Auf der Webseite des freischaffenden Dirigenten und Jazztrompeters finden sich unter der Rubrik „Live/News“ wieder Konzertdaten mit Blasmusik-Formationen, die er leitet. Als Komponist hingegen muss sich der aus Laufenburg stammende Musiker mit Aufführungen seiner bekannten Blasmusikstücke und neuen Auftragskompositionen, die in der Corona-Zeit verschoben wurden, noch gedulden.

Die Trachtenkapelle Buch hat anlässlich ihres 130-jährigen Bestehens bei Dominik Wagner ein Stück über den legendären Salpeterer-Hans ...
Die Trachtenkapelle Buch hat anlässlich ihres 130-jährigen Bestehens bei Dominik Wagner ein Stück über den legendären Salpeterer-Hans beauftragt. | Bild: Doris Dehmel

Ein Jahr lang ging fast gar nichts. Die Pandemie hat die Konzertpläne des produktiven und in der Blasmusikszene erfolgreichen 35-jährigen Komponisten durchkreuzt. „Ich habe alles emotional durchlaufen“, sagt der aus einer musikalischen Familie kommende Trompeter, der eine vereinstypische Grundausbildung im Blasmusikverband Hochrhein durchlaufen hat.

Dominik Wagner hofft auf baldige Aufführungen seiner Auftragswerke in der alten Heimat. Bild: privat
Dominik Wagner hofft auf baldige Aufführungen seiner Auftragswerke in der alten Heimat. Bild: privat | Bild: privat

Der „Frustrationspegel“ sei bei ihm in dieser Ausnahmezeit gestiegen, weil die Pause ewig lang dauerte. Am Anfang, so gesteht Dominik Wagner, habe es auch Existenzängste gegeben, da er hauptsächlich Honorarkraft sei und die Notenverkäufe eingebrochen wären. Während der Lockdown-Situation hatte er mehr Zeit zum Komponieren und konnte von zu Hause privaten Online-Trompetenunterricht geben. Auch gelang es ihm, Auftragswerke fertigzustellen. Noch immer stehen in seiner Heimatregion aber zwei Uraufführungen sowie die Aufführung eines älteres Stückes aus.

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So war an Ostern in der Halle von Albbruck die Welturaufführung des Konzertwerks „Freiheit! – De‘ Salpeterer vo Buech“ beim Jubiläumskonzert „130 Jahre Trachtenkapelle Buch“ des 1891 gegründeten Blasorchesters vorgesehen. Doch die Programmmusik über die wichtigen Lebensstationen von Hans Fridolin Albiez, dem legendären „Salpeterer-Hans“ und Anführer der Salpeterer-Unruhen im Südschwarzwald, konnte aus bekannten Gründen nicht aus der Klangtaufe gehoben werden. Das Stück wurde in einer der wenigen möglichen Proben „zwar angespielt, mehr ging aber nicht“, berichtet Vorsitzender Reiner Vogelbacher. „Als besonderes Highlight im Programm“ soll die Hotzenwald-Saga beim traditionellen Jahreskonzert 2022 nachgeholt werden. Die ersten gemeinsamen Proben mit dem Tonschöpfer sind auf nächsten April verlegt.

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Bildunterschrift | Bild: x

Auch Wagners bisher bekannteste Komposition befindet sich noch in der Warteschleife: „The Saga of Störtebeker“. „Der Störtebeker ist mein Verkaufsschlager, es ist das am meisten aufgeführte Stück von mir“, sagt Dominik Wagner über das nachgefragte Konzertwerk, in dem er die sagenumwobene Geschichte des berüchtigten Nordseepiraten Klaus Störtebeker vertont hat. Es sollte beim Herbstprojekt des Sinfonischen Blasorchesters Hochrhein (SBO) aufgeführt werden. Vorgesehen war ein Doppelkonzert mit Auftritten in Waldshut und Wehr. Doch auch bei dem im Kreis Waldshut beheimateten Projektorchester gab Corona den Takt vor. Wie Initiator und Dirigent Christian Steinlein mitteilt, seien aktuell in diesem Kalenderjahr keine Konzertprojekte mit dem SBO geplant, auch wegen der fehlenden Planungssicherheit: „Deshalb ist unsere Aufführung der ‚Saga of Störtebeker‘ auf unbestimmte Zeit verschoben, aber nicht aufgehoben.“

