Das lange Warten hat zumindest in Waldshut ein Ende: Nach sechs Jahren Hängepartie erhält das Wohnbauvorhaben des Investors Claus Schleith in der Von-Kilian-Straße an Rande des Waldshuter Schuldistrikts wieder neuen Schwung. Im Gemeinderat machte die vorgestellte, aktualisierte Planung viel Eindruck. Dass die aktualisierte Planung an einigen Stellen nicht zuletzt aufgrund drastisch gestiegener Baupreise Abstriche macht, stieß bei einigen Vertretern des Gremiums allerdings auf Unverständnis. Dennoch votierte das Gremium am Ende mit großer Mehrheit für die Aufstellung eines vorhabensbezogenen Bebauungsplans und den Abschluss eines Durchführungsvertrags zwischen Stadt und Bauherr.

Was ist geplant?

Konkret sieht die Planung ein aus vier mehrgeschossigen Wohngebäuden bestehendes Ensemble vor, das sich in die durchaus anspruchsvolle Topografie einfügt, wie Architektin Luisa Stottmeister vom Architekturbüro Henning Musahl darstellte. Gebaut werde massiv mit Beton, die Gebäude erhalten eine Holzverkleidung.

Alles in allem sollen 46 Wohnungen mit Wohnflächen von 55 bis 205 Quadratmeter in den Gebäuden entstehen. Pro Etage seien drei Wohnungen vorgesehen. Die jeweils größten Wohnflächen werden in den Dachgeschossen entstehen. In einer unter den Gebäuden vorgesehenen Parkgarage sollen 67 Parkplätze entstehen. Diese werden über den unteren Chilbi-Parkplatz erschlossen. Dort soll eine fast sechs Meter breite Zufahrt entstehen.

Die Dächer werden einerseits begrünt und mit einer speziellen Versickerungstechnik ausgestattet, wie Stadtplaner Erik Böffgen darstellte: „Dadurch wird auch bei Starkregenereignissen das Wasser in dosierten Mengen in den Seltenbach abgegeben.“ Andererseits werden alle vier Gebäude auch Photovoltaik-Anlagen erhalten. Beheizt werden sie mit Wärmepumpen.

Wo gibt es Unterschiede zur Ursprungsplanung?

War das Vorhaben ursprünglich noch für eine Mischnutzung konzipiert, in der auch ein nicht unerheblicher Teil der überbauten Fläche für Gewerbe oder eine öffentliche Einrichtung vorgesehen waren, handelt es sich nun um eine reine Wohnbebauung mit zugehörigen Stellplätzen. Im Schnitt sind die Wohnungen aber um die Hälfte größer als ursprünglich geplant.

Die Zahl der Stellplätze wurden im Vergleich zur Ursprungsplanung leicht reduziert. Allerdings sei laut Architektin Stottmeister auch keine Tiefgarage mehr vorgesehen.

Gestrichen wurden laut Investor Claus Schleith auch die ursprünglich vorgesehenen sozial geförderten Wohnungen: „Das Projekt hängt nun seit sechs Jahren in der Warteschleife. In der Zwischenzeit sind uns die Baukosten förmlich davon gelaufen.“ Momentan sei daher die Ausweisung von Sozialwohnungen aus wirtschaftlicher Sicht nicht darstellbar. Die Baukosten waren vor drei Jahren noch mit 25 Millionen Euro beziffert worden.

Aktuell liegt das betreffende Grundstück unterhalb der Chilbi-Sporthalle im Dornröschenschlaf.
Aktuell liegt das betreffende Grundstück unterhalb der Chilbi-Sporthalle im Dornröschenschlaf. | Bild: Baier, Markus

Wo kam aus dem Gemeinderat Kritik?

Die Streichung der sozial geförderten Wohnungen wollte insbesondere Grünen-Stadträtin Claudia Linke nicht so einfach stehen lassen. Immerhin hätte der Anteil gut 30 Prozent am Gesamtbestand der künftigen Wohnungen betragen sollen: „Bei allem Verständnis für unternehmerische Interessen, aber als Kommune brauchen wir dringend sozialen Wohnraum.“

Ihre Forderung nach einem Festhalten an dem ursprünglich eingebrachten 30 Prozent-Anteil soziale Wohnungen hielt Linke in einem Antrag fest. Dieser wurde jedoch mit 18 zu vier Stimmen bei zwei Enthaltungen abgelehnt.

