Das sieht man nicht alle Tage: Ein Wels in einem Friedhofsbrunnen in Gurtweil. Der Entdecker des Wels versucht noch, dem Fisch zu helfen – doch vergeblich: kurze Zeit später verendet das Tier.
Diese kuriose Begebenheit erlebte der Gurtweiler Friedhofswart Waldemar Werner. Als er am Freitag, 1. August, die Friedhofsbrunnen auf dem Gelände reinigen wollte, entdeckte er in einem der drei Brunnen den mehr als 60 Zentimeter langen Wels.
Fisch wohl vorsätzlich im Brunnen ausgesetzt
„Ich kümmere mich ehrenamtlich um den Friedhof und mache da sauber. Als ich den Friedhofsbrunnen reinigen wollte und das Wasser abgelassen habe, habe ich den Wels entdeckt. Am Anfang habe ich den wegen der ganzen Algen gar nicht gesehen“, erklärt Waldemar Werner im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Allerdings habe der Fisch zu diesem Zeitpunkt noch gelebt. „Ich habe dann wieder Wasser dazu gelassen, der Wels ist dann aber doch verendet. Vielleicht wegen des Stresses“, so Werner weiter. Ob jemand den Fisch absichtlich in den Brunnen getan hat, kann Waldemar Werner zwar nicht mit Sicherheit sagen, er gehe aber stark davon aus.
Ein Streich?
Warum jemand einen Wels absichtlich in einem Friedhofsbrunnen aussetzt, bleibt Spekulation. Hubert Metzler vom Klettgauer Angelsportverein Tiengen vermutet, dass es sich hierbei um eine Art Schlecht-Buben-Streich handeln könnte. „Ein Angler würde so etwas jedenfalls nicht machen“, so Metzler auf Nachfrage.
Weshalb das Tier verendete, ist ebenfalls nicht geklärt. Metzler kann sich aber einen Tod durch Stress eigentlich nicht vorstellen. „Ein niedriger Sauerstoffgehalt im Wasser wäre eher ein Grund.“ Dieser könne variieren, abhängig davon, ob es sich um ein Fließ- oder ein Ruhegewässer handelt. Da im Brunnen kaum Wasserbewegungen vorherrschen, sei es gut möglich, dass der Sauerstoffgehalt eher niedrig war, vermutet Metzler.
Polizei bestätigt: Es wird zur Anzeige kommen
Markus Lazarte, zuständig beim Landratsamt Waldshut für Natur- und Umweltschutz sowie Vorsitzender des Klettgauer Angelsportvereins Tiengen, vermutet ebenfalls, dass der Wels ausgesetzt wurde. „Ja, das nehme ich an, denn in den vergangenen Tagen war ja auch viel Hochwasser und dann lassen sich die Welse sehr gut fangen.“ Da hätte ihn jemand ohne Probleme fangen, in einen Eimer in den Kofferraum packen und mitnehmen können, mutmaßt Markus Lazarte.
Zum tierschutzrechtlichen Aspekt erklärt die Pressestelle des Landratsamts Waldshut auf telefonische Nachfrage, man könne in diesem Falle auf jeden Fall Anzeige gegen Unbekannt stellen. Und dies scheint nun in die Wege geleitet worden zu sein. Denn laut der Abteilung Gewerbe und Umwelt des Polizeipräsidiums Freiburg liege hier definitiv ein Fall von Tierquälerei vor. „Es wird bei der Staatsanwaltschaft zu einer Anzeige gegen Unbekannt kommen“, bestätigte Polizei-Pressesprecher Christoph Effinger auf telefonische Nachfrage des SÜDKURIER.
Welse können 80 bis 100 Jahre alt werden
Der europäische Wels oder Flusswels ist der größte Süßwasserfisch Europas. „Und er ist ein typischer Klimawandel-Gewinner“, erklärt Hubert Metzler vom Klettgauer Angelsportverein Tiengen. Der Wels fühle sich in wärmerem Wasser sehr wohl, anders als die Forelle. Die Population sei in den letzten Jahren auch stark gestiegen, und Berichte über Riesen-Fänge lese man immer häufiger. „Früher war es noch eine Sensation, wenn jemand einen großen Wels geangelt hat“, erinnert sich Metzler.
Welse sind Raubfische und vor allem nachts und in der Dämmerung aktiv. Sie fressen Fische, aber auch Wirbellose und gelegentlich sogar kleine Wasservögel und Säugetiere. Welse werden in der Regel einen bis eineinhalb Meter lang, allerdings werden auch immer wieder weit größere Tiere gefangen. Experten schätzen, dass Welse 80 bis 100 Jahre alt werden können.
Das Verbreitungsgebiet des Welses erstreckt sich von Mittel- und Osteuropa bis Zentralasien.
Welse fürs Aquarium zu Hause?
In vielen Zoogeschäften können Aquariumsliebhaber Panzerwelse kaufen. Allerdings handelt es sich bei diesen Zierfischen um eine vollkommen andere Gattung. Panzerwelse (Gattung: Corydoras) werden maximal 6 bis 10 Zentimeter lang und kommen in Südamerika vor. Der Europäische Wels, um den es in diesem Fall geht, gehört zur Gattung Silurus und kann bis zu 2,85 Meter lang werden.