Erneut drei Stunden hartes Ringen, erneut intensive Gespräche, erneut kein Ergebnis: Nach einem weiteren zähen Verhandlungstag trennten sich die beiden Parteien im Ühlinger Ärztestreit, wiederum ohne eine Entscheidung gefunden zu haben.
Auf große Einigkeit folgte das Zerwürfnis
Zunächst waren sich beide Mediziner einig gewesen – Berg hatte sich froh gezeigt, dass seine zehnjährige Nachfolgersuche Anfang 2020 endlich von Erfolg gekrönt worden war. Schnell waren sich Berg und Jafar einig, die Übergabe der Praxis wurde vertraglich besiegelt.
Doch zum Vollzug ist es nicht gekommen. Stattdessen gab es ein Zerwürfnis zwischen den Ärzten, das selbst dem Landgericht noch gewisse Rätsel aufgibt. Seither praktiziert Jafar im wenige hundert Meter von Bergs Praxis entfernten Rathaus, Berg selbst praktiziert ohne gültigen Mietvertrag in seinen alten Räumen weiter.
Praxisinhaber praktiziert trotz Übergabevertrag und Mietkündigung weiter
Nachdem er eine junge Kollegin gefunden hatte, die die Praxis übernehmen soll, trat Berg sogar vom Übernahmevertrag zurück. Beurteilt der Vorsitzende Richter Jürgen Adam diese Entscheidung schon als juristisch fragwürdig, komme die „rechtlich prekäre Lage“ hinzu, die sich durch die Räumungsklage ergibt, welche die Grundstückseigentümerin gegen Berg erhoben habe, um Jafar den Einzug zu ermöglichen.
Jafars Position beurteilte Adam am ersten Prozesstag schon als aussichtsreicher. Seinen Kompromissvorschlag für eine halbwegs einvernehmliche Lösung hatten beide Parteien aber nicht angenommen.
Konkret sieht der Vorschlag so aus: 'Jafar erhält die Räumlichkeiten von Berg – die Patientendaten werden außen vor gelassen. Die Konkurrenzschutzklausel wird aus dem Vertrag gestrichen, dafür verpflichten beide Seiten sich, nicht schlecht über den anderen zu reden. Über den Kaufpreis müsste man etwaig noch einmal verhandeln.'
Verhandlung endet nach stundenlangem Ringen ohne Ergebnis
Auch am zweiten Prozesstag drehten sich die „intensiven Vergleichsgespräche“ um diesen Vorschlag, wie Adam im Gespräch mit dem SÜDKURIER sagte. Doch nach stundenlanger Auseinandersetzung trennten sich die Parteien erneut ohne definitives Ergebnis. Im Mai soll es weiter gehen. Dann soll auf jeden Fall eine Entscheidung getroffen werden, so der Vorsitzende Richter.
Wie diese aussehen könnte, ist noch offen. „Das Gericht wird es weiterversuchen, eine einvernehmliche Lösung zu erzielen“, betont Adam. Die Hoffnung, dass ein Kompromiss zustande kommt, sei weiterhin gegeben – „aber einfach wird es sicherlich nicht.“
Daher fahre das Landgericht zweigleisig, um am Ende auf jeden Fall ein Ergebnis stehen zu haben: „Notfalls wird eben eine richterliche Entscheidung getroffen“, so Jürgen Adam. Doch zuvor haben die Parteien im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Fristen noch einmal die Möglichkeit, sich zu verständigen.