Irgendwann musste es ja so kommen, mit Blick auf die Corona-Fallzahlen im Landkreis und der Stadt Waldshut-Tiengen. Dass sich der Virus auch in eins der Pflegeheime einschleicht, scheint keine Überraschung zu sein. Trotz aller Schutzmaßnahmen und Besuchereinschränkungen.

Zahl wächst seit vergangener Woche

So teilte das Landratsamt vergangene Woche mit, dass sechs Bewohner und ein Mitarbeiter im Matthias-Claudius-Haus in Waldshut positiv auf das Coronavirus getestet worden sind. Nach der jüngsten Meldung sind es mittlerweile zehn Personen. Mehrere Betroffene befänden sich in stationärer Behandlung.

Ein Corona-Schnelltest im Haus hatte vergangene Woche bei sechs Personen bereits angeschlagen. Das Haus am Vitibuck und Pflegeheim St. Josef in Tiengen melden hingegen, dass sie weiterhin vom Virus verschont sind.

Schnelltests im Matthias-Claudius-Haus

Geschäftsführer Jürgen Späth muss erst einmal verschnaufen. In den vergangenen Tagen gab es für ihn und die Pflegekräfte viel zu tun. Nach vier Wochen ist endlich der Antigen-Corona-Schnelltest angekommen. „Am Morgen, zwischen 8 und 9 Uhr ist das Paket eingetroffen“, schildert Späth, „eine Ärztin hat unser Fachpersonal eingewiesen, und wir haben sofort mit den Tests begonnen.“

Einschätzungen bewahrheiten sich

Drei Teams mit je zwei Personen hätten sich an die Arbeit gemacht. Einer, der mit einer kompletten Schutzausrüstung die Abstriche entnommen habe. Und einer, der die Tests dokumentiert habe. Späth: „Bis abends haben wir 148 Test durchgeführt. Bei sechs Personen hat er angeschlagen.“ Er betont, dass die Zustimmung für die Test bei den Angehörigen zuvor eingeholt worden seien. Gesundheitsamt und Angehörige wurden über die Ergebnisse informiert. Die Einschätzung von Späth, dass sich die Betroffenen tatsächlich infiziert haben, hat sich mittlerweile bewahrheitet.

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Späth und sein Team haben schon nach den Schnelltests sofort reagiert. Sie haben eine Quarantänestation, dort wo die Besucherbox sich befand, eingerichtet und die sechs betroffenen Bewohner isoliert. Sie haben eine Extra-Rund-um-die-Uhr-Betreuung. „Der Alltag in den einzelnen Wohnbereichen läuft normal weiter“, sagt Späth. Innerhalb von vier Stunden sei alles eingerichtet gewesen. Die Quarantänestation ist jetzt auf 20 Betten erweitert worden.

Für Jürgen Späth keine Überraschung

Für ihn sei es keine Überraschung. „Ärgerlich ist, dass der Virus vermutlich von einem Besucher eingeschleppt worden ist“, sagt Späth. Die positiv Getesteten hätten keine Symptome gezeigt.

Die Besucherbox im Matthias-Claudius-Haus kommt an.
Die Besucherbox im Matthias-Claudius-Haus kommt an. | Bild: Mathias-Claudius-Haus

Die Besucherbox ist jetzt in einem anderen Raum. Sodass Besucher ab heute wieder kommen dürfen. Späth: „Diese Schnelltests sind nicht hundertprozentig. Deshalb mussten wir warten, was das Labor als hundertprozentiges Ergebnis bringt.“

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Nun sollen Personal und Bewohner wöchentlich mit diesem Schnellverfahren getestet werden. Späth ist sich des immensen Aufwands bewusst: „Das bindet den ganzen Tag sechs Pflegekräfte. Aber es ist wichtig. Wir wollen einigermaßen durch die Coronazeit kommen.“

Jürgen Späth, Heimleiter des Matthias-Claudius-Haus in Waldshut: „Diese Schnelltests sind nicht hundertprozentig. Deshalb mussten ...
Jürgen Späth, Heimleiter des Matthias-Claudius-Haus in Waldshut: „Diese Schnelltests sind nicht hundertprozentig. Deshalb mussten wir warten, was das Labor als hundertprozentiges Ergebnis bringt.“ | Bild: Jürgen Späth

Obwohl noch weit weg, hat das Team schon eine Vorstellung für Weihnachten. „Wenn es die Situation zulässt, werden wir an Weihnachtstagen pro Bewohner einen Besucher in einem bestimmten Zeitkorridor zulassen“, sagt Späth. Die müssen sich dann aber einem Schnelltest unterziehen.

Besuchsverbot im Haus am Vitibuck

Seit Anfang des Monats, für mindestens vier Wochen gilt im Haus am Vitibuck in der Bahnhofstraße in Tiengen ein absolutes Besucherverbot. Ausgenommen ist die Sterbebegleitung. Wie Einrichtungsleiterin Anna Offermann-de Boor auf Nachfrage erklärte, wie es auch auf der Internetseit des Hauses von Geschäftsführer Holger Karg publiziert ist. Alle externen Veranstaltungen sind abgesagt.

Heimleitung schaut nach Möglichkeiten

„Wir schauen nach Lösungen, wie wir Besuche ermöglichen können“, sagt Offermann-de Boor. Ihre Idee: Ein Container, den die Einrichtung leihweise zur Verfügung gestellt bekommt. Sie denkt an Unternehmen, die solche Container besitzen und im Moment nicht brauchen.

Für alle sei es schwer. Aber die Angehörigen hätten Verständnis. Die Leiterin macht auch wenig Hoffnungen, dass Bewohner zu Weihnachten zu ihren Angehörigen nach Hause dürfen: „Wir bitten um Verständnis, dass es, Stand jetzt, nicht möglich ist. Das Risiko ist zu groß. Das Virus wird sehr schnell auf andere übertragen.“ Es soll dennoch Weihnachtsstimmung aufkommen. Das Haus plant im Dezember einen kleinen, internen Weihnachtsmarkt.

Verwaist: Wo normalerweise viele ein und aus gehen, ist es ruhig, im Haus am Vitibuck in Tiengen gilt ein Besuchsverbot.
Verwaist: Wo normalerweise viele ein und aus gehen, ist es ruhig, im Haus am Vitibuck in Tiengen gilt ein Besuchsverbot. | Bild: Ursula Freudig

Pflegeheim St. Josef wartet auf Schnelltests

Im Pflegeheim auf dem Seilerberg hält man sich an die von der Landesregierung verordneten Bestimmungen für Pflegeheime. Das heißt unter anderem: Maximal zwei Besucher pro Bewohner und Tag dürfen kommen. Heimleiterin Carmen Fuchs ist indes froh darüber, dass bisher noch kein Coronafall aufgetreten ist. „Wir bleiben wachsam“, sagt sie. Schnelltests seien beantragt. Das Haus entwickle derweil ein Testkonzept.