Im Stadtgebiet von Waldshut-Tiengen wird zuweilen ordentlich aufs Gas getreten – diese Erkenntnis ist nicht neu. Doch die Stadt, genau gesagt das Ordnungsamt, bremst die Raser seit zwei Jahren richtig aus. Mit einem mobilen Blitzer sind die städtischen Mitarbeiter täglich, auch an Wochenenden, unterwegs, um Temposünder zu erwischen und zur Rechenschaft zu ziehen. Die Maßnahme zeigt offensichtlich Wirkung, wie Jürgen Wiener, Leiter Ortspolizeibehörde, auf Nachfrage des SÜDKURIER berichtet.
Warum wird verstärkt kontrolliert?
Bei der Vorstellung der neuen Maßnahmen im Oktober 2019 bemerkte Wiener: Zu hohe Geschwindigkeit sei eine der häufigsten Unfallursachen im Landkreis Waldshut. Die verstärkten Geschwindigkeitsmessungen im Stadtgebiet seien zudem eine Reaktion auf viele Beschwerden von Einwohnern.
Nicht zuletzt geht es laut Wiener auch um den Schutz vor Lärm. Mit dem verstärkten Einsatz von mobilen Blitzern soll vor allem für mehr Sicherheit auf den Straßen der Stadt gesorgt werden.
Wo im Stadtgebiet wird geblitzt?
Natürlich verrät Wiener nicht, wo genau aktuell die Blitzer der Stadt stehen. Laut seinen Informationen misst das Ordnungsamt an weit über 100 Messstellen auf der Gemarkung der Doppelstadt. „Die Messstellen und Messzeiten ergeben sich über Beschwerden aus der Bevölkerung und über Verkehrserhebungen, die fortlaufend mit Statistikgeräten durchgeführt und anschließende ausgewertet werden.“
Er beschreibt das Gerät als Plastikwürfel, mit dem die Fahrzeugart (Motorrad, Auto oder Lastwagen) festgestellt werden könne, in welche Richtung wie schnell und an welchen Tagen das Fahrzeug unterwegs war. „Danach werden die Kontrollen ausgerichtet.“ Das Ordnungsamt richtet überdies Messstellen an Unfallschwerpunkten und kritischen Querungsstellen im Bereich von Schulen und Kindergärten ein.
Wie häufig wird geblitzt?
Die Mitarbeiter der Ortspolizeibehörde haben sich nicht auf feste Tageszeiten für ihre Geschwindigkeitsmessungen festgelegt. Die Autofahrer müssen laut der Schilderungen prinzipiell zu jeder Tageszeit damit rechnen, dass irgendwo am Straßenrand ein Blitzer steht. Wiener: „In der Regel werden täglich – auch an Wochenenden – Messungen zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten durchgeführt.“
Wie wirkungsvoll sind die Blitzer?
Seit das Ordnungsamt verstärkt misst, hat es schon eine beachtliche Zahl an Verstößen gegeben: 2020 waren es 4759 Tempoverstöße mit Bußgeldern von insgesamt 140.064 Euro, 2021 wurden der Bußgeldstelle 4482 Verstöße (163.537 Euro) gemeldet. Anhand dieser Zahlen sei die Effektivität der Kontrollen zu erkennen, schreibt Wiener. „Die durch diese Statistikgeräte erkannten Schwerpunkte werden verstärkt gemessen und somit zumindest vorübergehend beseitigt.“ es würden sich zwar immer wieder neue Schwerpunkte ergeben, die jedoch in der Regel kaum mehr an die ursprünglichen Beanstandungszahlen herankämen.
Die Standorte mit den meisten Verstößen der vergangenen zwei Jahre:
Wie viele und was für Geräte sind im Einsatz?

Im Moment arbeitet die Behörde mit einem mobilen Gerät. Es kann laut Wiener an möglichst vielen verschiedenen Stellen eingesetzt werden, und es kann in alle Fahrtrichtungen, mit oder ohne Blitz, messen. Dabei sind die Bediener flexibel.
Sie können das Gerät freistehend an einem Ort aufstellen oder aus dem Fahrzeug heraus einsetzen. Die Stadt setzt das automatisierte Verkehrsüberwachungsgerät Poliscan FM1-System ein. Wiener: „Das Gerät ist gemietet, um möglichst flexibel auf veränderte Situationen reagieren zu können.“ Solche Messsysteme könnten immer wieder mal in Sachverständigengutachten angegriffen werden, unter Umständen zweitweise, im schlimmsten Fall gar nicht mehr eingesetzt werden.