"Das ist wunderbar. Endlich kommt die Brücke wieder", sagt Dietmar Lehmann. Gebannt verfolgt der Gurtweiler zusammen mit weiteren zahlreichen Schaulustigen am Dienstagmorgen, wie der neue Fußgängersteg über die Schlücht mit einem Spezialkran eingehoben wird. "Nun müssen nicht mehr alle außen herum zum Sportplatz gehen. Es ist schön, dass der Steg wieder da ist", sagt Lehmann.

2015 wurde die alte Rohrbrücke, die den Abwasserkanal aus Weilheim überdeckt (daher der Name Rohrbrücke), für Fußgänger gesperrt und später abgerissen. "Die alte Brücke war eine Holzkonstruktion. Die Leimbinder waren durchgefault und morsch", erklärt Theo Merz, Leiter des städtischen Tiefbauamts, warum der Übergang über die Schlücht ersetzt werden musste.
"Jetzt haben wir eine Stahlkonstruktion", fügt Thomas Kuhn, stellvertretender Leiter des Tiefbauamts und Projektleiter, hinzu und deutet auf den 22 Meter langen Steg, der in einem Stück mit einem Lastzug angeliefert wurde und auf seinen Einbau wartet. Bis es soweit ist, muss erst ein Spezialkran in Position gebracht und stabilisiert werden.
"16 Tonnen wiegt die Brücke", sagt Tobias Tebbel auf Nachfrage dieser Zeitung. Er ist Bauleiter beim Holz- und Stahlbauunternehmen Schmees und Lühn in Fresenburg, das den Fußgängersteg für Gurtweil angefertigt hat. Fresenburg liegt im Emsland an der niederländischen Grenze. Von dort sei der Transport am Montagmorgen um 7 Uhr aufgebrochen, einmal durch ganz Deutschland gefahren, um schließlich 24 Stunden später im Süden der Republik anzukommen.

Bereits vor einer Woche wurde das Kanalrohr, das das Abwasser aus Weilheim zur Kläranlage nach Tiengen transportiert, eingebaut. Der Abwasserzweckverband Klettgau-West übernimmt etwas mehr als die Hälfte der Kosten der Rohrbrücke, die 220.000 Euro betragen. "Früher waren die Holzbrücke und das Rohr statisch gekoppelt. Jetzt ist die Brücke selbsttragend", erklärt Thomas Kuhn die Unterschiede zwischen beiden Konstruktionen. Durch ein weiteres Rohr werden Stromkabel durch die Stadtwerke Waldshut-Tiengen verlegt.
A propos Strom: Über der Schlücht verlaufen Hochspannungsleitungen genau an jener Stelle, an der der Kran die Stahlbrücke vom Lastzug in die Brückenfundamente hievt. Zum Teil überragt der Kran sogar die Leitungen. Für die Dauer des Einbaus sei der Strom deshalb aus Sicherheitsgründen abgestellt worden, sagt Kuhn. Ohne Strom sei dennoch kein Haushalt gewesen. "Der wurde umgeleitet", sagt Kuhn. Ebenfalls umgeleitet werden musste das Abwasser während des Einbaus des Rohrs. "Das hat gut geklappt", berichtet der Projektleiter.

"Ich freue mich, dass das Projekt zum Abschluss kommt", sagt Oberbürgermeister Philipp Frank, der sich nicht entgehen lassen wollte, dabei zuzusehen, wie die neue Rohrbrücke langsam über die Schlücht schwebt und in ihre Fundamente gleitet. "Für Gurtweil ist das eine sehr emotionale Maßnahme", fügt der OB hinzu. Mit der neuen Gurtweiler Rohrbrücke und der Sanierung der Waldshuter Kolpingbrücke werden in diesem Jahr zwei Brückenprojekte fertiggestellt. Nun fehle nur noch die zweite Rheinbrücke, so Frank.

Bis Fußgänger wieder über die neue Rohrbrücke gehen können, dauere es noch zwei bis drei Wochen, schätzt Thomas Kuhn. Unter anderem müssen noch Stahlstreben eingebaut werden.
Zahlen und Fakten
- Lage: Die Rohrbrücke befindet sich südlich des Kreisverkehrs in Gurtweil am nördlichen Ortsausgang. Sie überquert die Schlücht und verbindet die Schlüchttalstraße mit dem Sportplatz.
- Länge: 22 Meter.
- Gewicht: 16 Tonnen wiegt der Fußgängersteg aus Stahl ohne das darunter verlaufende Abwasserrohr.
- Kosten: 220.000 Euro, 85.000 Euro übernimmt die Stadt Waldshut-Tiengen, den Rest der Abwasserzweckverband Klettgau-West.