Ursula.Freudig

Der zweite Neubau des Matthias-Claudius-Hauses ist fertig. Die bislang noch im Altbau des Alten-und Pflegeheims lebenden 44 Bewohner sind umgezogen. Was aus dem Altbau wird, ist noch offen. Am letzten Tag vor dem Umzug konnten nochmals Interessierte auf Einladung den zweiten Neubau besichtigen. Zu ihnen gehörte auch der Europaabgeordnete Andreas Schwab der CDU Baden-Württemberg. Er hatte auf seiner Sommer-Tour Halt in Waldshut gemacht. Unter der Regie von Dieter Zauft, Vorsitzender des Evangelischen Diakonievereins Waldshut-Tiengen (Betreiber des MCH), wurden er und der Landtagsabgeordnete Felix Schreiner (CDU) im Kreis einer größeren Gruppe durch den Neubau geführt.

Das neue Matthias-Claudius-Haus steht: Die beiden Neubauten sind durch Übergänge miteinander verbunden. Bilder: Ursula Freudig
Das neue Matthias-Claudius-Haus steht: Die beiden Neubauten sind durch Übergänge miteinander verbunden. Bilder: Ursula Freudig

"Alle Beteiligten haben vernünftig und in einem freundschaftlichen Klima zusammengearbeitet", sagte Dieter Zauft zum Bauverlauf. Er äußerte sich auch positiv zum Mietvertrag des Diakonievereins mit dem Spitalfonds Waldshut (Bauherr). Allgemein gewürdigt wurde die stadtnahe Lage des Matthias-Claudius-Hauses. Das fer-tiggestellte zweite Gebäude bietet wie das erste, pro Geschoss einer Wohngruppe mit 14 bis 15 Leuten Platz. Jede der insgesamt sieben Wohngruppen hat eine Küche und einen Gemeinschaftsraum. Die beiden Gebäude zusammen haben 100 Betten in Einzelzimmern, die standardmäßig 22 Quadratmeter groß sind. Für Ehepaare sind drei Einzelzimmer durch Türen mit angrenzenden verbunden. Einzelzimmer spätestens ab 2019 sowie maximal 100 Betten sind Vorschriften der neuen Landesheimbauverordnung.

Heimleiter Jürgen Späth drückte gegenüber Schwab seine Sorge aus, dass solche starren Vorgaben rentables Arbeiten immer schwieriger machen würden und auch nicht immer im Sinne der Bewohner wären. Als noch größere Herausforderung wurde Andreas Schwab das Gewinnen von Personal mit auf den Weg gegeben. Pflegedienstleiter Florian Schmutz sprach vor dem Hintergrund des Abwanderns von ausgebildeten Pflegekräften in die nahe Schweiz, von einer Extremsituation am Hochrhein. Das Matthias-Claudius-Haus beschäftigt sehr viele, in Rumänien ausgebildete Pflegekräfte und hat mit einer Krankenpflegeschule in Rumänien eine Partnerschaft. Jürgen Späth spricht dem rumänischen Pflegepersonal eine hohe Sozialkompetenz zu.

Beim Rundgang durch das Matthias Claudius-Haus – hier der Eingangsbereich des Hauses – mit dabei waren (von links): Theo Fröhlich ...
Beim Rundgang durch das Matthias Claudius-Haus – hier der Eingangsbereich des Hauses – mit dabei waren (von links): Theo Fröhlich (Verwaltungsrat Evanglischer Diakonieverein), Peter Weishaupt (Geschäftsführer Spitalfonds), Dieter Zauft und Heinz Jockers (Vorsitzende Diakonieverein), Andreas Schwab (CDU-Europaabgeordneter), Jörg Schmidt (Verwaltungsrat Diakonieverein), Felix Schreiner (CDU-Landtagsabgeordneter), Claus Schleith (Geschäftsführer Schleith GmbH), Florian Schmutz (Pflegedienstleiter) und Jürgen Späth (Heimleiter).

Der Neubau

  • Hintergrund: Neue Vorgaben der Landesheimbauverordnung (Einzelzimmer ab 2019, Höchstgrenze 100 Betten) zwangen zum Handeln.
  • Februar 2014: Beschluss des Gemeinderats als Verwaltungsrat des Spitalfonds Waldshut, das Matthias-Claudius-Hauses als Investor in zwei Bauabschnitten neu zu bauen. Generalunternehmer ist die Firma Schleith, Betreiber und Mieter der Evangelische Diakonieverein Waldshut-Tiengen, der den Neubau alleine nicht hätte stemmen können. Gesamtkosten: rund 14 Millionen.
  • Weiterer Zeitplan: Voraussichtlich im Oktober in diesem Jahr wird das neue Matthias-Claudius-Haus Einweihung feiern. Bis dahin wird auch der bislang noch nicht fertiggestellte Raum, der die Kapelle beherbergt, fertig sein.
    Die Außenanlagen mit dem neuen Pfarrer-Kistner-Weg werden schrittweise bis gegen Jahresende fertiggestellt.

"Ich fühle mich schon ganz wohl"

Luise Lienhard (88) aus Waldshut bewohnt seit rund zwei Monaten ein Zimmer im Anfang 2016 fertig gestellten ersten Neubau des Matthias-Claudius-Hauses.

Frau Lienhard, haben Sie sich schon eingelebt?

Es geht, ich komme zurecht und fühle mich schon ganz wohl. Ich habe in meinem Zimmer die eigenen Möbel, das ist ein Stückchen Heimat für mich. Ich rate allen alten Menschen, die in ein Heim ziehen, persönliche Dinge mitzunehmen, das hilft beim Einleben.

Von Ihrem Zimmer sieht man das Haus, in dem Sie früher gelebt haben, was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie es anschauen?

Viele Erinnerungen gehen mir durch den Kopf, aber irgendwann muss man sich von Allem trennen, im Alter muss man lernen, Dinge abzugeben. Hier im Heim ist es sicherer für mich. Schwesternhelferin Rosmarie Held hilft mir bei allem, wir kommen gut miteinander aus.

Wie verbringen Sie Ihre Zeit?

Ich lese viel, schaue Fernseh, höre klassische Musik und mache Sudoku. Wenn man fit bleiben will, muss man was tun. Das Gehirn ist ein Muskel, der bewegt werden will. Ich freue mich jetzt, wenn die Außenarbeiten fertig sind und die Kapelle, dann werde ich sicher auch mal einen Gottesdienst besuchen.

Fragen: Ursula Freudig