Die Feuerwehr Waldshut bekommt ein größeres und modernes Gerätehaus. Voraussichtlich im Sommer 2021 soll das neue Domizil der Abteilung an der Robert-Gerwig-Straße am alten Güterbahnhof bezugsfertig sein und der von den Feuerwehrleuten lang ersehnte Umzug aus dem alten Gerätehaus am Johannisplatz kann über die Bühne gehen. "Dann wird alles besser", sagt Peter Wolf. Was genau besser wird und warum das neue Gerätehaus so wichtig für die Waldshuter Feuerwehr ist, erläutert der Gesamtkommandant der Stadt Waldshut-Tiengen.
1. Mehr Sicherheit für Kinder auf dem Schulhof
"Zum Glück hatten wir noch keinen Unfall", sagt Peter Wolf über die Situation auf dem Waldshuter Johannisplatz. Der erfahrene Feuerwehrwehrmann mag sich gar nicht ausmalen, was passieren würde, wenn ein Feuerwehrfahrzeug ein Kind nur berührt oder schlimmstenfalls anfährt. Denn die Zufahrt zum Feuerwehrgerätehaus führt über den Schulhof der Heinrich-Hansjakob-Schule.
"Die Schüler sind sehr gedrillt", lobt Peter Wolf die Lehrkräfte der Grundschule. Muss die Feuerwehr während der großen Pause zu einem Einsatz ausrücken, signalisieren eine Sirene und eine blinkende Lampe am Gerätehaus, dass die Mädchen und Jungen sofort den Schulhof verlassen müssen.

2. Schnellere Anfahrt für die Feuerwehrleute
Wenn die Feuerwehr zu einem Einsatz ausrücken muss, zählt jede Minute. Die Feuerwehrleute müssen dann möglichst schnell zum Gerätehaus kommen. In der Regel tun sie das mit ihren Privatautos. Durch die beengte Situation und die Verkehrsführung in der Waldshuter Altstadt ist es für sie jedoch schwierig, innerhalb kurzer Zeit zum Johannisplatz zu gelangen. "Einem Feuerwehrfahrzeug machen andere Verkehrsteilnehmer schnell Platz, aber niemand weiß, dass in einem Privatauto ein Feuerwehrmann sitzt", schildert Peter Wolf die Situation.
Als das alte Gerätehaus vor mehr als 150 Jahren gebaut wurde, gab es noch keinen Verkehr. "Heute baut niemand mehr Feuerwehrhäuser in Innenstädte", sagt er. Da fast alle Mitglieder der Abteilung inzwischen außerhalb der Altstadt leben, unter anderem auf dem Aarberg oder rund um die Bergstraße, sei die Anfahrt zum neuen Gerätehaus außerdem viel kürzer.
3. Weniger Lärm für die Anwohner des Gerätehauses
"Die Feuerwehr übt immer abends, wenn alle anderen in der Regel Feierabend haben", spricht Peter Wolf einen weiteren Nachteil des alten Gerätehauses an. Das bedeutet, dass die Anwohner des Johannisplatzes, der östlichen Kaiserstraße und der Marienstraße deutlich hören, wenn die Feuerwehrleute mit ihren Dieselfahrzeugen durch das Obere Tor zu ihren Übungsfahrten ausschwärmen. Dieses Problem wird es an der Robert-Gerwig-Straße nicht mehr geben. "Die Feuerwehr rückt dort Richtung Bahnlinie aus und nicht zur Wohnbebauung", sagt Wolf.
4. Perfektes Grundstück im Stadtgebiet von Waldshut
1300 bis 1400 Quadratmeter Fläche soll das neue Gerätehaus laut Auskunft von Lorenz Wehrle, dem Leiter des Hochbauamts, besitzen. "In der Schräge können Sie so ein großes Gebäude nicht bauen", sagt Peter Wolf. Viele passende Grundstücke gibt es in Waldshut nicht. "Wir können ja schlecht den Chilbiplatz zubauen", fügt der Kommandant hinzu.
Das Grundstück an der Robert-Gerwig-Straße gehört seit einigen Jahren der Stadt, die es der Deutschen Bahn abgekauft hat. Auf die Frage, warum es ein Gerätehaus in Waldshut überhaupt braucht, wenn die Feuerwehr doch bereits einen Standort im Kaitle hat, antwortet Wolf: "Die Anfahrt mit Privatautos dauert dorthin zu lang, wenn's brennt."

