Nachdem die Pläne vergangenes Jahr für Unmut in der Bevölkerung und Kritik in den politischen Gremien der Stadt Waldshut-Tiengen gesorgt hatte, ist es rund um die Planung der Starkstromtrasse der Firma TransnetBW ruhig geworden – zumindest nach außen hin. Gerade in Breitenfeld hoffen die Menschen noch immer auf eine verträgliche Lösung, bei der gängige Abstände zur Wohnbebauung eingehalten werden. Aber wie steht es mit der Planung, und was haben die beteiligten Parteien in den vergangenen Monaten unternommen? Wir haben nachgefragt.

Worum geht es eigentlich?

In Zusammenarbeit mit der Firma Amprion plant die Firma TransnetBW eine neue Starkstrom-Leitung von Herbertingen (Kreis Sigmaringen) bis zum Umspannwerk Gurtweil – das so genannte „Projekt Hochrhein“. Ziele der großangelegten Aktion, die auch die Modernisierung der entlang der Strecke gelgenenen Umspannwerke umfasst, ist die Unterstützung der Energiewende sowie die Sicherung der Stromversorgung, indem die teils Jahrzehnte alten Leitungen, deren Leistungsfähigkeit auch viel zu gering für heutige Anforderungen sei, ersetzt werden, schildert Transnet. Alles in allem belaufen sich die Kosten auf etwa eine Milliarde Euro.

Das Vorhaben ist in vier Abschnitte unterteilt. Im Abschnitt 3 zwischen Blumberg und Gurtweil erneuert Transnet die 220-kV- und 380-kV-Leitungen, die von Blumberg zum Umspannwerk Gurtweil verlaufen. Die neue 380-kV-Leitung, die überwiegend als Ersatzneubau errichtet wird, ersetzt die zwei Leitungsanlagen, die bisher via Gutenburg nach Gurtweil verlaufen.

Strommast im Hof: Am südlichen Ortsausgang von Breitenfeld ist das seit langem Realität.
Strommast im Hof: Am südlichen Ortsausgang von Breitenfeld ist das seit langem Realität. | Bild: Baier, Markus

Stein des Anstoßes ist, dass die neue Leitung im Bereich Breitenfeld nur etwa 70 Meter an der Wohnbebauung vorbeiführen soll, obwohl die Vorgaben des Gesetzgebers einen deutlich größeren Spielraum zulassen. Vergangenes Jahr hatten sowohl Ortschaftsrat und Gemeinderat von Waldshut-Tiengen wie auch die Stadtverwaltung von TransnetBW deutlich mehr Entgegenkommen und die Prüfung von alternativen Trassenführungen eingefordert.

Konkret lautet die Forderung: Größtmöglichen Abstand zwischen Masten und Wohnhäusern – idealerweise den von Experten empfohlenen Abstand von etwa 400 Metern.

Wie ist der aktuelle Stand des Projekts?

„Die Überprüfung zeigt, dass südlich Breitenfelds aufgrund der Topografie des Geländes, eine sorgfältige Abwägung zwischen Entfernung ...
„Die Überprüfung zeigt, dass südlich Breitenfelds aufgrund der Topografie des Geländes, eine sorgfältige Abwägung zwischen Entfernung zur Wohnbebauung und Höhe der Masten erfolgen muss.“Tanja Ulmer, TransnetBW | Bild: Baier, Markus

TransnetBW habe inzwischen die Überprüfung der geforderten Erweiterung des Mindestabstands abgeschlossen, wie Projektsprecherin Tanja Ulmer auf Nachfrage unserer Zeitung darstellt. Konkret sei dabei der Planungskorridor, der eine Breite von 200 Metern umfasst, zugrundegelegt worden.

So viel lasse sich jetzt bereits sagen: „Die Überprüfung zeigt, dass südlich Breitenfelds aufgrund der Topografie des Geländes, eine sorgfältige Abwägung zwischen Entfernung zur Wohnbebauung und Höhe der Masten erfolgen muss“, so Ulmer. Was dies genau bedeutet, lässt das Unternehmen derzeit noch offen. In wenigen Wochen sei ein Austauschtermin mit dem Ortschaftsrat Breitenfeld in dieser Sache vorgesehen.

Wie ist die Lage in Breitenfeld?

Schon heute sind Stromleitungen in Breitenfeld allgegenwärtig.
Schon heute sind Stromleitungen in Breitenfeld allgegenwärtig. | Bild: Baier, Markus

„Die Leitung ist bei uns weiterhin ein großes Thema“, betont Breitenfelds Ortsvorsteher Elias Erlemann im Gespräch mit unserer Zeitung. Allerdings habe der Ortschaftsrat seit Monaten keine neuen Informationen erhalten: „Wir sind im Grunde nicht weiter als vergangenes Jahr.“

Dass auch die neue Ortsverwaltung an der Forderung eines deutlich größeren Abstands zur Wohnbebauung festhalte als diese bislang in der Planung vorgesehen war, hatten Erlemann und sein Ortschaftsrat bereits in der ersten Sitzung des Gremiums nach der Kommunalwahl betont.

„Die Leitung ist bei uns weiterhin ein großes Thema. Aber wir sind im Grunde nicht weiter als im vergangenen Jahr.“Elias Erlemann, ...
„Die Leitung ist bei uns weiterhin ein großes Thema. Aber wir sind im Grunde nicht weiter als im vergangenen Jahr.“Elias Erlemann, Ortsvorsteher Breitenfeld | Bild: melanie Mickley

Zwischenzeitlich habe es auch ein weiteres Treffen mit Transnet-Vertretern gegeben. Dieses sei aber nicht so konstruktiv verlaufen, wie Erlemann es erwartet hatte: „Wir haben noch einmal unsere Bedenken dargestellt. Doch diese wurden von Transnet leider weitgehend abgewiegelt.“

Auch ein Schreiben der Ortsverwaltung ans Regierungspräsidium Freiburg habe noch nicht den gewünschten Erfolg gezeigt. Mitsprache- oder Einspruchsmöglichkeiten gebe es erst, wenn das Planfeststellungsverfahren eröffnet sei, so Erlemann.

Nichtsdestotrotz bemühen er und seine Mitstreiter sich weiterhin um einen sachlichen Austausch mit dem Netzbetreiber. Ein wesentliches Ziel sei es, einen Ortstermin an einer bereits gebauten Starkstromtrasse zu finden, um sich ein direktes Bild von den Strommasten und der verwendeten Stromleitungen zu machen, so Erlemann weiter: „Aber auch hier müssen wir zunächst einmal abwarten, bis wir etwas Konkretes erfahren.“

Das könnte Sie auch interessieren

Wie geht es jetzt weiter?

Die Grobtrassierung der anderen Bereiche in Abschnitt 3 von Kommingen bis Gurtweil sei bereits fertiggestellt, schildert Tanja Ulmer. Hierzu soll es öffentliche Bürgersprechstunden in Eggingen (20. Mai) und Blumberg (21. Mai) geben, bei denen die Planung vorgestellt und Fragen beantwortet werden sollen.

„Im Herbst 2025 werden wir die Feintrassierung für den Abschnitt 3 fertiggestellt haben und diesen der Öffentlichkeit vorstellen“, kündigt Ulmer an. Hierzu werden Ortschaftsräte und Gemeinderäte informiert und verschiedene Bürgerinfoveranstaltungen stattfinden.

Am eigentlichen Zeitplan habe sich derweil nichts verändert. „Voraussichtlich werden wir die Feintrassierung sogar zeitlich ein wenig früher abschließen können“, so Ulmer weiter.

Das könnte Sie auch interessieren