Der Besucher staunt: Was sind das für eigenwillige, reizvolle Fotografien! Man sieht vertraute Motive aus Waldshut – Straßen, Plätze, Gebäude – aber da sind plötzlich altmodisch gekleidete Menschen dazwischen, Oldtimer oder eine uralte Lok, dazu moderne und alte Hausfassaden und Autoverkehr in der Fußgängerzone?
Diese sehr besondere Fotoausstellung „Zeitgeist: Waldshut!“ wurde jetzt in der Waldshuter Stadtscheuer eröffnet. OB-Stellvertreter Peter Kaiser begrüßte dazu den jungen Fotografen Isaac Reeves (21) aus Waldshut-Tiengens englischer Partnerstadt Lewes mit seiner Familie und die zahlreichen Besucher.
Kulturamtsleiterin Kerstin Simon führte in die Ausstellung ein und erklärte die aufwendige Technik, mit der Isaac Reeves bei seinen Fotografien Vergangenheit und Gegenwart zusammenfließen lässt. Das wäre nicht möglich gewesen ohne das große Archiv aus dem „Nachlass Photo Bach“, so Stadtarchivar Ingo Donnhauser, der zuvor die Entstehung des Projekts erklärte. Aus Zufall war er im vergangenen Jahr in Lewes auf ähnliche Kollagen von Isaac Reeves gestoßen und lernte dort auch dessen Elternhaus kennen – „das älteste Fotogeschäft der Welt in vierter Generation“.

Wäre das nicht auch eine Idee für Waldshut? Isaac Reeves, noch Student für Projektdesigner in London, war begeistert. Die Stadt schickte ihm Fotos aus dem Nachlass „Photo Bach“ mit Waldshuter Motiven. Und im Frühjahr kam er schließlich für einige Tage selber und begann mit seiner Arbeit: „Dabei legt er sein Foto aus der Gegenwart über das gleiche Motiv aus der Vergangenheit, mischt es zusammen und bearbeitet die Übergänge digital – kreativ und detailversessen“, so Kerstin Simon.
Das klingt einfach, dauert aber manchmal unglaublich lange, so der Künstler selber. Und das Ergebnis ist beeindruckend. Vor allen Bildwänden diskutieren die Besucher lebhaft, entdecken Altes und Neues und kommen miteinander ins Gespräch. Vor allem Altwaldshuter erinnern sich – an die alte Seilfähre über den Rhein, an das frühere Waldschlösschen und vieles mehr. Dieser Brückenschlag von früher zu heute ist ein kleines Wunderwerk. Und gleichzeitig eine Liebeserklärung an die Stadt Waldshut: „What a wunderful town (Was für eine wundervolle Stadt)“, sagte der Künstler Isaac Reeves selber.