In allen Waldshuter Ortsteilen wird über den zunehmenden Straßenverkehr und das zu schnelle Fahren geklagt. Das gilt im besonderen Maße für den Ortsteil Indlekofen mit seiner langen Ortsdurchfahrt aber auch für die Ortsteile Oberalpfen, Schmitzingen, Eschbach und Gaiß-Waldkirch.
Das Problem: In Indlekofen, Schmitzingen und Oberalpfen fließt der Durchgangsverkehr über Land- oder Kreisstraßen und da ist eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Kilometer pro Stunde nicht zulässig. Am härtesten trifft es Indlekofen, weil sich hier fast der gesamte Verkehr auf der Ortsdurchfahrt abspielt und sich auch die Wohnbebauung entlang dieser Straße konzentriert.
Daher protestieren die Bürger seit Jahren gegen den zunehmenden Verkehr und die gestiegenen Belastungen für die Anlieger.
Indlekofen: Viele Ideen, jetzt das Schild „Freiwillig 40 – danke“
In der Bürgerversammlung 2016 hatte Franz Güntert eine neue Initiative zur Verkehrsberuhigung, eine Reduzierung der Geschwindigkeit und des Schwerlastverkehrs gefordert. „Was in anderen Orten möglich ist, sollte doch auch bei uns zu machen sein“, sagte er.
2017, im Rahmen einer Ortschaftsratssitzung wurde beklagt, dass auf der Strecke auch immer mehr Laster in Richtung Zollhof unterwegs seien. Gefordert wurden bauliche Maßnahmen im Bereich der Ortsdurchfahrt, wie Straßenverschwenkungen, Verkehrsinseln und verstärkte Radarkontrollen, um den Verkehr zu verlangsamen.
Gelitten hätten inzwischen auch die Kanaldeckel, die nun ebenfalls zur Steigerung des Lärmpegels beitragen würden. Wenn sich zwei Laster begegneten, kämen die Fußgänger auf den schmalen Gehwegen in Gefahr. 2018 klagten die Bürger: „Das geht zu Lasten der Lebensqualität und der Gesundheit.“
2019 erklärte Oberbürgermeister Philipp Frank: „Uns fehlt eine leistungsfähige Ost-West-Verbindung. Die Engpässe in Waldshut führen dazu, dass sich der Verkehr verlagert.“ Zu der Forderung, mehr Kontrollen durch städtische Beamte einzuführen, sagte der Verwaltungschef: „Wir können unsere Leute nicht zu jeder gewünschten Zeit einsetzen. Wir haben an jeder Ecke ein Verkehrsproblem, unsere Beamten sind ständig im Einsatz.“
Jürgen Wiener vom städtischen Ordnungsamt verwies auf die Situation in Gurtweil, wo das Verkehrsaufkommen nochmals deutlich höher ist. Solange die Verkehrsprobleme in Waldshut nicht gelöst seien, könne man es den Leuten nicht verübeln, wenn sie auf andere Strecken ausweichen, so Wiener. „Ich stehe hinter den Bürgern und versuche, die Probleme anzugehen, aber einfache Lösungen gibt es nicht.“
Dann wurde vom Ortschaftsrat ein Messgerät mit Geschwindigkeitsanzeige angeschafft und im Wechsel an verschiedenen Stellen der Ortsdurchfahrt aufgestellt, mit dem Ziel, das Bewusstsein der Verkehrsteilnehmer zu schärfen.

