Wie sieht es eigentlich in der Umspann-Anlage zwischen Tiengen und Gurtweil aus? Bei einer Führung, organisiert vom Betreiber Amprion, bot sich kürzlich eine Gelegenheit, das Gelände mit seinen Trafos und Schaltanlagen einmal von innen zu sehen.
Da ist zunächst einmal das Betriebsgebäude der Umspannanlage. Hier ist die Steuerungstechnik untergebracht. Wer aber glaubt, hier arbeiten mehrere Leute, gebeugt über riesige Schalttafeln, irrt sich. Die gesamte Steuerung der Anlage funktioniert ferngesteuert über zwei Zentralen – eine übernimmt den Süden, die andere den Norden des Amprion-Netzes.
Markant ist die Montagehalle, wo früher mithilfe eines großen Deckenkrans Wartungen an Trafos und anderen Geräten erledigt wurden. Im Grunde handelt es sich hierbei um ein Relikt aus vergangenen Tagen, denn die Halle wird heute nur noch als größere Garage genutzt.
Blick auf den Transportweg, um schwere Gerätschaften, wie etwa Transformatoren, anzuliefern. Die Transportschiene reicht von der Trasse der Hochrheinbahn bis zur Umspannanlage in Gurtweil, die von Transnet BW betrieben wird.
Ebenfalls ein Relikt aus früheren Zeiten ist der rund 70 Meter hohe Funkturm auf dem Areal, direkt neben der Feldbergstraße. Dieser wurde früher zur Kommunikation über Richtfunk genutzt. Informationen wurden quasi über Sichtverbindung von einem zum nächsten Turm gesendet. „Dieser Turm wird zurück gebaut, sobald es der Schaltzustand der Freileitungen erlaubt“, so Pressesprecher Jörg Weber von Amprion.

Weiter geht es zu einem Trafo, der für die Umwandlung von 220 kV Wechselspannung auf 110 kV Wechselspannung genutzt wird. Das Gerät wiegt stolze 250 Tonnen und ist ungefähr 45 Jahre alt. Ein Kilovolt (kV) entspricht einer Spannung von 1000 Volt.
Wie ein solcher Transformator angeliefert wird, kann man hier sehen:
Dann geht es zur 220 kV-Spannungsebene, einem der drei größeren Areale auf dem Gelände. Bei den vorderen drei Geräte im Bild unten handelt es sich um Spannungswandler, die hinteren sind Strom- und Spannungswandler (Kombiwandler). Spannungswandler dienen zum Messen oder Transformieren hoher Wechselspannungen.

Glaskappenisolatoren, die überall auf dem Areal zu sehen sind, dienen dazu, Kurzschlüsse zu vermeiden und den Stromfluss durch den Leiter zu garantieren – vergleichbar mit der Gummi-Isolierung um Kabel herum.
Leitungstrenner sind die wichtige Trennstelle zwischen Umspannanlage und der Freileitung. Hier wird die Verbindung getrennt oder hergestellt. Das geschieht allerdings nur lastfrei, das heißt, wenn die Leitung gerade ohne Spannung ist.

Die Umspannanlage als Teil der kritischen Infrastruktur muss auch im Notfall operativ bleiben. Dafür sorgt ein Notstromaggregat. So kann die Anlage auch dann gesteuert werden, wenn zum Beispiel großflächig Stromausfall besteht.
Alle Maschinen auf dem Areal benötigen selbst Strom, um zu funktionieren. Dafür sorgen Eigenbedarfstransformatoren. „Hier wird der Strom, der in der Anlage benötigt wird, auf eine niedrigere Spannung herunter transformiert“, erklärt Maximilian Handke, technischer Leiter der Anlage nach der Führung.

Weiter geht es zu einem in Zukunft wichtigen Bereich der Anlage: die 110-Kilovolt-Spannungsebene. Dieser kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu, weil von hier aus die Hochrheintrasse der Deutschen Bahn ab 2027 mit Strom versorgt wird. Hier der Blick auf die Sammelschienen.

Schließlich geht es zur 380.000-Volt-Spannungsebene, die sich im unteren Bereich der Umspannanlage befindet, in unmittelbarer Nähe zur Schlücht.

Dieser komplette Bereich wird in den kommenden Jahren zurück gebaut und als gasisolierte Anlage dort neu errichtet, wo früher der Tennisclub Gurtweil sein Vereinshaus mit Plätzen hatte.