Anette Klaas, kommunale Gleichstellungsbeauftragte, begrüßte das Publikum zu dem Konzert, das am internationalen Frauentag stattfand, mit den Worten: „Wir feiern am Weltfrauentag die Errungenschaften von Frauen weltweit. Doch wir dürfen nicht vergessen, Millionen Frauen kämpfen weiterhin für Gleichberechtigung, Sicherheit und Frieden. Seit über 100 Jahren soll am Weltfrauentag an die Frauen erinnert werden, die gegen Gewalt kämpfen. Lasst uns diesen Frauen eine Stimme geben.“

Sie sammelten Unterschriften für türkische inhaftierte Aktivistinnen: Anna Hirt (links) und Christina Schnitzer (rechts), daneben Anette ...
Sie sammelten Unterschriften für türkische inhaftierte Aktivistinnen: Anna Hirt (links) und Christina Schnitzer (rechts), daneben Anette Klaas und Elke Dufner-Kailer (weiter von links). | Bild: Susanne Schleinzer-Bilal

Eingeladen waren auch Anna Hirt und Christina Schnitzer von Amnesty International, die Unterschriften sammelten für inhaftierte Aktivistinnen in der Türkei. „Ich freue mich auf diese Auftaktveranstaltung, mit einer starken Frau und zwei starken Männern“, begrüßte Kulturamtsleiterin Kerstin Simon dann das Publikum im voll besetzten Ali Theater in Tiengen zum 19. World Town Festival.

Herausragende Stimme Süditaliens

Floriana Cangiano, die als eine der herausragenden weiblichen Stimmen Süditaliens gilt, war mit ihrem neuen Programm „brave ragazze“(mutige Mädchen) aufgetreten. Zusammen mit Cristiano Califano an der Gitarre und Michele Maione (Percussion) eroberte die sympathische Sängerin mit der kraftvollen Stimme das Publikum im Sturm.

Songs in verschiedenen Sprachen

Sie widmete sich mit ihrem Konzert verschiedenen Frauengestalten, mutigen, besonderen Frauen, denn Frauen würden oft zu wenig gewürdigt. Durch ihre Lieder gerieten sie nicht in Vergessenheit. Darunter sei auch ein Lied über Nonna Antonietta, ihre Oma, die eine ganz besondere Frau gewesen sei. Sie singe auf italienisch, napoletanisch, französisch oder katalanisch, kündigte sie dann an.

Sie singt explosiv wie ein Vulkan

Explosiv wie ein Vulkan sang sie über die argentinische Musiksammlerin und Folksängerin Leda Valladares, über Maddalena, deren weibliche Seele im Körper eines Mannes wohnt, und über eine vom Leben gezeichnete Frau, die dadurch zu einer wahren Giftschlange wird. Oder ihre Oma Antonietta, die über „Zauberkräfte“ verfügt habe und das „malocchio“ den bösen Blick von den Menschen nehmen konnte. Auch sie habe diese Superkraft geerbt, verspricht sie und „befreit“ das Publikum vom bösen Blick. „Das funktioniert“, versprach sie.

Liebeslied zwischen Vogel und Katze

Temporeich das Stück „Kampf zwischen Mensch und Schwerfisch“, amüsant das Liebeslied zwischen einem Vogel und einer Katze. Eines der Lieder ist Rosa Balistreri gewidmet, die eine der wichtigsten Stimmen Italiens sei und deren Leben von einer verzweifelten Liebe geprägt, eine einzige Katastrophe gewesen sei. Die Mischung aus frechen, melancholisch angehauchten und fröhlichen Liedern begeisterten das Publikum, das unbedingt eine Zugabe haben wollte. Mit „Viva le donne“, „es leben die Frauen“ und zwei Zugaben verabschiedeten sich Sängerin und Musiker von ihrem Publikum.

Nachdenkliche Stimmen zum Weltfrauentag

Stimmen von Anette Klaas, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Waldshut und Elke Dufner-Kailer, Gleichstellungsbeauftragte Zollamt Singen zum internationalen Weltfrauentag. Elke Dufner-Kailer ist überzeugt, dass es Männer mit feministischem Ansatz brauche. „Die neue Generation hat ein anderes Rollenbild. Wir dürfen nicht nachlassen. Wir müssen weiter kämpfen, dazu braucht es mutige Frauen“, sagt Dufner-Kailer. „Es gibt auch tolle Männer“, sagt wiederum Anette Klaas.

Bedenken bezüglich der neuen Regierung

Kritisch sehe sie es, bei Tendenzen mitzumachen, ohne diese zu hinterfragen. „Schade finde ich, dass bei den Kommunalwahlen weniger Frauen gewählt wurden und es auch weniger Gemeinderätinnen gibt. Wir haben aber tolle Frauen im Gemeinderat“, ist sie überzeugt. Bedenken habe sie bezüglich der neuen Regierung.

Zentrale Akteurinnen für den Frieden

„Männliche Autokraten verändern die Weltordnung, doch Frauen und ihre Kinder sind oft die ersten Opfer von Machtmissbrauch, Krieg, Gesetzlosigkeit und Gewalt. Frauen sind jedoch auch zentrale Akteurinnen für den Frieden, sie kämpfen für Verständigung, Gerechtigkeit und Versöhnung“, sagte Anette Klaas.

Frauen bewähren sich bei Verhandlungen

Studien zeigten, dass Friedensverhandlungen, an denen Frauen beteiligt seien, häufiger zu dauerhaften Lösungen führten. Dennoch würden ihre Stimmen oft überhört. „Wir müssen Frauen in Führungspositionen stärken, in Politik, in Diplomatie, in der Gesellschaft. Um dies zu ändern, steht auch die neue Bundesregierung in der Pflicht.“

Gleichstellung muss Priorität haben

Natürlich müsse auch in Krisenzeiten Gleichstellung Priorität haben, sie sei im Grundgesetz festgeschrieben und ein wichtiger Beitrag zur Zukunftsfähigkeit des Landes. Ein anderes Thema, das besorgniserregend sei, sei das hohe Maß an Gewalt an Frauen. 2023 seien die Zahlen dramatisch angestiegen. 180.715 Frauen seien Opfer von häuslicher Gewalt geworden. 360 Frauen seien Opfer von Feminiziden geworden. Der Schutz vor Gewalt könne nicht warten, bis 2030 das Gewalthilfegesetz in Kraft trete.

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