Durch die Aufzeichnungen wurde auch belegt, dass rund 15 Prozent der Verkehrsteilnehmer zu schnell unterwegs sind. Im Mai 2021 einigte sich der Ortschaftsrat darauf, Schilder aufzustellen mit der Aufschrift „Freiwillig 40 – danke“. Ingrid Wildförster, Mitglied des Ortschaftsrates: „Wenn wir es damit schaffen könnten, dass die Leute wenigstens Tempo 50 einhalten, hätten wir schon viel erreicht.“
Eschbach: Erst Piktogramme, künftig Tempo 30
Im Visier des Eschbacher Ortschaftsrates stand vor allem der Straßenabschnitt beim Gemeindehaus, in dem auch der Kindergarten untergebracht ist. Hier werde nach wie vor zu schnell gefahren, obwohl zwei Querbänder aus Pflastersteinen in die Straße eingearbeitet und Verkehrsschilder „Achtung Kinder“ aufgestellt wurden. All das komme bei den Autofahrern nicht an, die oft zu schnell in Richtung Sportplatz unterwegs seien, beklagte der damalige Ortsvorsteher Markus Wassmer.
Peter Kienzler vom städtischen Straßenverkehrsamt verwies damals auf die Möglichkeit, im ganzen Ortsteil Tempo 30 einzuführen. Aber das wollte der Ortschaftsrat Eschbach nicht. Zustimmung fanden dagegen seine Vorschläge, Piktogramme „Achtung Kinder“ auf die Fahrbahn aufzubringen und künftig verstärkt Geschwindigkeitskontrollen durchzuführen.
Auch von den Anliegern der Ziegelhüttenstraße, Richtung Sportplatz, wurde das schnelle Fahren beklagt. Dazu sagte Kienzler: Er bezweifle, ob da wirklich zu schnell gefahren werde, die subjektive Wahrnehmung stimme oft nicht mit den Realitäten überein.
Zu Unstimmigkeiten kam es immer wieder mit den Anliegern, weil durch die Pflasterstreifen eine neue Lärmquelle gegeben war. Markus Wassmer verwies auf das eigentliche Problem, dass trotz Pflasterstreifen, Schildern und Fahrbahnmarkierungen zu schnell gefahren werde. Ein Problem seien der Sportplatz und die Sportler, die auf dieser Strecke zu schnell unterwegs seien. Ende Mai kam dann der Beschluss des Ortschaftsrates, im gesamten Ortskern Tempo 30 einzuführen und die erforderliche Beschilderung zeitnah vorzunehmen.
Oberalpfen: „In Sachen Raser alles normal“
Auch in Oberalpfen klagten die Anlieger immer wieder über das zu schnelle Fahren auf der Durchgangsstraße, der Kreisstraße 6563. Hier befinden sich zwei Bushaltestellen, ein Reiseunternehmen und der Kindergarten. Aber auch hier wurde seitens der Behörden festgestellt, dass die Möglichkeiten, etwas zu tun, eng begrenzt seien. Trotzdem wurden einige Maßnahmen durchgeführt, um den Verkehr zu entschleunigen: Es wurden zwei Verkehrsschilder „Achtung Kinder“ aufgestellt und entsprechende Piktogramme auf der Fahrbahn angebracht.

Um den Verkehr an den Ortseingängen rechtzeitig abzubremsen, wurden die Ortsschilder nach außen versetzt und im Vorfeld Tempo-70-Schilder aufgestellt. Mehrfach wurde eine Verkehrsschau durchgeführt, die aber bereits im Oktober 2000 zu dem Ergebnis kam: „In Sachen Raser alles normal.“ Auch durch die Radarkontrollen wurde belegt: Die Überschreitungen bewegen sich im üblichen Rahmen.
Schmitzingen: Diskussion über Tempobegrenzung
„Manche fahren wie die Idioten“, so beklagte sich ein Schmitzinger Bürger einst im Ortschaftsrat. Zu Fuß oder gar mit Kindern auf den schmalen Gehwegen unterwegs zu sein, sei inzwischen fast zu einem Risiko geworden.

Ortsvorsteher Lorenz Eschbach schlug vor: „Wir müssen versuchen, einen durchgehenden und mindestens 1,40 Meter breiten Fußweg durch ganz Schmitzingen zu legen. Diesen Weg gäbe es zwar schon, aber an manchen Stellen sei er so schmal, dass man mit dem Kinderwagen auf die Fahrbahn ausweichen müsse. Schilder aufzustellen, bringe nichts, „denn die werden nicht beachtet“, so der Ortsvorsteher.
Diskutiert wurde auch über eine generelle Tempobegrenzung auf dem Straßenabschnitt Richtung Waldshut. Hier werde oft schneller als 100 Stundenkilometer gefahren. Ortschaftsrätin Juliane Huber: „Wenn ich hier mit dem Fahrrad unterwegs bin, ist das für mich ein purer Stress.“ Egon Ebner stellte fest: „Wenn ich hier mit Tempo 70 unterwegs bin, werde ich regelmäßig überholt, auch von meinen Mitbürgern.“
Gaiß-Waldkirch: Enge Straßen und künftig Tempo-30
Auf den engen Straßen in Gaiß ist es kaum möglich, schnell zu fahren. Trotzdem beschloss der Ortschaftsrat im Dezember des vergangenen Jahres, die Einführung einer generellen Begrenzung auf Tempo 30. Dazu brauche es keinen Schilderwald, so erklärte Ortsvorsteher Torsten Basler, da sei es ausreichend, an den Ortstafeln zusätzliche Schilder anzubringen.

Er selbst, so der Ortsvorsteher, halte das aufgrund der beengten Straßenverhältnisse für dringend erforderlich. Viele Gebäude stünden direkt an der Straße, die Ausweichmöglichkeiten seien sehr begrenzt.
Werner Rüd sagte: „Ich halte es allein schon der Kinder wegen für richtig und wichtig.“ Verwiesen wurde auch auf den Milchlaster, der zweimal täglich den Ort passiert. Da werde es jedes Mal sehr eng, „wenn ein Kind stolpert, liegt es unter dem Lastwagen“. Bei der Abstimmung sprachen sich drei Ortschaftsräte für das Tempolimit aus, drei enthielten sich der Stimme. Aus dem Ortsteil Waldkirch sind keine Klagen bekannt.