Lange Zeit war es ruhig um den Steinbruch bei Detzeln und das Porphyrwerk. Nun hat die Fortschreibung des Teilregionalplans zum Abbau von oberflächennahen Rohstoffen des Regionalverbands Hochrhein-Bodensee mit weiteren möglichen Abbau-Arealen für den nördlichen Teil des Ostbruchs, die so genannte Rotlaube, erneut Staub aufgewirbelt.
Detzeln stark vom Schwerverkehr betroffen
Die Sorgen sind dieselben wie seit Jahren. Kritiker sehen das Ökosystem an der Steina bedroht. Sie bemängeln die starke Staubbelastungen und Erschütterungen bei Sprengungen sowie den durch den Transport des Gesteins verursachten Lastwagenverkehr und die damit verbundene Verschmutzung der Straße. Wovon vor allem Detzeln betroffen ist.
Experte warnt vor drohendem Ökozid
Jörg Kasseckert, Fischereipächter und Leiter der Monitoring-Gruppe Steinatal, weist in einem umfassenden Schreiben, das unserer Zeitung vorliegt, auf die Umweltgefahren hin. Er schreibt von einem drohenden Ökozid. Die oberfächennahe Rohstoffgewinnung im Steinatal sei zudem lebensgefährlich. Zunehmende Sprengungen würden die natürlichen Lebensgrundlagen von Menschen, Flora und Fauna in einem hohen Maß schädigen.
Die Bachforelle ist schon verschwunden
Staub gelange in die Steina und setze sich im Wasser ab. Wegen Abholzungen fehle der Schatten. Das Wasser heize sich in den zunehmend trockenen und heißen Sommermonaten auf. Kasseckert macht sich Sorgen um den Fisch- und Krebsbestand in der Steina. Die Bachforelle sei bereits verschwunden. Die Steinkrebspopulation sei in Gefahr.
Ähnlich schildert es Krenkingens Ortschaftsrätin Heike Beck in einer E-Mail an unsere Redaktion: „Viele Sprengungen, große Steinbrecheranlagen, ein vor allem in den letzten zwei Jahren stark zugenommener, rasanter Abbau mit täglichem tonnenweisen Abtransport durch die Ortschaften, überwiegend in den Schweizer Heimatbetrieb des Steinbruchbetreibers, bringen viel Dreck, vor allem Staub.“ Die Zahlen, die der Betreiber nennt, hält sie für fraglich.
Staubwolken kilometerweit zu sehen
Die Staubwolken seien besonders bei Trockenheit kilometerweit zu sehen. Die durch das Betriebsgelände fließende und immer trockener werdende Steina werde durch die Verschmutzung stark in Mitleidenschaft gezogen.
Ortschaftsrätin hat Unterschriften gesammelt
„Mir persönlich liegen die Natur und die zukünftige Generation am Herzen“, sagt Beck in einem persönlichen Gespräch mit uns. Deshalb hat sie Bedenken gegen die Fortschreibung des Teilregionalplans. Sie sammelte vor dem Jahreswechsel 150 Unterschriften.
Dauerthema in den kommunalen Gremien
Der Steinbruch sei immer wieder Thema im Ortschaftsrat, sagt Detzelns Ortsvorsteherin Esther Koch. Nicht nur wegen des Lastwagenverkehrs. „Umweltschutz geht uns alle an“, sagt sie. In Krenkingen beschäftigte man sich in der Vergangenheit mit den vermeintlich durch die Sprengungen verursachten Schäden an Gebäuden. „Aber das kann man nicht nachweisen“, erklärt Ortsvorsteher Frank Kaiser. Messungen haben laut Information des Landratsamts ergeben, dass die Erschütterungen weit unter den Grenzwerten gelegen hätten.
Der Landesfischereiverband bezieht auf Basis der Fischbestandserhebung und ökologischen Untersuchungen im Juli Stellung: Wenn der wichtigste Fisch der Steina, die heimische Bachforelle, verschwunden sei und vom Döbel verdrängt werde, beweise dies eine verschlechterte Wasserqualität und veränderte Lebensbedingungen in einem Bachbiotop. Die Sandlager des Porphyrwerks direkt an der Steina belasteten das Fließgewässer mit Feinsediment. Aber der Einfluss des Steinbruchs sei ohne genauere Untersuchungen nicht zu konkretisieren.
Landesnaturschutzverband warnt vor dem Eingriff
Der Arbeitskreis Waldshut des Landesnaturschutzverbands weist in seiner Stellungnahme zum Teilregionalplan, auch in Namen von Nabu und BUND, auf die vielschichtigen Probleme hin und gibt zu bedenken: „Das Gebiet grenzt direkt an das FFH-Gebiet ‚Täler von Schwarza, Mettma, Schlücht und Steina‘. Es ist ein sehr sensibler Bereich. Jetzt, wo der Klimawandel direkt spürbar ist, ist dieser Eingriff in ein intaktes Ökosystem nicht zu rechtfertigen.“
Seit 2009 betreibt das Schweizer Unternehmen Eberhard den Steinbruch im Steinatal
Waltraud Zimmermann vom Amt für Umweltschutz im Landratsamt weist auf Nachfrage auf die strengen Auflagen für den Betrieb des Steinbruchs zum Naturschutz, Boden- und Wasserschutz und Immissionsschutz hin: „Der Abbau wird erlaubt, wenn er den strengen und sehr umfangreichen gesetzlichen Vorgaben aus allen Bereichen des Umweltschutzes entspricht.“ Und: Wenn die Behörde die FFH-Verträglichkeit feststelle, könne auch in so einem Gebiet Material abgebaut werden.
Betreiber versichert: „Wir halten uns an die Auflagen.“
Hans Rudolf Reinli, Leiter des Porphyrwerks Detzeln, versichert: „Wir halten uns an die Vorschriften und Vorgaben gemäß der Bewilligung.“ Unter anderem, seien die Maschinen aus Schweizer Herstellung standardmäßig mit Partikelfilter ausgerüstet. Das Konzept für die Renaturierungsmaßnahmen sei genehmigt. Reinli: „Renaturieren können wir erst nach der Endkultivierung.“ Er räumt ein, dass eine gewisse Staubentwicklung da ist. Das Unternehmen versuche, es auf ein Minimum zu reduzieren.