Wie hieß der letzte Bürgermeister von Oberalpfen? Richtig, der hieß Peter Ebner. Und der letzte Ratschreiber? Der hieß Hugo Schäuble. Doch diese Personalien wurden bedeutungslos, als Anfang der 70er Jahre die Gemeindereform kam, die sich gravierend auf die kleineren Ortschaften und die Selbstverwaltung auswirkte.
Die Gemeindereform
So wurde Oberalpfen am 1. Juli 1971 in die Stadt Waldshut eingemeindet, ebenso wie die Ortsteile Eschbach, Gaiß-Waldkirch, Schmitzingen und Indlekofen. In den ehemaligen Rathäusern wurde es still und die Gebäude wurden für andere Zwecken genutzt. Eine ähnliche Entwicklung gab es bei den Schulen: 1973 wurde die Oberalpfener Schule geschlossen, die Kinder wechselten nach Waldshut und müssen seitdem mit dem Bus zur Schule fahren.
Aber die Gemeindereform hatte auch ihre positiven Seiten: Oberalpfen erhielt einen Kinderspielplatz und eine Gemeindehalle, die Platz für 180 Personen bietet. Zudem hatte Oberalpfen das Glück, einen eigenen Kindergarten zu bekommen, der auch den Schmitzinger Kindern offensteht und der im ehemaligen Schulsaal untergebracht ist.

Auch Eschbach verfügt über einen eigenen Kindergarten, der zurzeit ausgebaut wird, um auch Kleinkinder aufnehmen zu können. Dann, 1973, wurde die Ortschaftsverfassung eingeführt, die jedem Ortsteil ein hohes Maß an Selbstverwaltung garantiert und ihnen die Möglichkeit bietet, ihre Angelegenheiten selbst zu regeln. Dazu verfügen die Ortsteile über ein eigenes Budget, den sogenannten Feldwegemitteln. Reichen die Eigenmittel nicht, wie das kürzlich im Ortschaftsrat Indlekofen zur Sprache kam, zeigt sich die Stadt in der Regel von ihrer großzügigen Seite und beteiligt sich an den Kosten.
Daneben werden auch viele Arbeiten in Eigenleistung ausgeführt, etwa in Oberalpfen, wo vor zwei Jahren die Halle neu eingedeckt, das Dach isoliert und im Innenbereich neue Akzente gesetzt wurden. Auch die alljährlichen Bürgerversammlungen sind für die Ortsteile ein wichtiges Signal ihrer Eigenständigkeit. Andererseits wurde es mancherorts auch etwas stiller.

So machten in Oberalpfen die beiden Läden dicht und das Autohaus Ebner zog ins Albbrucker Gewerbegebiet um. Positiv zu Buche schlugen zwei Schlosserbetriebe, die sich neu ansiedelten und auch ein neues Baugebiet, das für eine Belebung sorgte.
Ein Blick zurück
Eine kritische Zeit begann in Oberalpfen, als 1970 die Position des Ratschreibers nicht mehr besetzt werden konnte. Da riet das Landratsamt zu einer Verwaltungsgemeinschaft mit der Stadt. Damit wurden die Weichen für die spätere Eingemeindung gestellt. Bei vielen Bürgern löste diese Entwicklung zunächst Frust und Enttäuschung aus. Es hagelte Vorwürfe. Doch nach und nach erwachte in den Ortsteilen neues Leben, die positiven Aspekte der Eingliederung wurden immer deutlicher, die Stimmung hellte sich auf.
Unter der Regie des damaligen Ortsvorstehers Xaver Tröndle wurden neue Vorhaben in Angriff genommen: 1975 kam es zum Umbau des Rathauses, 1978 folgte der Umbau des Schlachthauses und der Ausbau des Jugendraumes im Dachgeschoss. Von 1980 bis 1985 erfolgte die Planung und Realisierung der neuen Ortsdurchfahrt und 1987 der Umbau des Gemeindebades zum Vereins- und Versammlungsraum. Zur gleichen Zeit wurde die Kanalisation in Angriff genommen, eine Maßnahme, die von entscheidender Bedeutung für die bauliche Entwicklung war. Durch einen Anbau am „Wäschhüsli“ erhielt die Feuerwehr ein neues Domizil und in der Dorfmitte entstand ein zweiter Spielplatz für den Kindergarten.
Die Waldshuter Ortsteile
Anfang der 70er Jahre, im Zuge der Gemeindereform, wurde in den fünf Waldshuter Ortsteilen die Ortschaftsverfassung eingeführt. Aus den Reihen der Ortschaftsräte wurde der Ortsvorsteher gewählt. Derzeit amtieren Matthias Schupp (Eschbach), Stefan Senn (Indlekofen), Lorenz Eschbach (Schmitzingen), Torsten Basler (Gaiß-Waldkirch) und Armin Arzner (Oberalpfen). Auch in den Tiengener Ortsteilen gibt es Ortschaftsräte.