Peter Rosa

Das Ringen um das Schicksal des Pater-Jordan-Hauses geht in die nächste Runde. Am Mittwochabend wurden die fünf endgültigen Varianten vorgestellt. Eine davon ist neu. Jede soll in etwa eine Million Euro kosten. Eine Entscheidung will der Pfarrgemeinderat im Februar fällen. „Wir sind gegenüber jeder Variante offen“, so Pfarrgemeinderatsvorsitzender und Moderator Heiko Gleixner.

Gleichzeitig müsse man für die Zukunft flexibel bleiben, so Gleixner. Über 250 Gurtweiler waren seiner Einladung zu der Informationsveranstaltung am Mittwochabend ins Gemeindehaus gefolgt, wo Architekt Andy Keller die Varianten vorstellte. Die Entscheidung darüber wurde laut Gleixner von Ende Februar auf spätestens Ende März verschoben, um der Bevölkerung mehr Zeit für Rückfragen und Optimierungen zu gewähren.

  • Variante 1: Das Pater Jordan-Haus (PJH) wird so saniert, dass die Nutzung 30 Jahre fortgeführt werden kann. Variante 1b beschäftigt sich mit einer Sanierung lediglich für die Nutzung in den kommenden fünf Jahren. Beide Varianten beinhalten die energetisch moderne Kernsanierung des maroden Gebäudes und die Erweiterung der Parkplätze. Kosten (brutto, nur Variante 1a): 1,3 Millionen Euro.
  • Variante 2: Das PJH wird teilweise abgerissen. Der Pfarrsaal wird als freistehendes Gebäude grundsaniert und der geplanten Nutzung angepasst. Hausmeisterhaus und Jugendhaus verschwinden, das freiwerdende Grundstück wird verkauft. Kosten: 1,1 Millionen Euro, das freiwerdende Grundstück hätte einen Wert von 130 000 Euro.
  • Variante 3: Das PJH wird abgerissen und am selben Standort durch einen Neubau in angepasster Größe an der Straße "Am Landgraben" ersetzt. Ziel sei hier Kompaktheit, Flexibilität und Offenheit durch große Glasflächen. Kosten: 1,37 Millionen Euro, das freiwerdende Grundstück hätte einen Wert von rund 300 000 Euro.
  • Variante 4a: Das PJH wird abgerissen und die Pfarrscheune umgenutzt. Der Pfarrsaal entsteht in der Pfarrscheune. Ein innenliegender Gebäudekörper wird eingesetzt, der Denkmalschutz bleibt erhalten. Kosten: 960 000 Euro.
  • Variante 4b (neu): Das PJH wird abgerissen und die Pfarrscheune umgenutzt. Der Pfarrsaal entsteht zwischen der Pfarrscheune und dem Pfarrheim innerhalb eines länglichen Zwischenneubaus. Kosten: 1,064 Millionen Euro, das freiwerdende Grundstück hätte in beiden Fällen einen Wert von rund 430 000 Euro.

IG wirft Gemeinderat Intransparenz vor

Basis sei die Analyse der Interessengemeinschaft Pater-Jordan-Haus gewesen. Dieter Hauser, Sprecher der IG, wirft dem Gemeinderat vor, die Zahlen nicht übernommen und für die Variante Pfarrscheune angepasst zu haben. Darüber hinaus sei der Prozess, der zu den nun ausgearbeiteten Varianten geführt hat, intransparent und einseitig geführt worden.

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Der Pfarrgemeinderat bestreitet dies und bezieht sich auf die Rücksprache und Prüfung der von der IG gelieferten Daten mit den einzelnen Anspruchsgruppen, zum Beispiel Vereinen. Gleichzeitig lädt er ein, auch weiterhin für bevorzugte Varianten zu werben.

Angespannte Stimmung bei Präsentation

Architekt Keller hatte vor den vielen Gurtweilern trotz sachlicher Präsentation seiner Varianten keinen leichten Job. Verschärft wurde die bereits angespannte Stimmung zusätzlich durch Kleinigkeiten im logistischen und konzeptuellen Bereich der Veranstaltung: Kritisiert wurde die Art der Präsentation, deren kleine Schrift von den Anwesenden praktisch nicht lesbar war. Darüber hinaus akzeptierten die Anwesenden nicht, dass sie nur sachliche Fragen stellen und nicht diskutieren durften.

Pfiffe in der Gemeindehalle

Viele äußerten ihren Unmut dennoch, auch Pfiffe wurden abgegeben. Kirchengemeinderatsvorsitzender Heiko Gleixner bat um Verständnis, dass man mit der Infoveranstaltung Fragen mitnehmen und nacharbeiten wolle. Ebenfalls nehme man die Idee für einen weiteren Diskussionstermin mit.

Auch Pfarrer Zoche, dessen Verhältnis mit den Gurtweilern angespannt ist, entschuldigte sich zum Schluss dafür, sollte er jemanden verletzt haben. Er wolle jedem die Hand zum Dialog ausstrecken, um das Verhältnis gemeinsam in Zukunft zu verbessern.

Meinungen der Bürger

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Ronja Antoni, 21, Studentin aus Gurtweil: "Es wurde ziemlich viel geredet, aber nichts gesagt. Fragen wurden nur teilweise oder ausweichend beantwortet. Ich bin für die erste Variante, also die Erhaltung und Renovierung des Pater Jordan-Hauses." | Bild: Peter Rosa
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Michael Schweizer, 57, Altenpfleger aus Gurtweil: "Der Vortrag war sehr trocken. Die beste Lösung, die ich mir vorstellen kann, ist eine Renovierung oder ein Neubau an der gleichen Stelle. Die Renovierung der Pfarrscheune ist für mich keine Option." | Bild: Peter Rosa
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Marlies Schlageter, 36, Lehrerin aus Gurtweil: "Ich fands unbefriedigend, weil die Fragerunde abgebrochen wurde, obwohl einiges im Raum stand, was nicht geklärt ist. Da wir erst heute erfahren haben, dass beim Erhalt des Pater Jordan-Hauses das Pfarrhaus verkauft wird, kann ich für mich noch keine Entscheidung zu einer Variante fällen." | Bild: Peter Rosa
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Engelbert Maier, 62, Elektroingenieur aus Gurtweil: "Es ist gut, dass die Veranstaltung stattgefunden hat, aber ich bin enttäuscht von ihr. Man konnte nicht genug diskutieren und ich bin nicht zufrieden damit, wie das ganze vorbereitet und präsentiert wurde." | Bild: Peter Rosa