Die vor mehr als 100 Jahren eingebauten Schwellen und Abstürze in der Schlücht im Bereich zwischen Pater-Jordan-Straße und Bahnbrücke in Gurtweil werden aus ökologischen Gründen wieder rückgebaut. Dort, wo noch in den 50er und 60er Jahren Gurtweils Kinder und Jugendliche ihr Sommerbad nahmen und über die Abstürze hinunterrutschten, werden künftig wieder Fische flussaufwärts ihre Laichplätze erreichen können.
Seit Juni ist die Hoch- und Tiefbau-Firma Schmidt aus Bernau dabei, die drei Abstürze (Wassersturzhöhe bis zu knapp drei Metern) und kleinere Schwellen im Schlüchtbett zu beseitigen. Die Planungen für den Rückbau, der voraussichtlich bis September 2019 dauern wird, stammen vom Ingenieurbüro Mayer aus Waldshut-Tiengen. Das Regierungspräsidium setzt damit die europäischen Wasserrahmenrichtlinien um. Dadurch soll eine bessere Durchwanderbarkeit der Schlücht für Fische und andere Wassertiere erreicht und der ökologische Zustand des Gewässers wiederhergestellt werden, so die Behörde.

Die Kosten für die Baumaßnahme sind auf etwa 245 000 Euro beziffert. Gemäß den Vorgaben der europäischen Wasserrichtlinie sind bestehende Abstürze zurückzubauen. Davon profitieren Fische und im Wasser lebende Kleintiere, die eine Durchgängigkeit in der Flusssohle benötigen, um beispielsweise neue Fraßplätze zu erschließen oder um Laichplätze zu erreichen.
Die Schlücht ist von der Mündung in die Wutach 3,8 Kilometer flussaufwärts bis zur Haselbachmündung ein Gewässer erster Ordnung und damit in der Unterhaltungslast des Landes Baden-Württemberg. Im Bereich zwischen der Pater-Jordan-Straße und der Bahnbrücke sind drei massive, aus Beton errichtete, senkrechte Abstürze vorhanden. Die Höhendifferenzen liegen zwischen 1,10 und 2,85 Metern. In einem ersten Schritt werden nun die massiven Abstürze in Flussmitte bis unter die künftige Gewässersohle abgetragen. Anschließend wird das neue Schlüchtbett als Raugerinne mit Störsteinen ausgebildet. Als Störsteine kommen Steine mit einer Größe von knapp einem Meter im Durchmesser zum Einsatz. Der Zwischenraum wird dann durch eine 30 Zentimeter starke Schüttung aus Wasserbausteinen gebildet.

Zur weiteren Sicherung des Raugerinnes (Rampen) werden die ein- und zweireihigen Störsteine jeweils abwechselnd in einem Abstand von 5,40 Meter befestigt. Die derzeitigen, bis zu 65 Meter flussaufwärts reichenden Rückstaubereiche oberhalb der Abstürze können so fast vollständig beseitigt werden. Im Zuge der Flussbaumaßnahme werden auch die beiden vor wenigen Jahren teilrückgebauten Abstürze oberhalb der Bahnbrücke, deren Beckenpässe durch ein Hochwasser teilweise zerstört wurden, durchgängig gestaltet.
Für den Angelsportverein Gurtweil (ASV) ist es laut Vorsitzendem Uwe Pettke „eine tolle Geschichte, die Renaturierung der Schlücht zu beobachten“. Die hohen Schwellen seien längst nicht mehr zeitgemäß und für die Fische ein unüberwindbares Hindernis. Weiter sagt Pettke: „Die Schlücht wird ein völlig neues Gesicht bekommen und sicherlich nicht nur für den ASV, sondern auch für die Gurtweiler Bevölkerung sowie allen Spaziergängern ein interessantes Fließgewässer werden.“

Die beiden ASV-Vorstandsmitglieder Michael Larsch und Wolfgang Mutter haben mit Unterstützung des ASV Klettgau-Tiengen die drei betroffenen Schwellen vor Baubeginn elektrisch abgefischt. Es waren etwa 40 stattliche Forellen, die nach dem Abfischen umgesiedelt wurden.
Das Projekt
Die Schlücht in Gurtweil wird derzeit renaturiert. Das Regierungspräsidium Freiburg baut drei Abstürze in der Schlücht zurück, der ökologische Zustand des Gewässers I. Ordnung wird wieder hergestellt. Mit dieser Maßnahme wird die europäische Wasserrichtlinie umgesetzt. Die Planung hat das Ingenieurbüro Mayer aus Waldshut-Tiengen übernommen, die Arbeiten die Baufirma Schmidt – Hoch- und Tiefbau – aus Bernau. Die Kosten betragen rund 245 000 Euro, die geplante Bauzeit ist von Juni bis Oktober 2019. Projektleiter ist Thorsten Bähr.