So hatten sie sich das Wochenende nicht vorgestellt: Anstatt das sonnige Vorfrühlingswetter zu genießen oder bei den Fasnachtsveranstaltungen in den umliegenden Gemeinden zu feiern, verbrachten unzählige Autofahrer den Samstagnachmittag im Stau. Wegen eines brennenden Forstfahrzeugs im Tunnel der B 34 unter der Kolpingbrücke in Waldshut war der Abschnitt für Stunden gesperrt, was zu kilometerlangen Staus zwischen Waldshut und Tiengen führte. "Ich stand gerade 2,5 Stunden vom Obi nach Waldshut", schrieb eine Facebook-Nutzerin am Samstagabend über die rund vier Kilometer kurze Autofahrt.
Eine junge Frau aus Waldshut schaffte die Strecke von Erzingen bis Waldshut, für die man normalerweise gut 20 Minuten braucht, immerhin in einer Stunde, aber nur, weil sie bei der Bushaltestelle am Gewerbepark Hochrhein gewendet hatte und über Gurtweil nach Waldshut gefahren war. Dort staute sich der Verkehr allerdings ebenfalls in der Gurtweiler Straße. Weil absehbar war, dass sie für die Strecke bis ins Parkhaus am Kornhaus, wo sie eigentlich ihren Wagen abstellen wollte, aufgrund des Staus und der durch die einseitige Brückensperrung bedingte Umleitung über die Friedrichstraße eine gefühlte Ewigkeit gebrauchte hätte, parkte die Autofahrerin kurzerhand in der Schwarzwaldstraße im Ziegelfeld und ging zu Fuß in die Altstadt.
Auch die Geschäfte und Gastronomiebetriebe in der Waldshuter Innenstadt waren von dem stundenlangen Stau betroffen. Ein Restaurantbesitzer berichtet, dass er für den Samstagabend zahlreiche Reservierungen für sein Lokal hatte, doch die Gäste trafen zum Teil mit eineinhalbstündiger Verspätung ein. Schwierig sei es dann für die Servicemitarbeiter gewesen, die unfreiwilligen Spätankömmlinge unterzubringen, da ihre Tische inzwischen mit anderen Gästen besetzt gewesen seien.
Was die Polizei sagt
"Es war nicht absehbar, dass es so lange geht", sagt Polizeisprecher Mathias Albicker über das Ereignis, dass vielen Verkehrsteilnehmern den letzten Nerv geraubt haben dürfte. Gegen 14 Uhr war der Polizei gemeldet worden, dass eine aus Richtung Dogern kommende Forstmaschine im Tunnel der B 34 in Brand geraten war. Infolgedessen wurde der Abschnitt gesperrt. Erst um 19.30 Uhr wurde die Straße wieder für den Verkehr freigegeben. Bis dahin wurden die Fahrzeuge aus Richtung Tiengen über die Kolpingbrücke, aus Richtung Bad Säckingen über die Rampe bei der Badenova umgeleitet. Fünfeinhalb Stunden lang ging es auf der Strecke nur im Schneckentempo voran. Die einseitige Sperrung der Kolpingbrücke verschärfte die Situation zusätzlich.
Bei der Polizei sei man zunächst davon ausgegangen, dass es viel weniger Zeit dauern würde, um das brennende Fahrzeug zu löschen und abzuschleppen, sagt Mathias Albicker und fügt hinzu: "Da hat man falsch gedacht." Um 14.49 Uhr hatte die Feuerwehr die Forstmaschine gelöscht. Die Polizei musste den Abschleppdienst aus Richtung Tiengen am Stau vorbei leiten. "Das Verladen auf den Tieflader war schwierig und dauerte bis 17.57 Uhr", berichtet Albicker vom weiteren Verlauf. Weil der Abschleppwagen einen technischen Defekt hatte, verzögerte sich der Abtransport weiter. Anschließend musste die Straße noch gereinigt werden. Erst um halb acht am Abend konnte der Verkehr wieder gewohnt rollen.

Doch warum wurde keine großräumige Umleitung eingerichtet, um den Stau in Waldshut zu entschärfen? "Wenn wir gewusst hätten, dass die Bergung des Forstfahrzeugs so lange dauert, hätten wir diesen Weg gewählt", sagt der Polizeisprecher auf Nachfrage dieser Zeitung. Die Umleitung hätte dann über die B 500 und Remetschwiel nach Tiengen geführt, so Albicker. Eine solche Umfahrung hätte allerdings einen mehrstündigen Vorlauf benötigt. Da die Polizei davon ausgegangen war, dass das Unfallfahrzeug zügig abtransportiert wird, habe sie die Straßenmeisterei nicht mit der Einrichtung einer überörtlichen Umleitung beauftragt.
Was die Stadt sagt
Jürgen Wiener, Leiter der städtischen Ortspolizeibehörde, bestätigt auf Nachfrage, dass eine Umleitung um Waldshut herum zeitaufwendig ist. "Es dauert drei bis fünf Stunden, bis die Beschilderung steht", so Wiener. Für die Beschilderung einer innerörtlichen Umleitung wäre der Baubetriebshof zuständig gewesen, doch dieser sei gar nicht verständigt worden, sagt der Ortspolizeileiter. Seiner Ansicht nach hätte es aber sowieso keine Alternative zu der Umleitung über die Rampen der Kolpingbrücke gegeben.
Hätte der Verkehr die Sperrung über die Wallstraße umfahren, wären weitere Behinderungen möglich gewesen. "Zum einen ist die Seltenbachbrücke nicht für den Schwerverkehr ausgelegt, zum anderen ist der Torbogen am Oberen Tor für manche Lastwagen zu niedrig", sagt Wiener. Auch der Gemeindevollzugsdienst, der am Wochenende dünner als unter der Woche besetzt ist, hätte nichts ausrichten können. Aus Sicht der Stadt sei am Samstag alles richtig gelaufen, auch wenn es länger gedauert habe, bis der Verkehr wieder normal floss.
Dass es keine andere Umfahrungsmöglichkeit gegeben hätte, können nicht alle Verkehrsteilnehmer nachvollziehen. "Man hätte doch die südliche Rampe mit Ampelregelung abwechselnd für beide Richtungen freigeben können", meint eine Autofahrerin aus Eschbach, die am Samstag gegen 15.15 Uhr von der Waldshuter Poststraße nach Hause fahren wollte. Ein Polizist, der die Unfallstelle sicherte, gab ihr den Rat, sich auf keinen Fall in den Stau einzureihen. Über das Kaitle, Indlekofen und die B 500 traf sie schließlich nach 35 statt fünf Minuten daheim ein.
Bereitschaftsnummern
Der Baubetriebshof im Kaitle ist unter der Telefonnummer 07751/83 36 81 auch am Wochenende zu erreichen. Ihn kann man beispielsweise anrufen, wenn sich ein verkehrsgefährdendes Loch in der Fahrbahn gebildet hat, bei Straßenglätte oder um Müllcontainer zu bergen. Wenn Baumstämme die Straße blockieren, ist die Feuerwehr zuständig. Die Polizei Waldshut-Tiengen ist unter 07751/831 60 erreichbar.