Der 1940 geborene Günther Agricola kam mit seinen Eltern Mitte des letzten Jahrhunderts nach Gurtweil und trat bereits 1955 als erst 15 Jahre junger Sänger in die Reihen des Männerchores Gurtweil ein. Und schon sechs Jahre später wurde er am 11. März 1961 zum Dirigenten ernannt. In der Zeit von 1965 bis 1971 war Günther Agricola gleichzeitig auch Chorleiter des Kirchenchores Gurtweil und wurde danach Kantor an der Stadtpfarrkirche in Waldshut.
Als Dirigent des Männerchores beschritt er viele neue Wege in der Chormusik. So wurde ein Konzert im März 1971 zu einem weiteren musikalischen Meilenstein in der Geschichte des Vereins. Seine beiden ebenfalls musikalisch begabten und bereits gestorbenen Geschwister Dieter und Claudia wurden von Günther Agricola von da an wiederholt in die Auftritte des Männerchors eingebunden. Es folgten viele weitere konzertante Höhepunkte, so zum Beispiel das Jahreskonzert 1976 gemeinsam mit dem Hornquartett des Stadttheaters Freiburg, im Jahr 1985 die Konzertreise in Waldshuts Partnerstadt Blois in Frankreich und zwei Jahre später ein Doppelkonzert gemeinsam mit dem Bötzinger Männerchor seines Bruders Dieter Agricola.
Am 17. März 1991 folgte schließlich das Abschiedskonzert von Günther Agricola in der Stadtkirche in Waldshut. Dieses Konzert beschloss die Schaffensperiode des Musikers und Dirigenten im Männerchor. Es waren glanzvolle, musikalisch überragende und kameradschaftlich erlebnisreiche Jahre mit emotionaler Tiefe, geprägt durch den begnadeten Musiker Günter Agricola. Er wurde für seine Verdienste zum Ehrendirigenten und zum Ehrenmitglied des Männerchors Gurtweil ernannt und blieb somit dem Verein bis zu seinem Tode am 25. Mai, wenige Tage nach seinem 85. Geburtstag, 70 Jahre als Mitglied treu.
Mitwirkende der Abschiedsfeier, die Pfarrer Ulrich Sickinger leitete, waren der Männerchor Gurtweil unter Leitung von Birgit Rogg und der Kirchenchor Liebfrauen Waldshut unter Leitung von Anne Roosmann, an der Orgel begleitet von Oliver Schwarz-Roosmann. Als Gesangssolistinnen wirkten Irene Hofman und Maria Backhaus mit.
