Klein aber fein – nach diesem Motto ging am Samstagabend der Heimatabend mit Bürgertheater der 554. Waldshuter Chilbi über die Bühne. Nach der zweijährigen Corona-Zwangspause und etlichen Unwägbarkeiten in seinem Vorfeld, war das diesjährige Bürgertheater eine Nummer kleiner und fand zudem an einem neuen Ort mit viel weniger Darstellern statt. Dennoch war es eine runde Sache.
Das Publikum, das kaum einen der rund 800 Plätze unbesetzt gelassen hatte, erlebte rund zweieinhalb kurzweilige Stunden. Dies erstmals nicht mehr in der Kaiserstraße, sondern auf dem Johannisplatz.
Im Gegensatz zu der monumentalen, mehrstöckigen Bühne in der Kaiserstraße, war die auf dem Johannisplatz kleiner und traditionell. Rund 50 Schauspieler im Alter von etwa zehn bis gut 80 Jahren zeigten ihre schauspielerischen Qualitäten. Der allergrößte Teil von ihnen kam aus Waldshuter Vereinen und der Waldshuter Bürgerschaft.
Sehr viel weniger Profis als früher waren von der Theaterwerkstatt Heidelberg mit von der Partie. Unter ihnen die Moderatoren Simone Endres und Christoph Kaiser, der auch Regie führte.

Nachdem Pantomime Daris Dantes – ebenfalls von der Theaterwerkstatt – gestisch den nicht vorhandenen Vorhang zur Seite geschoben hatte, folgten amüsante Ausflüge in Waldshuts alte Zeiten, die von der Stadtmusik Waldshut musikalisch begleitet wurden.

Der Waldshuter Historiker Christian Ruch hatte recherchiert und mit viel Humor und Einfallsreichtum historische und überlieferte Gegebenheiten in vier amüsante Szenen verpackt, die mit leichtfüßigem Charme das Lachen leicht machten: Die Junggesellen stürmten ausgelassen auf die Bühne und spielten eine Bockverlosung und waren wie immer, etwas außer Rand und Band.

Das Thema Chilbibock und sein möglicher Gewinn ließ ein Kaffekränzchen eskalieren, weil der wunderbar polternde Karl-Heinz alias Christian Ruch mit Sticheleien gegen seine Tiengener Verwandtschaft in seinem Lieblingselement war.
In einer weiteren Szene wurde ein Film gezeigt, der im nostalgischen Klassenzimmer im Görwihler Heimatmuseum gedreht wurde: Eine feine Hamburger Lehrerin, sehr überzeugend von Tanja Frank gespielt, mühte sich vergebens, Waldshuter Kinder und Eltern vom Sinn des Hochdeutsch Sprechens zu überzeugen.

Die vierte Szene handelte von heftigen Diskussionen in den Anfangsjahren von Alt Waldshut, als erst noch die richtige Tracht gefunden werden musste. Das Publikum bedankte sich mit großem Applaus bei den Akteuren. „Alles hat gepasst“, sagte eine Besucherin und dürfte damit vielen aus dem Herzen gesprochen haben. Auch das Wetter hatte mitgemacht.

Nicht ganz so war es beim voraus gegangenen Sektempfang auf Einladung der Stadt auf dem Kirchplatz. Wegen eines kurzen Wolkenbruchs fand er größtenteils im Gemeindehaus statt.

Oberbürgermister Philipp Frank hatte bei dem Empfang in seiner Ansprache hervor gehoben, um wie viel ärmer Waldshut ohne die Chilbi an Erlebnissen, Traditionen, Heimatkultur und Unterhaltung wäre. Allein das Bürgertheater gibt ihm Recht.