung Verkehr des Kantons Aargau, jüngst bei einer gemeinsamen Veranstaltung der CDU und der Schweizer CVP in Bad Zurzach.

Überlastung durch Lastwagen

Dort hatten er und der Bundestagsabgeordnete und CDU-Kreisvorsitzende Felix Schreiner über die Situation, die anstehenden Probleme und Projekte im Bereich Verkehr auf beiden Seiten der Grenze informiert. Eines dieser Projekte ist die Überlastung der B 34 durch Lastwagen, die am Zollhof in Waldshut abfertigen, um in die Schweiz zu fahren.

Als eine der langfristig notwendigen Maßnahmen wird zunehmend über eine zweite Rheinbrücke diskutiert. Und auch wenn eine zweite Rheinbrücke derzeit nicht Teil des deutschen Bundesverkehrswegeplans ist, sieht man ihre Realisierung auch hierzulande optimistisch. Entsprechend positiv hatte sich zumindest Steffen Bilger, CDU-Staatssekretär beim Bundesverkehrsministerium, während seines Vor-Ort-Termins Anfang August geäußert. Mit der neuen Bewegung auf Schweizer Seite könnte das Vorhaben nun neuen Schwung erhalten.

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Eine fundierte Erarbeitung aller möglichen Entwicklungsszenarien fordert auch Andreas Wanzenried, Gemeindeammann von Koblenz. Die Gemeinde hatte sich bis zuletzt kritisch gegenüber einer neuen Brücke Koblenz-Ost geäußert. Warum die Variante in die Vororientierung aufgenommen wurde, kann er nicht nachvollziehen. „Das Problem darf nicht auf die Schweizer Seite verlagert werden“, ist Wanzenrieds Meinung. Er befürchtet, dass bei einer Realisierung der Brücke die Blechlawine durch seine Ortschaft rollen wird.

Gemeinde kann Entscheidung nicht blockieren

Aber auch, wenn man hier einen neuen Grenzübergang im Bereich Schmittenau als viel sinnvoller erachtet, sei man für alle Optionen, auch Koblenz-Ost, offen. Vorausgesetzt, sie basieren auf detaillierten Untersuchungen der jeweiligen Auswirkungen auf betroffene Ortschaften, so Wanzenried. Blockieren kann die Gemeinde eine Entscheidung des kantonalen Großrats im Falle des Falles aber ohnehin nicht.