5. Mehr Platz für die Unterbringung von Fahrzeugen und Ausrüstung
Das denkmalgeschützte Gebäude sei schlicht und einfach zu klein für die heutigen Anforderungen der Feuerwehr, spricht Wolf ein weiteres Problem an. So bräuchte es beispielsweise einen Extra-Raum, um die Einsatzkleidung nach einem Einsatz zum Trocknen aufzuhängen. Weil kein Platz ist, werden diese derzeit in der Fahrzeughalle aufbewahrt. "Da können Sie auf den Schimmel warten", meint Peter Wolf trocken.
Wegen des fehlenden Stauraums steht auch das Feuerwehrboot im Gerätehaus im Kaitle. Dort bewahren die Feuerwehrleute außerdem aus Platzgründen 100-Liter-Tanks mit Treibstoff für die Einsatzfahrzeuge sowie Säcke mit Ölbindemittel, das nach Verkehrsunfällen auf die Straße gestreut wird, auf. Im neuen Gerätehaus ist für dies alles genügend Platz. In dem Gebäude sollen insgesamt rund 25 Stellplätze für Privatautos und sechs Boxen für die Einsatzfahrzeuge untergebracht werden.

6. Mehr Privatsphäre für die Feuerwehrmänner und -frauen
Das Gerätehaus am Johannisplatz verfügt weder über Umkleidekabinen noch über getrennte Duschen. Ihre privaten Sachen können die Feuerwehrmänner und -frauen in Spinden in der engen Fahrzeughalle aufbewahren. Peter Wolf berichtet, dass die Mitglieder wegen der fehlenden Privatsphäre alle zuhause duschen würden. "Das ist alles kein Spaß mehr", beschreibt der Kommandant die Situation. Im neuen Domizil gibt es genügend Platz für nach Geschlechtern getrennte sanitäre Einrichtungen und Umkleideräume.
7. Geringere Folgekosten bei Neuanschaffungen
"Alle Autos sind eine Sonderanfertigung und entsprechend teuer", sagt Peter Wolf über die Einsatzfahrzeuge der Abteilung. Während ein normales Löschgruppenfahrzeug 3,30 Meter hoch ist, misst die Waldshuter Spezialanfertigung nur 3,05 Meter in der Höhe, damit sie durch die niedrige Torausfahrt passt. Und selbst das bedeutet noch Millimeterarbeit beim Rein- und Rausfahren für die Fahrer, wie der Kommandant berichtet. Beim neuen Feuerwehrgerätehaus beträgt die Höhe der Tore mindestens vier Meter. Bei Neuanschaffungen kann die Feuerwehr dann Fahrzeuge von der Stange kaufen.
Das alte und das neue Feuerwehrgerätehaus
- Johannisplatz: Das Domizil der Waldshuter Feuerwehr am Johannisplatz stammt laut Auskunft von Stadtarchivar Ingo Donnhauser aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Mehrmals wurde es seitdem umfassend an- und umgebaut, unter anderem 1894, 1964 und zuletzt im Jahr 1977.
- Robert-Gerwig-Straße: Das neue Gerätehaus soll voraussichtlich im Sommer 2021 fertig werden. Bei einem Architektenwettbewerb hatte sich im September das Konstanzer Architekturbüro Bächle/Meid gegen neun Konkurrenten durchgesetzt. Dessen Entwurf sieht im Obergeschoss des Gerätehauses eine Kindertagesstätte vor. Die Zugänge zur jeweiligen Einrichtung werden räumlich strikt voneinander getrennt.