Gültig oder nicht gültig? Diese Frage galt es für den Gemeindewahlausschuss Waldshut-Tiengen nach den Kommunalwahlen zu klären. Rund 20 Stimmzettel, die am Wahlsonntag und am darauffolgenden Zähltag zunächst für ungültig erklärt worden waren, mussten die fünf Mitglieder des Ausschusses – Sylvia Döbele, Kurt Reckermann, Alfred Scheuble, Helmut Maier und Bernd Friebe – unter dem Vorsitz von Bürgermeister Joachim Baumert und Hauptamtsleiterin Ingrid Eble einzeln überprüfen und über deren Gültigkeit entscheiden.

Das könnte Sie auch interessieren

Erst danach konnte der Wahlausschuss das Endergebnis der Gemeinderats-, Kreistags- und Ortschaftsratswahlen feststellen. Wir verraten Ihnen, mit was für zum Teil kuriosen Stimmzetteln die Mitglieder sich befasst haben und warum ursprünglich aussortierte Zettel schließlich doch gültig waren.

Wahlhelfer haben sich verzählt

„Dies ist eindeutig eine Additionsgeschichte“, sagte Bürgermeister Joachim Baumert über das erste Paket gelber Stimmzettel, die Wahlorganisator Klaus Teufel vom Hauptamt den Mitgliedern des Wahlausschusses zum Prüfen reichte. 26 Stimmen konnten die Wähler auf den Gemeinderatslisten vergeben. Beim geschilderten Fall hatten sich die Wahlhelfer schlicht und einfach verzählt und waren von mehr Stimmen ausgegangen. „Es sind aber genau 26 Stimmen“, sagte Teufel, worauf der Wahlausschuss ohne Diskussion die Stimmzettel für gültig erklärten.

Wähler vergeben sechs statt drei Stimmen

Einer der häufigsten Fehler, weshalb die Wahlhelfer Stimmzettel für ungültig erklärt hatten, war die Überschreitung der so genannten Häufungszahl. Auf den Listen für die Gemeinderatswahl können Wähler den Kandidaten entweder eine, zwei oder maximal drei Stimmen geben. Bei etlichen Stimmzetteln hatten die Wähler aber vier oder mehr Stimmen für einen Bewerber vergeben. Daraufhin sortierten die Wahlhelfer jeweils den kompletten Stimmzettel als ungültig aus.

Das könnte Sie auch interessieren

Nach Beratung im Wahlausschuss einigten die Mitglieder sich jedoch darauf, die Stimmen zu werten, aber jeweils auf die Höchstzahl drei zu kürzen. So hatte beispielsweise ein Wähler jeweils vier Stimmen an sieben Kandidaten vergeben, was eine Summe von 28 ergab – zwei Stimmen zu viel. „Der Wählerwille ist eindeutig“, sagte Ingrid Eble. Nach Kürzung durch den Wahlausschuss wurden sieben mal drei – also 21 Stimmen – für gültig erklärt. „Vielleicht hätte ich in der Wahlhelferschulung noch deutlicher auf die Häufungszahl hinweisen sollen“, merkte Wahlorganisator Klaus Teufel an.

Wahlausschuss entscheidet: Ingrid Eble, Sylvia Döbele und Bernd Friebe (von links) überprüfen einen Stimmzettel der Gemeinderatswahl, ...
Wahlausschuss entscheidet: Ingrid Eble, Sylvia Döbele und Bernd Friebe (von links) überprüfen einen Stimmzettel der Gemeinderatswahl, der nach dem Wahlsonntag für ungültig erklärt worden war. | Bild: Juliane Schlichter

Fantasiefiguren und Promis auf dem Stimmzettel

Als „nicht so alltäglich“ bezeichnete Teufel die Stimmzettel, auf denen der Wähler neben zwei tatsächlich wählbaren Kandidaten folgende Namen handschriftlich hinzugefügt hatte: Daffy Duck, Kim Jong-un, Recep Erdogan, Donald Trump, Franz Beckenbauer, Jupp Heinckes und Doc Snyder, was einige Mitglieder des Wahlausschusses schmunzeln ließ.

Das könnte Sie auch interessieren

Nichtsdestotrotz blieben die Stimmen für die Comic-Ente, die ausländischen Politiker, die Fußballstars und die Kunstfigur des Musikers Helge Schneider natürlich ungültig. Weshalb das Gremium sich dennoch mit dem kuriosen Fall befasste, war die Tatsache, dass sie über die Stimmen der Gemeinderatskandidaten Peter Zickenrott (Freie Wähler) und Christian Maier (CDU) zu entscheiden hatten, die ebenfalls auf den Zetteln angekreuzt waren. Da diese wählbar sind, wurden ihre Stimmen nachträglich gezählt.

Oberbürgermeister landet auf falscher Liste

Die Wahlhelfer hatten beim Zählen außerdem einen Stimmzettel aussortiert, auf dem ein Wähler Oberbürgermeister Philipp Frank handschriftlich in den Gemeinderat wählen wollte. Frank kandidierte jedoch nicht auf der Liste für den Gemeinderat, sondern nur auf der für den Kreistag. Der Wahlausschuss bewertete die restlichen Stimmen auf dem Wahlzettel für Gemeinderatskandidaten nachträglich als gültig.

Das könnte Sie auch interessieren

Kreuzchen auf der linken statt rechten Seite

„Man muss das Kreuzchen nicht unbedingt rechts machen“, sagte Klaus Teufel, als der Wahlausschuss über einen Stimmzettel zu entscheiden hatte, bei dem ein Wähler seine Favoriten links neben deren Namen angekreuzt hatte. Für die Mitglieder war deshalb klar, dass diese Stimmen zählen. Nur bei zwei Kreuzchen, die zwischen die Zeilen gerutscht waren und nicht eindeutig zu erkennen war, auf welchen Kandidaten sie sich bezogen, erklärten sie diese Stimmen für ungültig. Kurt Reckermann regte an, die Kästchen künftig vor die Namen zu drucken. Klaus Teufel entgegnete, dass die Stimmzettel so vorgegeben seien.