Auch nach Einschätzung der Stadtverwaltung wäre ein solches Ansinnen unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen schwer zu realisieren gewesen: „Das ist aktuell für einen Investor nicht darstellbar“, so Oberbürgermeister Martin Gruner, der betonte: „Wir wollen dieses Projekt nicht gefährden, weil es positive Effekte für den gesamten Wohnungsmarkt in der Stadt hat.“

„Wir wollen dieses Projekt nicht gefährden, weil es positive Effekte für den gesamten Wohnungsmarkt in der Stadt hat.“Martin Gruner, ...
„Wir wollen dieses Projekt nicht gefährden, weil es positive Effekte für den gesamten Wohnungsmarkt in der Stadt hat.“Martin Gruner, Oberbürgermeister | Bild: Fw

Auch Böffgen warnte: „Entsprechende Förderprogramme sind derzeit völlig überzeichnet. Es kann dadurch zu jahrelangen Verzögerungen kommen.“ Und damit seien auch weitere Kostensteigerungen für das Projekt verbunden.

Auf Nachfrage von Antonia Kiefer (Grüne) räumten Böffgen und Gruner ein, dass es während der Bauphase im Bereich des benachbarten städtischen Parkplatzes durchaus zu Behinderungen kommen und auch einzelne Bäume gefällt könnten. Detaillierte Aussagen ließen sich aktuell noch nicht treffen, aber Bäume müssten auf jeden Fall ersetzt werden. Generell bemühen sich alle Beteiligten, die Auswirkungen in Grenzen zu halten.

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Wie schätzt der Gemeinderat das Vorhaben ein?

Generell stieß das Vorhaben ebenso auf Zustimmung wie der Umstand, dass nun endlich wieder Bewegung in die ganze Angelegenheit kommt: „Es ist ein tolles Projekt. Es entsteht Wohnraum, der in der Stadt dringend benötigt wird“, kommentierte Harald Würtenberger (FW). Zugleich sei es ein Zeichen, dass nach Jahren des Stillstands im Baubereich in der Stadt wieder etwas vorwärts gehe.

Auch Philipp Studinger (CDU) war voll des Lobes, dass die Grundlagen nun Früchte tragen, wenngleich bei dem Projekt gewisse Einschnitte vorgenommen werden mussten: „Wir brauchen dieses Vorhaben“, betonte er. Entsprechend plädierte er auch dafür, Ziele im sozialen Wohnbau nicht zu hoch anzusetzen.

Auch OB Gruner konstatierte: „Es ist wichtig, dass wir bei solchen Angelegenheiten in eine Verlässlichkeit hineinkommen, gerade in Zeiten mit schwierigen Rahmenbedingungen.“ Die Stadt müsse Zuzüge ermöglichen und nicht zuletzt Fachkräften die Chance bieten, Wohneigentum zu erwerben – „sonst tun das andere“, so Gruner.

Kommt jetzt auch neuer Schwung ins Klettgau-Carré?

„Wenn nun bei dem Schleith-Projekt in Waldshut Fortschritte erreicht werden, ist damit zu rechnen, dass beim Klettgau-Carré in Tiengen auch etwas passiert.“ Erst im späteren Verlauf der Gemeinderatssitzung brachte Waldemar Werner (CDU) das Thema auf den Tisch, das ebenso seit Jahren in der Luft hängt und den Bewohnern Tiengens auf den Nägeln brennt.

Diese Frage war in den vergangenen Monaten immer wieder im Gemeinderat gestellt worden. Die Antwort des Oberbürgermeisters fiel auch dieses Mal vielsagend aus: „Ich möchte mich zum jetzigen Zeitpunkt nicht über halbfertige Projekte äußern.“ Allerdings gebe es „sehr gute Gespräche“ mit Investor Schleith: „Leider sind noch einige Fußangeln vorhanden.“ Auch gebe es Nachbesserungen in der Planung und es müssten Gespräche mit dem Regierungspräsidium Freiburg geführt werden. Auch die aktuelle Personalsituation der Stadtverwaltung komme erschwerend hinzu. Dennoch: „Ich hoffe, dass noch dieses Jahr etwas vorangeht“, so Gruner.