Die Sanierungsarbeiten an der Kolpingbrücke schreiten voran. Mittlerweile wurden an beiden Enden einer Fahrbahnseite die Übergangsbereiche zwischen dem Brückenteller und den Auffahrrampen freigelegt und entfernt. Der Zustand der Brücke war bei der turnusgemäßen Prüfung im Jahr 2015 bemängelt worden, da eingedrungenes Wasser bereits massive Schäden an dem Bauwerk verursacht hatte. Auch die Auffahrrampen werden in einem zweiten Schritt saniert. Diese befinden sich im Zuständigkeitsgebiet des Regierungspräsidiums Freiburg. Für die Brücke selbst ist die Stadt Waldshut-Tiengen zuständig.


Die Ursache für das eindringende, im Winter mit Salz versetzte Wasser ist bereits zutage gekommen. Die Kunststoffrohre, die das Regenwasser durch das Innere der Brücke ableiten, waren im Bereich der Übergangskonstruktion geborsten. Grund war Materialermüdung, denn, die Brücke bewegt sich ständig. Im Sommer dehnen sich Stahl und Beton – wie übrigens die meisten Stoffe – durch den Temperaturanstieg aus und lassen den sogenannten "Brückenteller" um bis zu vier Zentimeter in die Länge wachsen, wie Tiefbauamtsleiter Theo Merz erklärt. Kälte hat den gegenteiligen Effekt. Diese Bewegung wird von speziellen Übergangskonstruktionen mit Dehnverbindungen, die auch auf der Fahrbahn sichtbar sind, überbrückt.

Von unten stützen mehrere Rollenlager mit einer Tragkraft von je 140 Tonnen die Konstruktion. Im Zuge der Sanierung sollen auch die Abflussrohre entsprechend beweglich eingebaut werden, um weitere Lecks für mindestens 25 weitere Jahre auszuschließen. Ebenfalls soll der Zugang dazu nicht wie zuvor zubetoniert werden, sondern lediglich mit einem Vogelschutznetz Einblick und Kontrolle des Zustands gewähren. Laut Theo Merz wolle man es durch verstärkte Kontrollen auch nicht wieder zu einem derartigen Schadensausmaß kommen lassen und Schäden anders als zuvor sofort in Angriff nehmen. "Wir sanieren so, dass wir die neuralgischen Punkte der Brücke in Zukunft besser erreichen", versichert auch Andreas Wolf vom Tiefbauamt.
Derzeit sieht man zwar nur wenig von den sechs Betonsanierern, man hört sie aber. In geschützten Bereichen tragen sie den korrodierten Beton im Wasserstrahlverfahren ab, wie Xaver Ebner, Geschäftsführer der ausführenden Firma Gero Keller, erklärt. Der Betriebsdruck beträgt hierbei 2800 bar. Alles, was auf diese Weise herausgelöst wird, bewegt sich in hohem Tempo. Auch deshalb ist die Brücke für Fußgänger voll gesperrt.

Ein daumennagelgroßer Blindgänger kann selbst in mehreren Metern Entfernung noch ein lebensgefährliches Geschoss darstellen. Die ebenfalls von Wasser und Salz korrodierten Stahlträger, die dem "Stahlbeton" erst seine hohe Festigkeit verleihen, werden im nächsten Schritt sandgestrahlt und gegebenenfalls ersetzt. Abschließend werden die vorproduzierten Übergangskonstruktionen wiedereingesetzt. Den Abschluss bildet der neue Fahrbahnbelag inklusive instandgesetzter Wasserabläufe.
Dass die Zuständigkeiten bereits beim Bau der Brücke 1971 zwischen Stadt und Bund aufgeteilt waren, zeigt sich an den Übergängen. Um den Höhenunterschied zwischen Rampe und Brücke auszugleichen, war Füllbeton verwendet worden, der in den Konstruktionsplänen nicht ersichtlich ist. Auf einer Fläche von bisher rund 500 Quadratmetern mussten 250 Kubikmeter (rund 600 Tonnen) davon entfernt werden.

Im Zeitplan sei man trotz des nicht vorhersehbaren Zusatzaufwands dennoch, versichert Bürgermeister Joachim Baumert. Denn die Zusammenarbeit aller an der Gemeinschaftsmaßnahme Beteiligten sei hervorragend. Wenn es keinen übermäßigen Frost gibt, sei mit der Fertigstellung der ersten Sanierungsphase Ende Januar zu rechnen. Der weitere Fahrplan wird bei der nächsten Gemeinderatssitzung vorgestellt.
Zahlen und Fakten
Die Kolpingbrücke wurde 1970/71 gebaut, sie ist 55,4 Meter lang und 15,5 Meter breit. Zur Eigengewichtsreduzierung ist ihr Inneres hohl. Im Zuge der Sanierung wird die Brückenkonstruktion von Korrosion befreit, neu abgedichtet und mit einem neuen Fahrbahn- und Fußweg-Belag versehen. Darüber hinaus werden die Geländer von 90 auf 130 Zentimeter erhöht. Die Kosten der Sanierung betragen rund 1,2 Millionen Euro. Die Maßnahme wird mit 337 000 Euro vom Land gefördert. Während die Brückenpfeiler schon zur neuen Brücke gehören, stammen die Fundamente und die aus Granitblöcken gemauerten Widerlager noch von der Vorgängerbrücke, die 1905 an dieser Stelle errichtet worden war.