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Ähnlich wie bei diesem Orchesterprojekt für sinfonische Blasmusik in der Region Hochrhein haben die Zeitläufte auch die Pläne der Stadtkapelle Wehr durcheinander gebracht. Ein „Hexentanz“, den noch Joachim Pfläging für die Jugendkapelle bei Wagner in Auftrag gegeben hat, harrt weiterhin der Aufführung. Dennoch hegt Wagner die Hoffnung, dass die Uraufführungen in der alten Heimat so bald als möglich zustande kommen – umso mehr, weil sich sein Lebensschwerpunkt woanders abspielt. Der in Süßen wohnende Musiker pflegt nach wie vor enge Beziehungen zu Luttingen, wo Mutter und Schwester leben, und zu seinem Bruder Manuel, der die Musikschule Bad Säckingen leitet. „So oft es geht, versuche ich mich zu Hause blicken zu lassen.“

Musikalische Wurzeln am Hochrhein

Am Hochrhein liegen auch Wagners musikalische Wurzeln. Seine Ausbildung begann er an der Jugendmusikschule Südschwarzwald. Er war Mitglied der Big Band des Hochrhein-Gymnasiums Waldshut, geprägt hat ihn auch die Zeit im Verbandsjugendorchester Hochrhein unter Julian Gibbons. Bereits während seiner Schulzeit leitete er die Jazz Band des Hochrhein-Gymnasiums und experimentierte mit Improvisation.

Neben seiner hauptsächlichen Arbeit beschäftigt sich der gefragte Komponist und Arrangeur gerne mit anderen Besetzungen und Stilen, Brass Band, Big Band, Chor, Jazzformationen. Auch konnte er bereits zahlreiche Werke bei einem Schweizer Musikverlag veröffentlichen, darunter Ouvertüren, Hymnen, Fanfaren, Märsche sowie Stücke aus der Richtung Jazz, Funk, Swing und Blues. „Ich schreibe am liebsten für Bläserbesetzungen“, sagt der hauptsächlich in der sinfonischen Bläserwelt aktive Komponist.

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Dass „tolle Konzerte“ bei der Deutschen Brass Band Meisterschaft ins Wasser fielen, bedauert Wagner sehr. Zum Glück kann er aber mit der Brass Band B 10, die er als Gastdirigent leitet, im November in Göppingen wieder auftreten. Wagner ist einer der Initiatoren, die mit dieser Band während der Pandemie gestreamte Konzerte gemacht haben: Orchestervideos mit Zehn-Minuten-Programmen. Stolz ist er ebenso auf ein stückweises CD-Aufnahmeprojekt in Zeiten von Corona mit zwei befreundeten Komponisten. Bei dieser Produktion wurden drei seiner Orchesterstücke eingespielt.

Eröffnung der Konzertsaison

Nach längerer Funkstille sind die Proben wieder angelaufen und Konzerte kündigen sich an. Mit dem von ihm gegründeten freien Versuchsorchester Filder Wind Symphony (besetzt mit rund 70 Musikern aus dem Großraum Stuttgart) eröffnet Wagner die Konzertsaison am 16. Oktober in Esslingen. Ende des Monats steht er am Pult des Kreisjugendblasorchesters Olpe im Sauerland und im November beim Jahreskonzert des Musikvereins Stetten/Filder. Während er eine begonnene musikalische Aufarbeitung von Corona wieder auf die Seite legte, konnte er eine Auftragskomposition für die Stadtkapelle Bad Wurzach – die Vertonung verschiedener Plätze in der Landschaft wie Hochmoor, Schloss, Hügel, Kapelle – fertigstellen und instrumentieren.

In den Startlöchern steht die Uraufführung von „Nostra Patria“ (Unsere Heimat) beim Jahreskonzert der Musikkapelle Hofstetten im Kinzigtal am 30. Oktober. Wagner hat den Leitspruch des Ortes („Dem Himmel ein Stück näher“) vertont. Die Schilderung der paradiesischen Naturlandschaft, gepaart mit der Lebensfreude der Bewohner, gefalle den Musikern und sie hätten viel Freude an dem Stück, hat er vom dortigen Dirigenten als Feedback von den Proben gehört. So schwierig die letzte Zeit auch war, so haben einige Erfolgserlebnisse Dominik Wagner doch bei Laune gehalten. Inzwischen ist der vielbeschäftigte Komponist froh, „dass es jetzt wieder losgeht“.