Gaiß und Waldkirch sind zwei wahrhaft ursprüngliche Dörfer – denn Gaiß liegt im Quellgebiet des Liederbachs und Waldkirch am Ursprung des Seltenbachs. Die beiden Ortschaften liegen auf einer Höhe von 550 bis über 700 Metern hinauf zu den umliegenden Anhöhen.

Markant in Waldkirch ist die Kirche Maria Himmelfahrt mit ihrem hohen Zwiebelturm. Den Gasthof „Storchen“ bewirtschaftet ...
Markant in Waldkirch ist die Kirche Maria Himmelfahrt mit ihrem hohen Zwiebelturm. Den Gasthof „Storchen“ bewirtschaftet Familie Schmid schon seit 155 Jahren. | Bild: melanie Mickley

755 Jahre alt ist Gaiß und „Waldchirchia“ wurde schon im Jahr 858 bei Überlieferungen zu Besitztümern des Klosters Rheinau erwähnt. Das Wappen mit der von Tannen umgebenen roten Kirche ist selbsterklärend.

Schon zu Zeiten des „Hauensteiner Land“ Anfang des 16. Jahrhunderts war Waldkirch ein zentraler Kirchenort. Auch heute ist die katholische Pfarrgemeinde, die aus acht Ortschaften kommt, sehr groß. Die im Jahr 1758 entstandene Kirche „Maria Himmelfahrt“ ist im Verhältnis zur kleinen Ortschaft imposant. Innen lenken beeindruckende spätbarocke Deckenfresken vom Kirchenmaler Gotthard Hilzinger die Blicke auf sich.

Waldkirchs kunsthistorische Kostbarkeit: Das Jesuskreuz im Chorbogen.
Waldkirchs kunsthistorische Kostbarkeit: Das Jesuskreuz im Chorbogen. | Bild: melanie Mickley

Seit mehr als 100 Jahren ziert eine Orgel von Wilhelm Schwarz die Empore der Pfarrkirche. Im Jahr 2002 wurde sie von der Landes-Denkmalpflege als „Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung“ eingestuft. Zu Kriegszeiten beraubte man sie ihrer 33 Zinn-Pfeifen. Der Ersatz aus Zink machte sich leider auch akustisch bemerkbar. Im Jahr 2003 konnte die Orgel aber komplett wiederhergestellt werden, mit ihrem ursprünglichen Charakter und vollem weichen Klang.

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Eine kunsthistorische Kostbarkeit fand man bei größeren Erneuerungsarbeiten an der Feldkapelle Heilig-Kreuz aus dem Jahr 1736, die sich am Ortsrand an der alten Waldkircher Straße befindet. Schmitzinger Handwerker restaurierten die Kapelle im Jahr 2002. Das von Witterungseinflüssen gebeutelte große Jesuskreuz musste jedoch den Restauratoren übergeben werden. Dabei stellte sich heraus, dass es sich um ein spätgotisches Originalschnitzwerk handelt, das um die 500 Jahre alt ist. Da es vermutlich aus Waldkirch stammte, ließ Pfarrer Zoche es dort nach der Restaurierung im Chorbogen der Kirche aufhängen.

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Hier, an dieser Feldkapelle, zogen früher auch die Frachtkutscher mit ihren Fuhrwerken vorbei, die vom Rheintal in den Schwarzwald fuhren. Auf den sechs Kilometern von Waldshut hinauf waren rund 350 Höhenmeter zu überwinden. In Waldkirch wurde dann die erste Rast mit Einkehr gemacht. Zentrale Anlaufstelle war schon damals der Gasthof „Storchen“, der auch Ersatzgespanne für die Postkutsche bereithielt. Das Traditionsgasthaus mit Sonnenterrasse wird nun schon seit 155 Jahren von der Wirtsfamilie Schmid geführt.

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Am alten Schul- und Rathaus in Waldkirch, das heute hauptsächlich von den Vereinen genutzt wird, befindet sich auch das Gerätehaus der Feuerwehr, welches etwas zu klein geworden ist für den Ausrückbereich West. 65 aktive Mitglieder gehören dem Bereich an, der aus den Dörfern Schmitzingen, Oberalpfen, Eschbach und Gaiß-Waldkirch gebildet wird. Auch über eine stabile Jugendabteilung verfügt die Feuerwehr hier.

Viel Jugendarbeit

Viel Jugendarbeit wird auch im Musikverein Gaiß-Waldkirch geboten: Musikalische Früherziehung mit den „Musimo-Kindern“ zwischen vier und sechs Jahren. Blockflöte für Erst- bis Drittklässler und ab der vierten Klasse Instrumentenunterricht. Der Musikverein „Konkordia“ ist mit 45 aktiven und 17 Jungmusikern sowie 175 passiven Mitgliedern sehr groß für eine Ortschaft mit 237 Einwohnern. Das liegt hauptsächlich daran, dass die Mitglieder auch aus Oberalpfen, Schmitzingen und Eschbach kommen. Weiterhin gibt es den Narrenverein, die Landfrauen und die Oldtimerfreunde. Landwirtschaftliche Höfe existieren noch vier in den beiden Dörfern. Der Ortsteil Gaiß liegt malerisch am Hang in der Quellmulde des Liederbachtals mit den Streuobstwiesen. Von der Ortsmitte bis nach Eschbach erstreckt sich der vom BUND angelegte Obstlehrpfad.

Siebler-Rundweg

Einen besonders schönen Blick auf das Dorf hat man vom Siebler-Rundweg, auf dem auch eine Schutzhütte und eine Himmelsliege aufgestellt wurden. Dorthin starten kann man zum Beispiel an der Kapelle Sankt Michael im Ort. Vorher lohnt sich auch hier ein Blick hinein auf den Rokoko-Altar, die Vorhangmalerei und die bunten Bleiglasfenster, die den heiligen Josef und die Heilige Elisabeth zeigen.

Der Siebler-Rundweg um Gaiß bietet weitreichende Ausblicke, die man auch von der Schutzhütte oder der Himmelsliege aus genießen kann.
Der Siebler-Rundweg um Gaiß bietet weitreichende Ausblicke, die man auch von der Schutzhütte oder der Himmelsliege aus genießen kann. | Bild: melanie Mickley

Wie schon in einem Mundart-Archiv zu lesen ist, gibt es in Gaiß keine ebenen Flächen: „Um e ebeni Flächi z haa, müen d Gaißemer uff de Bärg ue goo, im Dorf dinne git´s kei söttigi Flächi“. Einer Sage nach hat im 18. Jahrhundert einmal eine Kegelbahn auf dem Berg am Wald existiert. Ein steinernes Kreuz, das sogenannte „Kegelkreuz“, erinnert daran, dass einst im Streit über den Sieger jemand zu Tode gekommen ist. Heute wird im Wald nicht mehr gekegelt, wohl aber gefeiert. Dafür eignet sich die Grillhütte, die etwa 400 Meter unterhalb zum Abzweig „B 500“ liegt.

Die Grillhütte lädt zum Verweilen ein.
Die Grillhütte lädt zum Verweilen ein. | Bild: melanie Mickley

Für 25 Euro pro Tag kann diese auch von Gästen angemietet werden.

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