Der Zustand der Waldshuter Kolpingbrücke ist wesentlich schlechter als vor Beginn der Sanierungsarbeiten angenommen. Das hat drei konkrete Folgen: Die Arbeiten werden nicht wie geplant noch vor Weihnachten abgeschlossen sein. Erst Ende Mai wird die Brücke wieder in beide Richtungen befahrbar sein.
Die Umleitungen für Autofahrer und Fußgänger bleiben ebenso lange bestehen. Die Stadt muss 200 000 Euro mehr bezahlen als geplant. Und: Eine der wichtigsten Verkehrsachsen der Stadt wird in 25 bis 30 Jahren wohl durch einen Neubau ersetzt werden müssen.
Karl-Heinz Koch vom Ingenieurbüro Breinlinger (Tuttlingen) sagte vor dem Gemeinderat: "Der Zustand der Brücke ist schlechter als wir damals geahnt hatten. Wir haben weit mehr Schäden gefunden als gedacht." Damit meinte er die Voruntersuchungen, die die beiden Bauherren, Stadt Waldshut-Tiengen (Brücke) und Regierungspräsidium (Auf- und Abfahrtsrampen), noch im Sommer ihrer Prognose zugrunde legten.
Die Aufzählung des Ingenieurs war lang und detailreich. Sie verdeutlichte aber, auch wenn wohl nicht jeder den Fachausdrücken im Detail folgen konnte, sehr eindrücklich, wie marode das 46 Jahre alte Bauwerk unter der Oberfläche tatsächlich ist. Oder, so Karl-Heinz Koch: "Es war fünf vor Zwölf."
Die Ursachen sind so vielfältig wie die Schäden selbst. Eine Aussage, die Theo Merz, Leiter des städtischen Tiefbauamtes, vollumfänglich teilt: "Wir sind auf eine Vielzahl von Baumängeln gestoßen." Auch er sagt, dass die Sanierungsfachleute im Zuge der Arbeiten auf "wesentlich mehr Schäden" gestoßen seien. Diese seien sowohl alters- wie auch materialbedingt.
Ein Hauptverursacher war nicht richtig abfließendes Salzwasser im Winter. Die Mischung als Schmelzwasser und Streusalz habe sowohl im Beton als auch an den Rolllagern zu Korrosionschäden, also Rost, geführt. An manchen Stellen so stark, dass im Beton eingelassene Armierungen (Eisenverstärkung) mitunter gar nicht mehr vorhanden sind.
Vorsichtiger Optimismus herrscht sowohl bei Karl-Heinz Koch wie auch bei bei Theo Merz, was den zweiten Bauabschnitt anbetrifft. Beide sind davon überzeugt, in Etappe zwei zwar ähnliche, aber keine neuen Schäden anzutreffen.
Dies vorausgesetzt, sollen die Arbeiten an der Brücke selbst Ende Mai 2019 abgeschlossen sein und die Umleitung über die Friedrichstraße der Vergangenheit angehören. Danach müssen allerdings noch die Rampen saniert werden. Hier wird es ebenfalls zu Verkehrsbehinderungen kommen, aber, so Theo Merz, in einem deutlich geringeren Umfang.
Im November 2019 sollen schließlich alle Arbeiten rund um die Kolpingbrücke abgeschlossen sein. Doch dann gilt: Nach der Sanierung ist vor dem Neubau. Denn zu einer weiteren Generalsanierung wird es wohl nicht mehr kommen. Karl-Heinz Koch: "Wir gehen davon aus, die Brücke noch 25 bis 30 Jahre hält." Deshalb sollten die nächsten 25 Jahre genutzt werden, "um uns etwas zu überlegen", also eine neue Kolpingbrücke zu planen.
Deshalb wird die Brücke saniert
- Weshalb wurde die Kolpingbrücke in Waldshut eigentlich saniert? Nach einer Nutzungsdauer von 46 Jahren befinde sich das Bauwerk, so Tiefbauamtsleiter Theo Merz im Rahmen eines Pressegesprächs im Sommer, nahezu unverändert im ursprünglichen Zustand. Bei einer eingehenden Untersuchung seien „erhebliche Mängel“ festgestellt worden, unter anderem an Beton, Abdichtungen und Fugen.
- Wem gehört die Brücke und wer trägt die Kosten der Sanierung? Die Kolpingbrücke selbst ist im Besitz der Stadt Waldshut-Tiengen, die Auf- und Abfahrtsrampen von der B 34 zur Brücke befinden sich imEigentum des Bundes. Die gesamten Sanierungskosten waren zunächst mit etwa 2,6 Millionen Euro veranschlagt. Der Anteil des Bundes betrug demnach knapp 1,6 Millionen Euro, der städtische Anteil etwa eine Million Euro. Durch die jetzt entdeckten weiteren Baumängel erhöht sich der städtische Anteil, so Karl-Heinz Koch vom Ingenieurbüro Breinlinger (Tuttlingen) um etwa 200 000 Euro auf 1,225 Millionen Euro.
- Ändert sich durch die verlängerte Sanierungszeit etwas an den Umleitungsstrecken für Autofahrer und Fußgänger? Nein. Die Kolpingbrücke ist bis Ende Mai unverändert nur von Süden nach Norden befahrbar, also im Einbahnverkehr. Für Fußgänger ist die Kolpingbrücke komplett gesperrt. Sie müssen auf die Unterführung an der Waldtorstraße beziehungsweise auf die Unterführung zwischen Ziegelfeld und Busbahnhof ausweichen.
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