Die Schließung des Kiosks am Waldshuter Busbahnhof hat offenbar nicht die nachhaltige Wirkung erzielt, die sich Stadt und Polizei erhofft hatten. Mit Anstieg der Temperaturen verzeichnet die Polizei wieder eine Zunahme an Personen, die sich auf dem Areal treffen – negative Begleiterscheinungen inklusive. Zugleich entwickeln sich aber auch in anderen Teilen der Innenstadt neue Treffpunkte.
Mit Beginn des Frühjahrs nehmen Probleme wieder zu
Ein Video, das kürzlich in den sozialen Medien kursierte, rief das eigentlich bereits gelöst geglaubte Problem im Bereich des Bahnhofskiosks wieder in aller Deutlichkeit in Erinnerung. Zugleich sorgte der 14-sekündige Clip für eine Debatte über die Anfang des Jahres ergriffenen Maßnahmen von Polizei und Stadt. Zu sehen sind zwei junge Frauen, die am Boden liegen, augenscheinlich verstrickt in eine handgreifliche Auseinandersetzung, und eine Gruppe, die die beiden letztlich trennt. „Bahnhof Waldshut, fast jeden Tag passiert so etwas“, lautet der Kommentar des Filmers.
Tatsächlich sei das Problem Bahnhofskiosk keineswegs so vollständig gelöst, wie es nach der Schließung der Einrichtung im Februar den Anschein hatte, räumen Polizei und Stadt Waldshut-Tiengen auf Anfrage unserer Zeitung. „Mit Beginn der wärmeren Jahreszeit ist wieder ein Anstieg der Aufenthaltszahlen zu beobachten – allerdings weiterhin auf einem deutlich niedrigeren Niveau als zuvor“, so Verena Pichler, Sprecherin der Stadt.
Polizei: „Gefühlt ruhiger, aber noch immer viele Vorkommnisse“
Auch Christoph Efinger, Sprecher der Polizei Waldshut-Tiengen, bestätigt, dass das Areal wieder stärker frequentiert werde. Es sei wohl in erster Linie der zentralen Lage zuzuschreiben, aber auch dem Umstand, dass sich im Bereich Bahnhof/Busbahnhof aufgrund seiner Bedeutung als Knotenpunkt des öffentlichen Verkehrs in der Region, dass hier weiterhin sehr viele Menschen anzutreffen sind.
Nach Beobachtung der Polizei sei es zwar „etwas ruhiger geworden, jedoch befinden sich die Zahlen der Straftaten noch immer auf dem Niveau des Vorjahres“, wenngleich die Zahl der Einsätze sich deutlich reduziert habe, so Efinger weiter. Alles in allem liege die Zahl der von der Polizei registrierten Vorkommnisse „im mittleren zweistelligen Bereich“.
Eine Zunahme von Gewalttätigkeiten, wie sie vielfach in den Kommentarspalten der sozialen Netzwerke angeprangert wird, sei derweil im Bereich Busbahnhof Waldshut nicht feststellbar, betont Efinger.
Kiosk-Klientel verlagert Treffpunkte teils in Gerwig-Straße
Gleichzeitig sei aber auch eine Verlagerung der Treffpunkte in Richtung Robert-Gerwig-Straße – also nördlich des Bahnhofs – zu beobachten. Laut Pichler kristallisierten sich der dortige Lidl-Parkplatz wie auch das Parkdeck der Dorow-Clinic immer stärker heraus. Die noch vor einigen Wochen angenommene Abwanderung in andere Städte, sei nach aktuellen Beobachtungen der Polizei derweil doch nicht erfolgt.
Kommunaler Ordnungsdienst (KOD) und Polizei teilten sich derweil in enger Absprache die Arbeit bezüglich der Treffpunkte. Der KOD kontrolliere regelmäßig im Rahmen seiner üblichen Streifen in der Gerwig-Straße. Das Areal am geschlossenen Kiosk werde indes von der Polizei im Blick behalten.
„Wir behalten den Bereich weiterhin im Blick und fokussieren uns auf unser Maßnahmenpaket, welches wir in diesem Zusammenhang entwickelt haben“, schildert Efinger. Einzelheiten nennt er dazu allerdings nicht.
Nachfolgenutzung für Areal wird geprüft
Im Übrigen erwartet die Stadt ohnehin eine deutliche Entspannung, wenn das bisherige Kiosk-Areal anderweitig genutzt wird. Ein entsprechender Prüfauftrag sei bereits an die Stadtplanung erteilt worden, so Pichler: „Da der Platz direkt am Bahnhof, an der B34 und an einer wichtigen Radstrecke liegt, bietet sich eine Nutzung im Bereich Mobilität an.“ Eine Option sei demnach eine abschließbare Fahrradabstellanlage.